97 Hektar groß ist PHV (blau umrandet) bisher. Die Pläne für den neuen Stadtteil sehen eine Erweiterung um 18 Hektar (rot umrandet) vor. Grafik: mapz.com/RNZ-Repro
Von Denis Schnur
Heidelberg. Es soll ein komplett neues, hochmodernes und lebenswertes Viertel werden: In den nächsten Jahren wollen die Stadt und die Internationale Bauausstellung (IBA) aus der ehemaligen US-Siedlung Patrick Henry Village (PHV) jenseits der Autobahn A5 im Südwesten Heidelbergs einen eigenen Stadtteil mit vielen Grünflächen machen. Und die Pläne der IBA, die Anfang Dezember vorgelegt wurden, sorgen bei den Stadträten eigentlich für Begeisterung: Als "starke Vorlage" hatte sie Luitgard Nipp-Stolzenburg (Grüne) im Konversionsausschuss bezeichnet. "Die IBA hat ihre Sache richtig gut gemacht", lobte auch Marliese Heldner (Heidelberger).
Doch als die Pläne am Dienstag im Gemeinderat vorgestellt wurden, drehte sich die Diskussion vor allem um ein Thema: die Erweiterung des Areals im Westen. Aktuell ist PHV rund 97 Hektar groß. Schon 2017 hatte die IBA empfohlen, diese Fläche um 18 Hektar zu erweitern. Es handelt sich dabei vor allem um Ackerboden, den die US-Armee schon vor vielen Jahren für einen Ausbau der Siedlung beansprucht hatte. Es wurden damals sogar schon Zäune darum gezogen, auch wenn die Felder danach weiter von Kirchheimer Bauern bewirtschaftet wurden – und bis heute werden.
Mit dem Abzug der Amerikaner hatten sich die Erweiterungspläne zunächst erledigt. Doch die IBA übernahm die Grundstücke in ihre Planungen für den neuen Stadtteil. Als der Masterplan 2017 diskutiert und auf den Weg gebracht wurde, war in allen Plänen der "neue" Umriss enthalten. Und für eben diese Pläne stimmte der Gemeinderat vor zwei Jahren einstimmig.
Doch dass damit auch die Expansion beschlossen wurde, war vielen Stadträten offenbar nicht klar: "Wir können diese Erweiterung nicht akzeptieren", erklärte am Dienstag Larissa Winter-Horn noch einmal, "wir sind der Ansicht, dass das auch noch nicht beschlossen wurde." Schließlich sei darüber nie öffentlich debattiert worden. Gerade im betroffenen Stadtteil Kirchheim sei das nie angekommen: "Auf die Diskussion warten wir immer noch."
"Ich habe das auch nicht so wahrgenommen, dass ich das so mitbeschlossen habe", betonte auch Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke). Und Judith Marggraf (Grün-Alternative Liste) mahnte: "Wir müssen darüber nachdenken, ob man so was einfach so am Rande laufen lassen kann." Solch schwerwiegende Entscheidungen müssten deutlich in den Vorlagen erkennbar sein – und nicht nur im nichtöffentlichen Anhang wie in diesem Fall: "Denn nicht jeder Stadtrat kann es sich leisten, immer alle Unterlagen zu lesen", so Marggraf.
Bei der CDU war die Erweiterung 2017 dagegen offenbar präsent: "Ich verstehe diese Diskussion nicht", warf deren Fraktionschef Jan Gradel deshalb ein. "Wir hatten den Umriss doch schon 2017 festgelegt." Schließlich habe man schon damals gewusst, dass "diese Satellitenstadt eine gewisse Mindestgröße braucht".
Bei aller Verwirrung im Gemeinderat war jedoch auch klar: Die Mehrheit will nicht an den Plänen für den neuen Stadtteil rütteln: "Was wollen Sie jetzt tun? Den Beschluss rückgängig machen?", fragte etwa Sahin Karaaslan (Grüne) in Richtung der größten Kritiker, der Fraktion der "Heidelberger". "Das kann man machen. Muss man aber nicht."
Info: Unter www.phv-mitsprechen.de kann jeder sich die Pläne für den Stadtteil ansehen und Anregungen abgeben.