Von Maria Stumpf
Heidelberg-Boxberg/Emmertsgrund. (bms) Fünf Bearbeitungsstufen gibt es auf dem Weg zum neuen Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Heidelberg 2035, in diesen Wochen wird der Öffentlichkeit eine von Fachbüros erstellte Situationsanalyse vorgestellt. Betrachtet werden alle Aspekte der Mobilität in ihrem Zusammenhang. Im Fokus steht zwar die Gesamtstadt, doch der VEP ist das grundlegende Planwerk, das die Entwicklung auch in den Stadtteilen strategisch abbilden will.
Im Bürgerbeteiligungsverfahren waren vergangene Woche Bewohner von Boxberg und Emmertsgrund zur virtuellen Sitzung eingeladen. In den Stadtteilen leben rund 12.000 Menschen. Rund 30 Teilnehmer hatten sich zugeschaltet, davon kamen 41 Prozent aus dem Emmertsgrund, 29 Prozent vom Boxberg. Yvonne Knapstein moderierte, mit dabei waren Helen Dorn vom Amt für Verkehrsmanagement und Vertreter der Fachbüros "Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen" (IVAS) und "VerkehrsConsult Dresden-Berlin" (VCDB).
Was sind die Herausforderungen in den beiden Stadtteilen, die als Großwohnsiedlungen in den 1960er bis 1970er Jahren entstanden sind und geprägt werden durch ihre Stadtrand- und Hanglage? Zwar verfüge man über eine eigenständige Nahversorgung, die ÖPNV-Verbindung erfolge aber ausschließlich über Busverkehr mit teils langen Reisezeiten und keinen optimalen Anschlüssen an den Hauptbahnhof oder die S-Bahn, führte Jan Schubert vom Büro IVAS in das Thema ein. Viele Haltestellen seien nicht barrierefrei.
Es gebe keine direkte Verbindung zum städtischen Radroutennetz, aufgrund der flächenhaften Verkehrsberuhigung seien vor Ort aber auch keine eigenständigen Radverkehrsanlagen erforderlich. "Für Fußgänger gibt es auch viele ergänzende Wegestrukturen", merkte er an. Und auch wenn das Gehwegparken Fußwege einschränke wie etwa in der Bothestraße, sei dieses Problem weniger verbreitet im Vergleich zu anderen Stadtteilen.
In den Arbeitsgruppen mit den Bewohnern wurde deutlich, dass die Themen Radwege, Sicherheit und Parkplatzsituation im Fokus standen. "Wir haben zwar Tempo-30-Zonen, dafür aber keine Radwege. Das ist für Schulkinder und Ältere gefährlich", hieß es. Und weil es keine optimalen Busverbindungen über die Altstadt hinaus gebe, würden viele das Auto brauchen. "Weil Garagen fehlen, gibt es dann Parkplatzprobleme und alles ist nachts zugeparkt." Oder wie wäre es, "eine Straßenbahn auf den Berg fahren zu lassen?"
Eine von den Planern angedachte Parkraumbewirtschaftung in den Stadtteilen sah man dagegen eher kritisch. "Wir haben schon genug Halteverbote." Überhaupt seien Plätze wie etwa Botheplatz, Otto-Hahn-Platz oder Forstquelle zu weit weg von den ÖPNV-Haltestellen und besonders ärgerlich sei, dass der Kurzstreckentarif in den Bussen "noch nicht mal in den Stadtteilen reicht".
Dirk Ohm vom IVAS-Büro hatte vorab grundlegende Infos zur gesamtstädtischen Situation mitgebracht. Heidelberg sei eine wachsende Stadt in einer sich verdichtenden Region, die Bevölkerungszahl und auch die Zahl der Arbeitsplätze würden bis zum Jahr 2035 um rund 20 Prozent wachsen.
Info: Dienstag, 6. Oktober, ab 18.30 Uhr Lokalkonferenz für Bahnstadt, Pfaffengrund. Anmeldungen hier.