Zwei bis drei Jahre soll es dauern, bis das Pflegeheim St. Hedwig abgerissen und neu aufgebaut ist. Ob die großen Bäume um das Gebäude dabei erhalten werden können, ist offen. Foto: Hentschel
Von Birgit Sommer
Heidelberg. Wenn das Pflegeheim St. Hedwig in Neuenheim demnächst abgerissen und neu gebaut wird, müssen wohl auch alte Bäume fallen, die seit einigen Jahrzehnten entlang von Mönchhofstraße und Quinckestraße wachsen. Der geplante Neubau soll von einem Kopfbau an der Ecke ausgehend Flügel an beiden Straßen entlang erhalten. Dort sind zwar auch Bäume zwischen den neuen Parkplätzen und den Straßen vorgesehen – ob es die bestehenden sein können oder ob neue gepflanzt werden müssen, ist aber noch nicht klar.
Mehrere Anrainer des Heimes machen sich für den Erhalt der alten Bäume stark. "Die Planung steht im Widerspruch zu den aktuellen Heidelberger Klimaaktivitäten", finden Friedrich Landes und Michael Lehnert. Die Stadt wolle bis zum Jahr 2030 Klimaneutralität erreichen und auf eigenem Grund jährlich 500 neue Bäume anpflanzen, rechnet Lehnert vor: "Vor diesem Hintergrund sind Baumfällaktionen unbedingt zu vermeiden." Am neuen Gebäude von HeidelbergCement seien auch alle alten Platanen erhalten geblieben, erklärt Lehnert: "Geht doch!"
Noch ist der Bauantrag, den die Caritas der Stadt im Dezember vorlegte, nicht genehmigt. "Der Antrag befindet sich aktuell in der rechtlichen Prüfung. Vorhabenbedingte Baumfällungen werden kritisch geprüft", erklärte eine Stadtsprecherin nun auf RNZ-Anfrage. Ziel der Stadt Heidelberg sei es, so viele Bestandsbäume und Grünflächen wie möglich im Stadtgebiet zu erhalten. "Diese Vorgaben fließen bei den Planungen der Ämter und der Bauherren ein. Ziel der Stadt ist aber auch, Wohnraum zu schaffen oder – wie hier – zum Beispiel Pflegeeinrichtungen zu ermöglichen. Diese Wünsche befinden sich oft in einem Zielkonflikt."
Bauvorhaben und Grünbestand konkurrierten um die gleichen, oft sehr knappen und sehr teuren Flächen, erklärte die Sprecherin der Stadt. Deshalb müssten Kompromisse zwischen Bauleitplanung und Umweltplanung gefunden werden. Den Erhalt von Bäumen, Grünflächen und landwirtschaftlichen Nutzflächen könne die Stadt nur auf gesetzlicher Grundlage, vor allem aus artenschutzrechtlichen Gründen, zwingend fordern. "Weitere Möglichkeiten sind zum Beispiel Festsetzungen im Flächennutzungsplan, im Modell räumliche Ordnung oder die Festsetzung eines Grüngürtels, also von Flächen, die nicht bebaut werden dürfen."
Für den Bereich des Pflegeheimes St. Hedwig existiert kein Bebauungsplan. "Wir werden versuchen, Bäume zu erhalten", verspricht Dr. Susanna Re, die Geschäftsführerin des Caritas-Verbandes Heidelberg, die das Pflegeheim betreibt. "Das ist absolut in unserem Interesse". Es sei ihr bewusst, dass es sich um ein schwieriges Thema handle, meint Re. "Aber wir können ja nicht nicht bauen. Wir können nur versuchen, so viele Bäume wie möglich zu erhalten." Im Interesse der Bewohner wolle man einen guten Neubau hinbekommen, sagte sie. Zudem verweist die Geschäftsführerin darauf, dass hinter dem neuen Gebäude eine schöne Gartenanlage entstehen werde.
Ende Februar sollen die 57 Bewohner, die jetzt noch in der "Pflegeheimat St. Hedwig" untergebracht sind, in die frei gewordenen Räume des ehemaligen St. Anna-Pflegeheimes in der Plöck umziehen. Neue Pflegefälle wurden in den letzten Monaten nicht mehr aufgenommen, weil für sie in St. Anna kein Platz mehr wäre. Auch die Zahl der Mitarbeiter musste Susanna Re betriebsbedingt erst mal reduzieren, denn normalerweise sind sie für 118 Bewohner zuständig. Auch "ein tolles Team von Ehrenamtlichen" wird beim Umzug dabei ein, so dass jeder Bewohner dabei auf eine persönliche Betreuung zählen kann.
Der Caritas-Verband, der auch das Pflegeheim St. Michael in Handschuhsheim betreibt, hatte "St. Hedwig" 2014 von der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul in Heppenheim übernommen. Damals hatte es schon mehr als 60 Jahre lang in der Mönchhofstraße gestanden.