Zwei Häuser bleiben nach Schlammlawine unbewohnbar
Nach dem Erdrutsch in Ziegelhausen - Der Hang ist so unsicher, dass er momentan nicht untersucht werden kann

Von der Treppe, die von der Straße "Am Bächenbuckel" bis zur Eingangstür führte, war nach dem Hangrutsch nichts mehr zu erkennen. Foto: Priebe
Von Timo Teufert
Heidelberg. 57 Stufen führten von der Straße "Am Bächenbuckel" bis zur Eingangstür des Hauses von Wolf Kray. Seit sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag eine Schlamm- und Gerölllawine ihren Weg durch das Grundstück in Ziegelhausen bahnte, ist davon nichts mehr zu erkennen. Überall liegen Felsbrocken und Schlamm, stetig läuft Wasser vom Hang auf die Straße. Nachdem die Feuerwehr Kray und seine Frau noch in der Nacht mit der Drehleiter vom Balkon aus in Sicherheit gebracht hatten, durften die beiden nicht zurück in ihr Haus. Genau so geht es zwei Nachbarn, deren Gebäude auf der anderen Straßenseite liegt.
Daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Gestern waren ein Prüfstatiker und ein Bodengutachter vor Ort, um sich die Lage anzuschauen. Doch wegen des aufgeweichten Bodens kann man vorerst nichts machen. Die Straße bleibt gesperrt, der Hangbus muss eine Umleitung fahren.
"Ich habe nie einen Gedanken daran verschwendet, dass so etwas passieren könnte", sagt Wolf Kray im Gespräch mit der RNZ. Ausgangspunkt für den Hangrutsch war ein relativ neu bebautes, mit großen Granitfindlingen terrassiertes Grundstück im Hirtenbrunnenweg oberhalb von Krays Haus. Weil die Findlinge abrutschen könnten, bleibt die Straße vor dem Haus gesperrt, auch für Fußgänger ist der Durchgang gesperrt. "Achtung Lebensgefahr!", heißt es auf den Schildern. "Der Hang ist so unsicher, dass wir im Moment nicht reingehen können, um ihn zu untersuchen", sagte ein Stadtsprecher gestern. Man müsse warten, bis der Erdboden dort ein Stück weit getrocknet sei. "Angesichts der Wetterprognose kann das bis Anfang nächster Woche dauern."
Den Hangrutsch hatte Kray im Halbschlaf für ein aufziehendes Gewitter gehalten: "Das hat mich nicht weiter aufgeregt", sagt der 74-Jährige. Er sei in der Sonntagnacht nur aufgewacht, weil er einen "Mordslärm" auf der Straße gehört habe, berichtet Kray, der mit seiner Frau zusammen seit 43 Jahren in dem Haus am Ziegelhäuser Osthang lebt, in das er nun erst einmal nicht zurückkehren darf. Bei einem Blick aus dem Fenster habe er Feuerwehrleute hin- und herlaufen sehen, die mit Scheinwerfern in ihre Fenster geleuchtet hätten. Er sei dann auf den Balkon gegangen und habe zu den Helfern herunter gerufen. "Als ich unsere Haustür aufmachte, habe ich nur Grün gesehen. Da lag ein Baum oder ein großer Busch", berichtet Kray. Per Telefon verständigten sich die Hausbewohner schließlich mit den Helfern.
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Weil für die aber kein Durchkommen zum Haus war, setzte die Berufsfeuerwehr ihre Drehleiter ein, um die Bewohner einzeln vom Balkon aus auf die Straße zu bringen. Kray nahm den nächtlichen Ausflug mit der Drehleiter mit Humor: "Das war doch etwas Tolles für die ganze Nachbarschaft", lachte er und lobte die Helfer: "Die Einsatzkräfte waren nett, freundlich und hilfsbereit und haben sich rührend um uns gekümmert." Auf der Straße eröffnete ihnen das Technische Hilfswerk dann, dass sie das Nötigste zusammenpacken müssten, weil an eine Rückkehr bis auf Weiteres nicht zu denken war: "Meine Frau hat Papiere, Wasch- und Rasierzeug mitgenommen", berichtet der Hauseigentümer. An Kleidung haben die beiden nur, was sie am Leib trugen. "Jetzt muss meine Frau in die Stadt und neue Sachen kaufen", sagt Kray lakonisch.
Wie es weitergeht, wissen die beiden noch nicht. Zunächst verbrachten sie über den Jahreswechsel zwei Nächte bei der Tochter, dann zogen sie in ein Hotel im Stadtteil um. Er rechnet damit, dass es mindestens vier Wochen dauert, bis sie zurück in ihr Haus können. "Es können aber auch zwei bis drei Monate werden", gibt sich der pensionierte Lehrer realistisch.



