Dunkle Wolken über den Heidelberger Bädern: Es kam offenbar über Jahre hinweg zu Unregelmäßigkeiten an den Kassen. Archivfoto: Hoppe
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Noch weiß man bei den Stadtwerken im Grunde wenig, aber fest steht: Es gab über einen längeren Zeitraum in einem ihrer insgesamt fünf Heidelberger Bäder Unregelmäßigkeiten bei den Kartenverkäufen. Dabei seien die Tageseinnahmen "geglättet" worden, sagte Stadtwerkesprecherin Ellen Frings der RNZ. Allerdings sei noch unklar, was mit dem fehlenden Geld passiert sei und wie hoch die Einnahmen waren, die dem stadteigenen Unternehmen entgangen sind. Frings berichtet von "einer relativ komplexen Lage", auch Staatsanwalt Thomas Bischoff sagte, dass umfangreich ermittelt werde, noch sei "viel im Fluss". Im Juli hatte es eine Hausdurchsuchung bei den Stadtwerken gegeben.
Klar ist hingegen, dass die Stadtwerke einen Mitarbeiter fristlos entlassen haben ("Bei ihm waren die Indizien klar"), über den Kreis der weiteren Beschuldigten wollte die Sprecherin nichts sagen, nach RNZ-Informationen sind es drei. Offenbar kooperieren sie mit der Staatsanwaltschaft und den Stadtwerken, sie geben ihre Taten weitgehend zu. Sprecherin Frings sagt aber auch: "Es gibt immer noch viele offene Punkte und etliche Widersprüche."
Die Sache kam bereits im Frühjahr ins Rollen, als sich ein Mitarbeiter an einen externen Vertrauensanwalt der Stadtwerke wandte und ihn auf die Differenzen zwischen Einnahmen und Kartenverkäufen hinwies. Der Anwalt führte mit 21 Angestellten des Unternehmens - teils aus der Bädersparte, teils aus der Verwaltung - lange Gespräche und legte vor etwa drei Wochen seinen Bericht vor: Demnach gab es "einige Unregelmäßigkeiten bei Glättungen" (Frings), etliche Kartenverkäufe wurden auch nicht über das Kassensystem abgewickelt.
Untersucht wurde der Zeitraum der Jahre 2011 bis 2016, wobei noch ungeklärt ist, wann die Unregelmäßigkeiten begonnen haben. Sie betrafen offenbar ein bestimmtes Bad, dessen Namen aber die Sprecherin nicht nennen wollte. Auch wenn sie ebenso "aus Schutzgründen" nicht sagen wollte, wo genau die Beschuldigten gearbeitet haben, deutet viel darauf hin, dass die Unterschlagung direkt an der Kasse geschehen sein muss. Da die insgesamt 27 Bäder-Mitarbeiter ihren Einsatzort immer mal wieder wechseln, ist wohl davon auszugehen, dass ein "Team" operiert haben muss, das die Situation in einem Bad ausnutzte.
"Wir ziehen durchaus Konsequenzen", sagt Firmensprecherin Frings, jetzt würden mögliche Schwachstellen analysiert: "Ein Schwerpunkt in unserem internen Kontrollsystem sind die Kassenprozesse." Nun wollen die Stadtwerke "mit externen Experten klären, wo wir noch Umsetzungslücken haben - und diese auch schließen".
Auch wenn die genaue Höhe des Schadens nicht feststeht, es werden wohl keine allzu hohen Summen gewesen sein, weil die Rundungsdifferenzen am Ende nicht so dramatisch gewesen seien. Zumindest ist das alles nicht vergleichbar mit einem Fall bei der RNV vor zehn Jahren: Im Mai 2007 entdeckte die Innenrevision, dass Fahrgelder in Höhe von 2,2 Millionen Euro unterschlagen worden sind. Im Januar 2008 wurde ein Mitarbeiter zu zehn Monaten auf Bewährung verurteilt, dem man 11.000 Euro nachweisen konnte. Er hatte es auch leicht: Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf lagen tagsüber ungesichert in einem Rollcontainer des RNV-Büros.