Patrick Henry Village liegt südwestlich von Heidelberg, neben der Autobahn 5 (rechts im Bild). Zuerst wird der südliche Teil der US-Siedlung aktiviert: der ehemalige Supermarkt (1), die Middle School (2) und die Wohnhäuser in der South Gettysburg Avenue (3). Foto: Sommer
Von Denis Schnur
Heidelberg. Jetzt soll es ganz schnell gehen: Schon Ende 2020 sollen die ersten Bewohner in Patrick Henry Village (PHV) einziehen. Diese Maßgabe hat Oberbürgermeister Eckart Würzner in der vergangenen Woche ausgegeben. Den Anfang sollen vor allem Kreative, Sportler und junge Menschen machen. Das ist Teil der Konversionsvereinbarung, die Stadt und Bund - Käufer und Noch-Besitzer der Fläche - heute auf der Immobilienmesse Expo Real in München unterzeichnen.
Darin legen beide Akteure fest, wie sie aus der ehemaligen US-Siedlung einen neuen Stadtteil machen wollen - und vor allem wie dort möglichst schnell Wohnraum entstehen kann. Denn anders als bei den US-Flächen in Rohrbach oder der Südstadt will der Bund das Areal nicht nur verkaufen - sondern ein "aktiver Partner bei der Flächenentwicklung sein".
So behalte sich die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) vor, "Teilflächen nicht zu veräußern, Bestandsgebäude langfristig zu nutzen bzw. umzunutzen und Teilflächen selbst zu entwickeln. Im Fokus steht hierbei die Schaffung von Wohnraum", wie es im Entwurf für den Vertrag heißt. Wie genau das aussehen soll - wie viele Wohnungen wann und für wen geschaffen werden sollen -, steht noch nicht fest. Unklar ist auch noch, wer die ersten Wohngebäude ertüchtigt - die Bima oder die städtische Wohnungsbaugesellschaft GGH.
Dafür steht fest, wo die ersten Bewohner leben sollen: Denn zuerst wird die südlichste Wohnhaus-Zeile der Siedlung saniert und vermietet. Es handelt sich um sieben größere Gebäude in der South Gettysburg Avenue. Dass die ersten Bewohner des neuen Stadtteils gerade hier einziehen, liegt vor allem an der Erreichbarkeit: Über die B535 gelangt man hier auf das Areal, während die spätere Hauptzufahrt nach PHV - der Grasweg - noch durch das Ankunftszentrum für Flüchtlinge genutzt wird. Da es in den ersten Jahren noch keine Straßenbahnverbindung geben wird, soll ein Bus die Pioniere an die Stadt anbinden. Dabei dürfte es sich vor allem um junge Menschen handeln, denn die Stadtverwaltung hält "insbesondere die Nutzung für besondere Wohnformen, zum Beispiel studentisches Wohnen oder für Auszubildende" für sinnvoll.
Die werden jedoch nicht alleine in einem sonst leeren Gelände sein: Auch zwei zentrale Einrichtungen der US-Armee sollen möglichst bald neu genutzt werden. In die erste davon ist schon im Sommer Leben eingekehrt: Pascal Baumgärtner und das Metropolink-Festival haben aus einem Teil des ehemaligen Supermarktes, der "Commissary", ein Kunst- und Kulturzentrum - die "PX Factory" - gemacht. Das soll auch für zwei weitere Jahre so bleiben. Zudem soll der Rest des Gebäudes künftig für Veranstaltungen vermietet werden - wenn er mit vertretbarem Aufwand dafür ertüchtigt werden kann.
Und auch die ehemalige Middle School soll bald wiederbelebt werden. Die Verwaltung sieht in der Kreativwirtschaft, aber auch in Handwerken denkbare Nachmieter. Jedoch sei unklar, wie aufwendig das Gebäude saniert werden müsse, "da es sich um ein seit mehreren Jahren leer stehendes, nicht gewartetes Gebäude handelt", so die Stadtverwaltung in einer Infovorlage.
Und auch Sportvereine sollen das Gelände schon möglichst früh nutzen. Während es im restlichen Stadtgebiet nämlich zu wenige Sportanlagen gibt, stehen die der US-Amerikaner seit Jahren leer. Das soll sich zumindest für die Turnhallen der Middle School sowie für den ehemaligen Basketball- und den Baseballplatz im Süden von PHV bald ändern.
Info: Über die Pläne diskutiert der Konversionsausschuss in seiner Sitzung am Mittwoch, 9. Oktober, 17 Uhr, Neuer Sitzungssaal im Rathaus.