Die Anwohner erhoffen sich ein Tempo-20-Zone oder einen verkehrsberuhigten Bereich in der Rheinstraße. Weil dafür aber auf beiden Seiten zum Beispiel Geschäfte entstehen müssten, sei das nicht möglich, so die Stadt. Foto: Hentschel
Von Steffen Blatt
Heidelberg-Südstadt. Rund 100 Kinder wohnen im Quartier mit gemeinschaftlichen Wohnprojekten zu beiden Seiten der Rheinstraße im Westen von Mark-Twain-Village. Auf drei Baufeldern in der Nähe werden ebenfalls Wohnungen entstehen, die Kinderzahl wird also noch steigen. Darum hätten die Anwohner in der Rheinstraße dort am liebsten einen verkehrsberuhigten Bereich. Doch geht es nach den Vorschlägen der Stadtverwaltung, wird es damit nichts werden.
"Ein Shared-Space-Bereich wäre unser Favorit", sagt Felix Schacht, der in der Rheinstraße 12 wohnt und für die Grünen im Bezirksbeirat Südstadt sitzt. Beim Shared-Space-Modell teilen sich alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt einen Verkehrsraum, auf Ampeln, Schilder und Fahrbahnmarkierung wird verzichtet. Mit der Vorlage, die ab dem 22. September in den städtischen Gremien diskutiert wird – zuerst im Bezirksbeirat Südstadt – ist er nicht zufrieden. Denn darin wird ein Shared-Space-Modell nicht einmal geprüft, sondern die Möglichkeit eines verkehrsberuhigten Bereichs oder einer Tempo-20-Zone. Und das Amt für Verkehrsmanagement kommt bei beiden Varianten zu dem Schluss: "Mit der Straßenverkehrsordnung nicht vereinbar."
Im November und Dezember 2019 ging es in den Ausschüssen und im Gemeinderat bereits um dieses Thema. Das Stadtparlament sprach sich für eine Verkehrsberuhigung aus. Doch schon damals kamen die beteiligten Fachämter zum selben Ergebnis wie heute. Für Tempo 20 wäre unter anderem eine beidseitige Nutzung der Rheinstraße eine Voraussetzung, zum Beispiel durch Geschäfte, die für viel Fußgängerverkehr und häufige Querungen sorgen.
Nun sind in der Rheinstraße zwischen Roebling- und Kirschgartenstraße – auf diesen Bereich bezieht sich die aktuelle Beschlussvorlage – nur auf der nördlichen Seite Geschäfte vorgesehen. Gegenüber entsteht gerade der "Andere Park", weiter östlich befindet sich das Kulturzentrum "Chapel". Das reicht laut Stadtverwaltung nicht, um "publikumsintensive Nutzungen" anzunehmen.
Genau diese Formulierung wird im Text zwar gebraucht, um den "Anderen Park" zu beschreiben. Die drei Zugänge zu der Grünfläche von der Rheinstraße aus könnten aber "nicht mit beispielsweise einem Geschäft oder Café gleichgesetzt werden. Die Präsenz der zu Fuß Gehenden auf der Seite des Parks ist nicht dauerhaft", heißt es in der Antwort auf eine RNZ-Anfrage. Die Nutzung finde "außerhalb der Rheinstraße" statt.
Somit soll laut Vorlage in der Rheinstraße Tempo 30 gelten. Und in den kommunalpolitischen Gremien wird es eher um die Gestaltung der Fahrbahn gehen, für die zwei Vorschläge gemacht werden. Einmal mit begrüntem Mittelstreifen – der Favorit der Verwaltung – und einmal mit leicht verschwenkter Fahrbahn.
Direkt vor den Haustüren der Wohnprojekte – zwischen Roebling- und Zengerstraße – wird übrigens "nur" die Fahrbahn erneuert. Denn dort gehören die Fußgängerwege zu den jeweiligen Grundstücken. "Dort werden unter anderem die baurechtlich nachzuweisenden Stellplätze ausgewiesen. Die Flächen werden von den jeweiligen Eigentümern abschnittsweise und in Abstimmung mit der Straßenerneuerung hergestellt. Hier findet ein regelmäßiger Austausch mit den Grundstückseigentümern statt", heißt es bei der Stadtverwaltung auf RNZ-Nachfrage.
Info: Das Thema wird am Dienstag, 22. September, im Bezirksbeirat Südstadt diskutiert. Beginn ist um 18 Uhr im Mark Twain Center, Römerstraße 162. Es sind acht Besucher zugelassen, es besteht Maskenpflicht.