Die Linie 32 ist beliebt, weil sie den Uniplatz mit dem Campus Bergheim und dem Neuenheimer Feld verbindet. Foto: Alex
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Es ist wohl die wichtigste Busverbindung für die Heidelberger Stundenten: Die Linie 32 fährt normalerweise vom Universitätsplatz über den Campus Bergheim bis ins Neuenheimer Feld. Doch ausgerechnet sie hat die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) zum 1. Oktober, und damit kurz vor Beginn der Vorlesungszeit, die am Montag beginnt, tagsüber eingestellt. Franz-Wilhelm Coppius, Bereichsleiter Fahrbetrieb bei der RNV, erklärt, was sich dahinter verbirgt.
Warum haben Sie die Linie 32 zum Beginn des Studienhalbjahres weitgehend eingestellt?
Dieser Schritt hat nichts mit dem Semester zu tun, sondern mit unserer zusätzlichen Fahrleistung, die wir im Zuge der Bauarbeiten am Hauptbahnhof erbringen müssen. Am 10. September haben wir eine neue Bauphase begonnen und mussten den Fahrplan ändern, seither müssen noch mehr Fahrten, die normalerweise von Straßenbahnen abgedeckt werden, von Bussen übernommen werden. Dafür waren nicht mehr genügend Fahrer vorhanden. Mit der Konsequenz, dass wir am 24. September massive, ungeplante Fahrausfälle hatten. Nachdem das passiert ist, haben wir uns entschlossen, das Angebot zu reduzieren, um den Fahrplan stabil zu halten.
Franz-Wilhelm Coppius. F: privat
Warum hat die RNV nicht genügend Busfahrer?
Das hat zum einen etwas damit zu tun, dass die Planung für mehrere große Bauarbeiten in unserem Netz immer wieder abgeändert wurde. Auch der Umbau am Hauptbahnhof hätte ja ursprünglich bereits im Jahr 2017 beginnen sollen. Jetzt geschieht vieles gleichzeitig, dadurch ist ein sehr komplexer Dienstplan entstanden. Dass wir dafür zu wenige Busfahrer haben, ist bei den Vorplanungen leider nicht konsequent berücksichtigt worden.
Was tun Sie nun gegen den Personalmangel?
Wir haben in diesem Jahr bereits 120 Fahrerinnen und Fahrer eingestellt und wollen das auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Auf der Schiene ist das etwas einfacher, weil hierfür mehr geeignete Kandidaten auf dem Arbeitsmarkt vorhanden sind. Wenn Sie aber einen fertig ausgebildeten Busfahrer suchen, ist das heutzutage ganz schön schwer. Der Markt ist leer gefegt. Zudem müssen wir die Stellen ja auch immer ausschreiben, wodurch wieder Zeit verloren geht. Aus all diesen Gründen ist es zu dieser Schieflage gekommen.
Wie viel Fahrpersonal haben sie derzeit? Und liegt der Engpass auch am hohen Krankenstand?
Wir haben insgesamt 1000 Fahrerinnen und Fahrer. Und nein, wir haben anders als in früheren Jahren derzeit keinen übermäßig hohen Krankenstand und dieser ist auch noch gleichmäßig über das gesamte RNV-Gebiet verteilt. Wir haben in den letzten Jahren einiges unternommen, um den Stress für die Fahrer und somit auch die Krankheitsfälle zu reduzieren. So verlängern wir unter anderem sukzessive die Wendezeiten auf den einzelnen Linien, um die Pünktlichkeit und Zufriedenheit unseres Fahrpersonals zu erhöhen.
Ist das kein Problem, dass die wichtige Busverbindung von der Altstadt ins Neuenheimer Feld vorübergehend wegfällt? Können Sie die Lücke mit anderen Linien schließen?
Uns ist klar, dass das eine besondere Herausforderung sein wird. Momentan ist das Wetter noch sehr fahrradfreundlich. Wenn es kälter wird, müssen wir wahrscheinlich reagieren. Durch die Bauarbeiten am Hauptbahnhof wäre die Linie 32 aber ohnehin nur noch zwischen dort und dem Universitätsplatz gependelt und hätte das Neuenheimer Feld nicht mehr angebunden. Wer vom Universitätsplatz dorthin will, muss jetzt die Linie 31 nehmen, die über die Mönchhofstraße fährt.
Ich gehe davon aus, dass wir dort in der Lage sein werden, zusätzliche Busse einzusetzen. Bis zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember müssen wir noch einiges verbessern, das ist uns schon klar. Mit der Großbaustelle am Hauptbahnhof haben wir eine besondere Lage. Im Moment ist es noch zu früh, vorherzusagen, welche Wege die Fahrgäste sich suchen werden.
Die Stadt hat ja die Leistungen bestellt. Muss sie nun bei diesen Einschränkungen weniger bezahlen?
Bei kurzfristigen Änderungen spielt das keine Rolle. Die Stadt hat uns mit dem gesamten Linienverkehr betraut. Und bei Baustellen wie jetzt am Hauptbahnhof sitzt auch die Stadt mit im Boot. Nur wenn wir dauerhaft Linien über ein Jahr einstellen würden, müsste man noch einmal neu verhandeln.
Wann wird die Lage für die Fahrgäste wieder besser?
Ich denke spätestens mit dem neuen Winterfahrplan am 9. Dezember.