Der Providenzgarten in der Altstadt. Foto: Rothe
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Es ist der Durchbruch: Nun gab die Stadt in einer mit der Evangelischen Kirche abgestimmten Pressemitteilung bekannt, dass beide Seiten "nach konstruktiven Verhandlungen eine grundsätzliche Einigung über die Nutzung als Bürgerpark erzielen" konnten. Oder kurz: "Die Freifläche hinter der Providenzkirche in der Altstadt bleibt erhalten und steht den Bürgerinnen und Bürgern künftig als öffentlich nutzbare Grünfläche zur Verfügung."
Noch, so sagte ein Stadtsprecher auf RNZ-Nachfrage, sei nicht alles bis ins letzte Detail ausverhandelt, konkret gehe es um die Ausgestaltung eines Erbbauvertrags, den der Gemeinderat im Februar beschließen soll. Nach einem Grundsatzbeschluss der Kirche werden Grundstücke nicht mehr verkauft, sondern in Erbpacht über 99 Jahre vergeben. Bisher war immer eine Summe von 90.000 Euro im Jahr an Erbpacht im Gespräch. Mit diesen Einnahmen soll die Sanierung des maroden Gemeindehauses an der Providenzkirche finanziert werden.
Damit findet ein gut einjähriger Kampf um die 1200 Quadratmeter große Grünfläche mit ihren rund zwei Dutzend besonders geschützten Baumdenkmälern ein glückliches Ende. Ursprünglich hatte die Landeskirche geplant, in den Garten den Neubau der Hochschule für Kirchenmusik – sie ist momentan noch in der Weststadt beheimatet – zu setzen; gleichzeitig wäre auch das Providenz-Gemeindehaus neu errichtet worden. Um die Grünfläche zu erhalten – immerhin der letzte Rest des kurfürstlichen Herrengartens in der Altstadt –, hatte sich im letzten Herbst eine Bürgerinitiative formiert. Doch die beließ es nicht bei Unterschriftenaktionen und dem Druck auf die Kommunalpolitik, sondern sie sammelte auch Geld: Schließlich kamen 2,2 Millionen Euro zusammen, davon sollen zwei Millionen für die Pacht des Areals verwendet werden – was mehr als 20 Jahre abdecken würde –, der Rest für die Neugestaltung des zukünftigen Altstadt-Parks.
Auch die Kommunalpolitik zeigte sich kurz vor Weihnachten, als der neue Doppelhaushalt verabschiedet wurde, in Spendierlaune: Da tauchten die ersten Beträge zur Pacht in den Etats für 2019 und 2020 auf – und danach begannen auch die Verhandlungen zwischen Stadt und Kirche. Das war ein wichtiges Signal, denn eine Kommune hat – anders als eine Bürgerinitiative – eine "Ewigkeitsgarantie" und kann ohne Probleme solche Erbbauverträge abschließen.
Das Engagement der Bürger würdigte auch der Stadtsprecher: "Das war eine sehr konstruktive Bürgerbeteiligung, diese Bürgerinitiative war sicherlich der stärkste Treiber auf dem Weg zum Erhalt des Providenzgartens." Der Mitbegründer der Bürgerinitiative, der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Gesundheits- und Bildungskonzerns SRH, Klaus Hekking, sagte: "Mit dieser Einigung wird der Weg freigemacht, um in der Altstadt einen attraktiven Garten für die Bürger zu schaffen. Dank des bürgerschaftlichen Engagements großzügiger Spender hat Heidelberg jetzt die Chance, über lokalen Klima- und Artenschutz nicht nur abstrakt zu reden, sondern ihn wirksam mitten in Heidelberg und spürbar für die Bürger zu praktizieren." Und sein Mitstreiter Erik Bertram sprach von einem "großartigen Signal für die gesamte Stadtbevölkerung".
Julian Kübel, der stellvertretende Geschäftsführer des Cafés Schafheutle, begrüßte den erzielten Durchbruch: "Das ist ein Gewinn für die ganze Altstadt." Und er verhehlt auch nicht seine Genugtuung, dass damit der Neubau der Hochschule für Kirchenmusik direkt vor seiner Gartenterrasse passé ist: "Für uns wäre das potenziell existenzbedrohend gewesen."
Noch völlig offen ist, wann es konkret mit dem Altstadt-Park weitergeht: Denn es macht keinen Sinn, mit der Neugestaltung des Areals anzufangen, bevor der Neubau des Gemeindehauses steht. Das wird wohl nicht vor 2022 sein.
Update: 27. November 2019, 21 Uhr
Heidelberg. (RNZ/mare) Die Heidelberger Altstadt erhält einen neuen Park: Die Freifläche hinter der Providenzkirche bleibt erhalten und steht allen künftig als öffentlich nutzbare Grünfläche zur Verfügung. Die Stadtverwaltung und die Evangelische Kirche in Heidelberg konnten nach konstruktiven Verhandlungen eine grundsätzliche Einigung über die Nutzung als Bürgerpark erzielen, teilt die Stadtverwaltung mit.
Das Erbbaurechtsgrundstück soll eine Fläche von circa 1200 Quadratmetern aufweisen. Die Gestaltung der Gartenfläche wird dabei eng mit den Planungen der Kirche über die Außenflächen ihres neuen Gemeindezentrums abgestimmt. Die bauliche Ausnutzung des Restgrundstücks für den eigenen Bedarf bleibt für die Kirche eine Vertragsvoraussetzung.
Die Einigung wird nun Basis für den Abschluss des Erbbaurechtsvertrags, der die Nutzung des Providenzgartens für die Stadt und die Bevölkerung sicherstellt. Der Gemeinderat soll im Februar 2020 über die Bestellung eines Erbbaurechts entscheiden. Für den Erhalt des Gartens und die künftige Nutzung als öffentliche Grünfläche hatte sich eine Bürgerinitiative eingesetzt und mehr als zwei Millionen Euro Spenden gesammelt.