Eberhard Gienger (Mitte) sprach auf Einladung seiner Parteikollegen Alexander Föhr (links) und Karl A. Lamers. Foto: Alex
Von Karla Sommer
Heidelberg. Über die Bedeutung des Ehrenamtes in Sport und Gesellschaft referierte auf Einladung der Heidelberger CDU der sportpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Eberhard Gienger in der Kirchheimer "Soccarena." Der ehemalige Weltklasseturner mit seinen größten Erfolgen in den Siebzigerjahren begrüßte bei der öffentlichen Veranstaltung herzlich seinen "Turnbruder Karl A. Lamers", mit dem er im Bundestag sitzt und der interessiert der freien Rede seines politischen Kollegen lauschte. Schließlich wird das Thema Ehrenamt in einer digitalen und unruhigen Welt immer wichtiger und damit auch politischer, konnte man hören.
"Vereine sind aktuell ein ruhender Pol und eine zweite Heimat für viele", so Gienger. Er wies gleichzeitig auf ein Problem hin, das durch sportliche Aktivitäten in einem Verein aufgefangen werden kann, nämlich auf die steigende Zahl von übergewichtigen Kindern. Wir brauchen eigentlich die tägliche Sportstunde und Bewegung von Anfang an", ist der ehemalige Sportler und heute leidenschaftliche Fallschirmspringer überzeugt. Er empfiehlt aber auch Erwachsenen, am Ball zu bleiben, denn "jeder Muskel ist trainierbar - auch der eines Bundestagsabgeordneten ..." Gequältes Lächeln von Lamers - doch die beiden scheinen sich gut zu verstehen.
"Die Chance auf Bewegung bekommen wir durch die ehrenamtlich tätigen Vereinsmitglieder", ist Giengers Überzeugung, und er weist damit auf das deutsche Vereinssystem hin, das er als einmalig einstuft. Die Bedeutung der ehrenamtlichen Tätigkeit dort beziffert er mit einem geschätzten Sozialproduktvolumen von 50 Millionen Euro pro Jahr, das der Bundesrepublik zugutekommt. Getragen wird das Engagement in den Vereinen von 43,6 Prozent der Bevölkerung. Diese Zahl kam von Alexander Föhr, Vorsitzender der CDU Heidelberg, der in der Begrüßung des prominenten Gastes auch hervorhob, dass die ehrenamtliche Tätigkeit in Baden-Württemberg noch größer sei, nämlich 48,3 Prozent.
Der Prozentsatz, so schätzt Gienger, wäre wahrscheinlich sogar noch höher, wenn es die unangenehme Bürokratie im Breitensport und ganz besonders in der ehrenamtlichen Tätigkeit nicht gäbe. "Wenn jemand eine gute Idee für den Bürokratieabbau hat, dem zahle ich den Flug nach Berlin," so sein nicht zu unterschätzender Vorschlag.
Anschließend leitete Gienger zu einer Fragerunde über, die sich unter anderem mit der Perspektive des Turnsports beschäftigte. "Wenn wir in der Weltspitze mitturnen wollen, müssen wir mehr trainieren als andere und die Rahmenbedingungen ändern", so Gienger, der in diesem Zusammenhang anregte, Spitzensportlern neben dem Training "ein soziales Netz" zu bieten - zum Beispiel in Form einer parallel laufenden Ausbildungsmöglichkeit.
Weitere Themen wurden angesprochen, etwa das finanzielle Ungleichgewicht bei der Förderung von Kultur und Sport sowie die zunehmende Gewalt bei Fußballspielen. Das zu lösen, sei kompliziert, meint Gienger, der aber nach dem Motto "Wehret den Anfängen!" die Vereine und ihre Schiedsrichter in der Pflicht sieht, als Vorbild zu wirken. Er sieht besonders das Problem in den unteren Ligen, wobei aber auch bei den Profispielen das Recht besser und effektiver angewendet werden müsste. Für alle, die den Ex-Turner und aktuellen Fallschirmspringer in Heidelberg in Aktion sehen will, sagte Gienger noch: "Ich schwebe am 29. Juli ins Rugbystadion ein."