Was passiert mit dem Heidelberger Plastikabfall?
Die Stadt sammelt ihn im Auftrag des Dualen Systems Deutschland ein - Dabei verdient sie nichts, arbeitet aber kostendeckend

In Heidelberg werden 70 Prozent des Plastikmülls in Gelben Tonnen gesammelt, der Rest in Säcken. Foto: Hentschel
Von Steffen Blatt
Heidelberg. Rund 29 Kilogramm Müll aus Plastik- und Metallverpackungen hat jeder Heidelberger im Jahr 2017 produziert. Damit liegt die Stadt unter dem deutschen Durchschnitt, der etwa 37 Kilogramm beträgt (laut Naturschutzbund für das Jahr 2015). Gesammelt wird der Abfall in den Gelben Säcken oder den Gelben Tonnen. Doch was passiert damit eigentlich nach der Abholung? Die RNZ hat darüber mit Rolf Friedel gesprochen, dem Leiter der Heidelberger Abfallwirtschaft und Stadtreinigung.
Die Stadt sammelt den "gelben" Müll im Auftrag des "Dualen Systems Deutschland" (DSD) ein. Früher war das DSD der einzige Akteur im Recyclingsektor. "Mittlerweile gibt es aber mehrere Firmen. Der Gesetzgeber hat vor Jahren den Markt geöffnet, weil man ein Kartell verhindern wollte", erklärt Friedel. In Heidelberg ist das ursprüngliche DSD aber weiterhin der Vertragspartner.
Hintergrund
So sammelt der Rhein-Neckar-Kreis den Müll
Wer von Heidelberg in den Rhein-Neckar-Kreis zieht, muss sich bei der Mülltrennung umstellen: Denn dort gibt es neben den Behältern für Bio- und Restmüll die "Grüne Tonne plus", in die nicht nur Metall- und
So sammelt der Rhein-Neckar-Kreis den Müll
Wer von Heidelberg in den Rhein-Neckar-Kreis zieht, muss sich bei der Mülltrennung umstellen: Denn dort gibt es neben den Behältern für Bio- und Restmüll die "Grüne Tonne plus", in die nicht nur Metall- und Plastikverpackungen kommen, sondern auch Papier. Dieses Modell ist historisch bedingt, erklärt Rolf Friedel, der Leiter der Heidelberger Abfallwirtschaft und Stadtreinigung.
Als man Anfang der 1990er Jahre nach einem Recyclingsystem suchte, wurden drei Modelle ausprobiert: In Bonn stellte man zwei Tonnen auf, eine für Plastik und Metall, eine für Papier. In Potsdam testete man die Entsorgung über im Stadtgebiet verteilte Container, dort musste jeder seine Gelben Säcke selbst hinbringen. Der dritte Versuch war die "Grüne Tonne plus" im Rhein-Neckar-Kreis - und das wurde dort einfach beibehalten. Durchgesetzt hat sich am Ende das Bonner "Zwei-Tonnen-Modell", das in den meisten Kommunen angewendet wird. (ste)
Von Wieblingen aus transportieren Speditionsfirmen den Müll in verschiedene Sortieranlagen. Damit hat die Stadt nichts mehr zu tun, daher kann Friedel auch nicht sagen, wie genau der Heidelberger Plastikmüll weiterverarbeitet wird. Generell werden in Deutschland laut Umweltbundesamt 57 Prozent der Kunststoffabfälle "energetisch" verarbeitet, das heißt, sie werden verbrannt und etwa Wärmeenergie dabei erzeugt. Aus 41 Prozent der Abfälle wird Recycling-Kunststoff, ein Prozent wird zu Öl oder Gas verarbeitet. Dabei gilt: Je sortenreiner das Ausgangsmaterial ist, desto besser kann es recycelt werden. Das ist bei Plastikverpackungen gar nicht so einfach, denn dort kommen laut Friedel rund 300 verschiedene Stoffe zum Einsatz. "Und die hochwertigen sind durch die Pfandflaschen schon weg."
Friedel ist stolz, dass die Stadt seit der Einführung des DSD 1992 ununterbrochen die Ausschreibung für die Abholung des Plastikmülls in Heidelberg gewonnen hat. Gerade hat man wieder den Auftrag bis 2019 bekommen. "Dadurch können wir den Abfallservice aus einer Hand anbieten. Wir verdienen daran nichts, aber wir arbeiten kostendeckend", so Friedel. Bei der Preiskalkulation darf er nichts quersubventionieren, sondern muss agieren wie ein Privatunternehmen. Dabei ist Friedel in einer etwas schizophrenen Situation: Denn die Rahmenbedingungen der Ausschreibung - etwa, dass mindestens 50 Prozent des Plastikmülls über Tonnen gesammelt werden muss, oder wie oft abgeholt wird - legt er zuvor als Vertreter der Stadt zusammen mit dem DSD fest.
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In Heidelberg wird derzeit 70 Prozent des Plastikmülls in Tonnen gesammelt, der Rest über Säcke. Im vergangenen Jahr fielen so 4550 Tonnen Abfall an. Bei Glas waren es 4051 Tonnen. Hier leert aber nicht die Stadt die Container, sondern die AVR Kommunal GmbH, eine Tochtergesellschaft des Rhein-Neckar-Kreises. Die Stadt stellt lediglich die Standorte zur Verfügung und sorgt - gegen Entgelt - für deren Sauberkeit.