Die Südstadt bekommt ein neues Gesicht: Auf dem Luftbild vom Mai 2019 sieht man die vielen Baugruben und Kräne. Foto Venus
Von Denis Schnur
Heidelberg. Aus Wohnhäusern winken Kinder, zwei Kitas sind in Betrieb, an der Berufsschule herrscht reges Treiben, und die Wohnprojekte sorgen für Leben in der "neuen Südstadt". Einiges von dem Quartier, das dort auf einer Fläche so groß wie 60 Fußballfelder entsteht, ist schon fertig. Doch der Großteil der ehemaligen Kaserne ist noch immer Baustelle: Überall stehen Kräne, Schutthaufen wechseln sich mit Gruben ab, der große, eigentlich rote Paradeplatz ist zugewachsen. Denn trotz allem, was schon verwirklicht wurde, steht noch viel mehr vor der Umsetzung. Ein Überblick:
> Wohnungen: Die wichtigste Aufgabe des neuen Quartiers ist es, Wohnraum zu stellen - vor allem bezahlbaren. Insgesamt sollen dort 1300 Wohnungen entstehen für knapp 3000 Menschen, davon 70 Prozent im preiswerten Segment. Den größten Teil (1080 Einheiten) baut die Entwicklungsgesellschaft "MTV Bauen und Wohnen", der private Immobilienentwickler BPD weitere 200. Schon bewohnt sind davon lediglich 84 Wohnungen, die "MTV Bauen und Wohnen" östlich der Römerstraße in Bestandsgebäuden entwickelt hat, sowie drei Wohnheime mit 200 Plätzen für Studenten und Azubis. Im nächsten Jahr sollen ein paar Eigentumswohnungen hinzukommen, 2021 - über ein Jahr später als geplant - weitere Mietwohnungen. Ebenfalls schon eingezogen sind die Wohngruppen Hagebutze, Konvisionär und Horizonte. Bei der vierten, der Woge, dauert es nicht mehr lange: "Ende Oktober wollen wir mit dem Bau fertig sein", erklärt Geschäftsführerin Margarete Rambow-Nickel. 46 Wohnungen hat die Gruppe dann errichtet, in die je zum Drittel Paare, Singles und Familien einziehen. "Wir wollten nicht alleine in unseren großen Wohnungen alt werden", erklärt Rambow-Nickel ihre Motivation.
> Bildung und Erziehung: Kaum etwas belebt einen Stadtteil so wie junge Menschen. Einige werden seit Sommer 2017 in der Julius-Springer-Schule unterrichtet, die in die ehemalige High School eingezogen ist. Zwei Kitas sind ebenfalls schon in Betrieb: eine in der Nähe des Sickingenplatzes, eine in den Häusern der Wohngruppen. In das alte Torhaus wird zudem eine Hochschule für medizinische Assistenzberufe ziehen.
So steht bereits die Lärmschutzwand und wird gerade von Graffiti-Künstler Loomit aus München mit Motiven zu Mark Twain verziert. Foto: Rothe
> Spiel und Sport: Ein "großes Alleinstellungsmerkmal" für das Quartier, wie es Gero Seidler von der städtischen Konversionsgesellschaft nennt, soll die Spiel- und Lärmschutzlandschaft im Nordwesten werden. Sie soll "das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden", so Seidler - Bahnlärm abhalten und gleichzeitig Freiraum für Kinder bieten. Der Hang ist bereits aufgeschüttet, die Lärmschutzwand steht und wird gerade im Rahmen des Metropolink-Festivals gestaltet. Bis Ende des Jahres kommen eine Skate-Anlage, Rutschen und ein Kletterfelsen hinzu.
> Kultur: "Man muss sich keine Sorgen machen, dass es hier kein buntes und lebendiges Quartier geben wird", ist Bürgermeister Jürgen Odszuck überzeugt. Denn in die ehemaligen Stallungen zieht mit dem Karlstorbahnhof eine der wichtigsten Kultur-Institutionen der Stadt. Im Herbst soll mit der Sanierung des Gebäudes begonnen werden, für Ende 2020 ist der Umzug geplant. Dann soll auch das Kreativwirtschaftszentrum in den Seitenflügeln bezogen werden. Kultur findet zudem Raum im Mark-Twain-Center, das bereits in die ehemalige Kommandantur gezogen ist.
> Grünflächen: Verbunden werden die kulturellen Einrichtungen durch den "Anderen Park", eine außergewöhnliche Grün- und Freifläche. Anfang 2020 soll mit dem Bau begonnen werden, der mit 5,9 Millionen Euro vom Bund gefördert wird. Dabei wird auch der Paradeplatz in Teilen wieder rot - und größtenteils richtig begrünt.
Die Bürgermeister Jürgen Odszuck (v.l.) und Hans-Jürgen Heiß sowie Margarete Rambow-Nickel, Gero Seidler und Ronald Odehnal präsentierten die Fortschritte. Foto: Rothe
> Einkaufen und Gewerbe: Versorgen können sich die künftigen Bewohner im Supermarkt Tegut. Dessen Räume im Nahversorgungszentrum in der Römerstraße werden vermutlich im Oktober übergeben. Ende des Jahres könnten der Markt sowie der Bäcker dann ihre Türen öffnen. Im Gebäude wird zudem ein Seniorenpflegeheim untergebracht, das noch 2019 die Arbeit aufnehmen soll. Außerdem gibt es Platz für Ärzte und Büros. Raum für Dienstleister und Gastronomie ist zudem in den Erdgeschossen vieler Wohngebäude vorgesehen. Interessenten werden noch gesucht: "Gerade in der frühen Phase der Entwicklung ist es schwer, gewerbliche Nutzer zu finden", weiß Ronald Odehnal von der "MTV Bauen und Wohnen".