Der Noch-SPD-Bundestagsabgeordnete Lothar Binding gratulierte der Genossin, die ihm nachfolgen will: Elisabeth Krämer. Foto: Alex
Von Maria Stumpf
Heidelberg. Berlin ist ihr Ziel – und das wird kein leichter Weg: Elisabeth Krämer aus Walldorf will Nachfolgerin werden von Lothar Binding, seit 22 Jahren SPD-Bundestagsabgeordneter aus Heidelberg für den Wahlkreis 274. Der 70-Jährige hat schon längst verkündet, sich nicht wieder zu bewerben. Die 27-jährige Krämer setzte sich mit 55 Prozent der Stimmen überraschend gegen ihre Heidelberger Mitbewerber Andreas Woerlein (29) und Tim Tugendhat (33) durch.
Sören Michelsburg, Nina Gray (beide Kreisverband Heidelberg) und Thomas Fuchs (Kreisverband Rhein-Neckar) begrüßten zu der dreistündigen Kandidatenkür in der Dossenheimer Jahnhalle 180 SPD-Mitglieder. Mit dabei war auch die von den Sozialdemokraten nominierte Kandidatin für das Sozialdezernat in Heidelberg, Stefanie Jansen. Insgesamt hat die SPD im Wahlkreis Heidelberg rund 2000 Mitglieder. Der Wahlkreis umfasst unter anderem die Gemeinden Dossenheim, Eppelheim, Hirschberg, Ladenburg, Laudenbach, Schriesheim und Weinheim.
Die Wahl zwischen drei Kandidaten ließ Spannung erwarten, wenn auch die Sitzung ohne große Emotionen verlief. Fragen an die Kandidaten nach der Vorstellungsrunde kamen zunächst zögerlich. Wofür stehen sie in der Flüchtlingspolitik, wie ist ihr Verhältnis zu den Gewerkschaften? Die Themen Wohnen und Arbeitsrecht, Steuerpolitik und Umweltschutz standen im Fokus.
Andreas Woerlein hatte im ersten Wahlgang zunächst mit 64 Stimmen vor Krämer mit 63 Stimmen ganz knapp die Nase vorn. Rhetorisch versiert hatte sich der Jurist und Pressesprecher der Heidelberger SPD zunächst selbstbewusst präsentiert. Für den Astrophysiker Tim Tugendhat stimmten nur 41 Mitglieder. Er zog daraufhin zurück. Im zweiten Wahlgang entschied sich dann eine klare Mehrheit mit 96 Stimmen für Elisabeth Krämer.
Die junge Frau ist in Heidelberg geboren und lebt in Walldorf. Nach der Mittleren Reife zog es sie ins Handwerk, Krämer machte eine Ausbildung zur Schreinerin. "Damals lernte ich mich behaupten unter den sogenannten harten Kerlen", meinte sie augenzwinkernd. Es folgte ein Jahr für den Friedensdienst in einem Kibbuz in Israel und wieder daheim viel ehrenamtliches Engagement in der evangelischen Kirche und – seit ihrem 22. Lebensjahr als SPD-Mitglied – in verschiedenen Parteigremien. Krämer ist Gewerkschaftsmitglied.
Die 27-Jährige sitzt im Walldorfer Gemeinderat, ist Kreisvorsitzende der Jusos Rhein-Neckar und hauptberuflich nach Weiterbildungen nun Sachbearbeiterin im SPD Regionalzentrum Heidelberg. Krämers Profil sei "eine Bereicherung für das Parlament" und sie vertrete eine Bodenständigkeit, "die der SPD vor Ort und in Berlin sehr gut tun würde", meinte SPD-Landtagskandidat Daniel Al-Kayal. Krämer verkörpere mit ihrer Vita die alten Werte der Sozialdemokratie und sei ein "Gegenentwurf zum Mann ohne Eigenschaften", sagte er – dafür gab es viel Applaus.
In ihrer Vorstellungsrunde setzte Elisabeth Krämer klare thematische Schwerpunkte: soziale Gerechtigkeit und den Kampf gegen Rechts. Zudem ist ihr in allen Politikfeldern eines besonders wichtig: Geschlechtergerechtigkeit.