Evein Obulor (l.) und Mareike Ritter vom "Migration Hub Heidelberg" wollen gemeinsam Herausforderungen begegnen. Foto: Welker
Von Marion Gottlob
Heidelberg. Gleich zwei Heidelberger Vereine sind beim Wettbewerb "Startsocial" aus ursprünglich 500 Bewerbern ausgewählt worden und nun mit 23 anderen Initiativen nach Berlin eingeladen: Es sind die gemeinnützigen Initiativen "Migration Hub Heidelberg" (MHH) und "Aufklärung gegen Tabak". Sie wurden in Heidelberg gegründet, doch sie empfinden sich einer nationalen und internationalen Gemeinschaft zugehörig und suchen nach ganz neuen Wegen bei der Lösung von Problemen. Evein Obulor von MHH sagt: "In Gemeinschaft ist man nicht allein mit den Herausforderungen."
Vorbild für MHH ist das "Migration Hub Network" in Berlin. Bei einem Besuch hat Obulor die Begeisterung der Berliner Macher erlebt: "Man kann so viel bewegen, wenn man an einem Strang zieht." So etwas sollte auch am Neckar entstehen, aber auf Heidelberger Art. Ein ganzes Jahr lang sammelten Obulor und ihr Team Informationen über Initiativen, die sich in Heidelberg mit Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrungen befassen. Das Wort "Hub" steht für Knotenpunkt - und so wurde im Jahr 2017 dann MHH als Netzwerk für Akteure im Bereich Flucht und Migration gegründet. Ziel ist es, den Austausch und die Zusammenarbeit zu fördern. Die Studierenden Mareike Ritter (Religionswissenschaft) und Obulor (Politikwissenschaft) erklären: "Wir beraten Gruppen bei Fragen zur Organisationsstruktur oder bei der Umsetzung ihrer Projekte. Wenn eine Gruppe einen Verein gründen möchte, begleiten wir sie auf diesem Weg." Ganz wichtig: Bei der Begleitung stehen Wünsche und Bedürfnisse der Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen im Vordergrund. Obulor sagt: "Wenn wir gute Strukturen schaffen, kann Migration eine Chance für unsere Gesellschaft sein." Jeden Montag um 20 Uhr trifft sich das Team von MHH im Deutsch-Amerikanischen Institut.
Der Verein "Aufklärung gegen Tabak" wurde 2012 von Titus Brinker im dritten Semester des Medizinstudiums gegründet. Heute arbeitet er am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen. Er hatte die Vision, dass Medizinstudierende in Schulen Kinder und Jugendliche über die Gefahren des Tabak-Konsums aufklären sollten.
Die Idee fand Anklang: Heute klären über 2500 Medizinstudierende von 37 deutschen, österreichischen und Schweizer Universitäten pro Jahr 25.300 Schüler über das Rauchen auf - und bilden Hunderte von angehenden Ärzten und rund 15.000 Krankenpflegeschüler für die Entwöhnung am Patienten aus. Weitere 78 Medizinfakultäten in 18 Ländern machen ebenfalls mit. Die Mitglieder des Vereins betreiben die größten Studien zur Tabakprävention weltweit. Es gibt zwei Apps mit über 650.000 Nutzern für die Prävention. Unter anderem können die Jugendlichen mit einer App verfolgen, wie das Gesicht durch das Rauchen vorzeitig altern könnte.
Die Studierenden Alessandra Holzem und Valentin Vecera sind heute im Vorstand des Vereins. Sie erläutern das neue Konzept der Aufklärung: "Wissenschaftliche Studien belegen, dass ein angstinduzierender Ansatz in der Prävention nicht wirksam ist. Wir wollen daher mit den Vorteilen des Nichtrauchens punkten. Sich neben dem Medizinstudium zu engagieren, ist enorm wichtig. Wenn wir in unserer Freistunde auch nur einen Schüler überzeugen, dann hat es sich schon gelohnt."
Die Initiative "Startsocial" bietet "Hilfe für die Helfer" in Form einer dreimonatigen Beratung für jährlich 100 soziale Projekte deutschlandweit. Am heutigen Montag findet die Preisverleihung im Bundeskanzleramt in Berlin statt. Schirmherrin ist Bundeskanzlerin Angela Merkel.