Von Holger Buchwald
Heidelberg. Baukräne in der Bahnstadt, große Pläne für die Konversionsflächen in der Südstadt und Patrick-Henry-Village: Heidelberg verändert sein Gesicht. Auch in der Innenstadt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel getan. Aus Anlass des 75-jährigen Jubiläums der Rhein-Neckar-Zeitung haben wir unsere neue Serie "Einst und Jetzt" ins Leben gerufen – und alle Leserinnen und Leser sind dazu aufgerufen, mitzumachen: Schicken Sie uns doch Fotos aus Heidelberg aus den letzten siebeneinhalb Jahrzehnten. Unsere Fotografen werden dann die gleiche Stelle aus dem gleichen Blickwinkel noch einmal fotografieren und so den Wandel dokumentieren. Heute geht es um den Emmertsgrund.
Einst und Jetzt
"Raststätte zum Emmertsgrund" steht an der Hauswand eines Gebäudes. Doch der dazugehörige Kiosk hat bereits dauerhaft geschlossen, als RNZ-Leser Horst Eichler dieses Schwarz-Weiß-Foto aufnahm. "Das Foto ist um die Jahreswende 1968/1969 entstanden", erinnert sich Eichler. Die Planungen für den neuen Stadtteil oberhalb der Weinberge zwischen Leimen und Rohrbach waren da bereits im Gange.
"Die ganze Gegend war damals in Auf- und Abbruchstimmung", berichtet Eichler, der in den späten 60ern noch im benachbarten Boxberg wohnte. Sein Foto entstand aber nicht etwa bei einem Spaziergang. Eichler war damals am Geographischen Institut der Universität Heidelberg beschäftigt. Mit seinen Studenten stellte er geologische Untersuchungen an. "Im Vorfeld bin ich mehrmals die ganze Gegend abgelaufen und dabei ist auch dieses Bild entstanden", so Eichler.
Der Emmertsgrund war damals eine Kleingartenlandschaft. "Dort, wo jetzt der lange Manfred steht, gab es eine Schießanlage der Amerikaner", sagt Eichler. "Das kann man sich heute alles überhaupt nicht mehr vorstellen." Die Feldwege und Kleingärten sind längst großen Wohnblöcken und Tiefgaragen gewichen. Doch die Aussicht auf die Rheinebene ist an schönen Tagen immer noch spektakulär.
Heute hat der Stadtteil auf 250 Metern Höhe nach städtischen Angaben rund 6500 Einwohner. Und nachdem die "Neue Heimat" nach den Plänen von Alexander Mitscherlich ab 1970 mit dem Neubau der Großsiedlung begann, wurde auch Horst Eichler für einige Jahre Einwohner des neuen Stadtteils. "Ich war zeitweise sogar im Vorstand des Stadtteilvereins aktiv."
Früh hätten sich die neuen Bewohner dafür eingesetzt, dass der Emmertsgrund nicht den Ruf eines Gettos bekommt, so Eichler: "Wir haben mit Oberbürgermeister Zundel gestritten, es gab große Befragungen mit vielen Verbesserungsvorschlägen aus der Bürgerschaft, die die ,Neue Heimat’ berücksichtigt und gemeistert hat." Ein Beispiel sei die Umgestaltung der Emmertsgrundpassage, die im Laufe der Zeit viel grüner geworden sei. Etwa vier Jahre hat Eichler dort in der Hausnummer 33 gewohnt.
Heute lebt er in der Weststadt. Doch er ist immer noch fasziniert davon, wie sehr sich das Gebiet, in dem er einst mit seinen Studenten in riesigen Baugruben unterwegs war, im Laufe der letzten fünf Jahrzehnte gewandelt hat.