Wohl auf der Suche nach Regenwürmern: der Dachs, den Klaus Kropp gefilmt hat. F: Kropp
Von Julia Lauer
Heidelberg. Es waren die kreisrunden, faustgroßen Flächen in seinem Schrebergarten in Rohrbach, die Klaus Kropp im Spätsommer stutzig werden ließen: Dort fehlte plötzlich das Gras. Offenbar hatte jemand in der Nacht in der Erde nach etwas gesucht. Aber wer? Und wonach? Seit 20 Jahren schon hat Kropp diesen Garten, aber diese Spuren kannte er nicht. Und er fand noch dazu ein frisch gegrabenes Loch, offenbar eine Latrine.
Es war ein sauberes Tier am Werk, so viel stand fest. "Ich hatte sofort einen Dachs im Verdacht, denn nur er legt Latrinen an", vermutete Kropp. Spätestens, als sich im Garten bald darauf weitere Hinweise auf einen unbekannten Besucher fanden, wollte er es genauer wissen. "Ich bin ja ein bisschen tierverrückt", beschreibt er sich zur Erklärung. Kurz entschlossen kaufte er eine Wärmebildkamera, um den Eindringling zu überführen. Innerhalb von acht Wochen ist ihm das nun auch schon zweimal gelungen "Es ist ein Riesenglück, dass der Dachs direkt in die Kamera lief", freut er sich.
Von 17 Uhr am Nachmittag bis 6 Uhr in der Früh läuft die Kamera nun jede Nacht. Der Weststadtbewohner hat sie in seinem Garten im Süden Heidelbergs fest installiert. Wenn sie Bewegung eines Warmblüters registriert, nimmt sie Filme mit einer Dauer von einer Minute auf – beim ersten Mal eine Katze, dann einen Marder und dann bald darauf eben auch den Dachs. Pummelig ist er und seine Bewegungen wirken ein wenig behäbig.
Über Bluetooth und sein Smartphone bekommt Kropp nun in Echtzeit mit, was in seinem Garten zwischen Hütte und Beeten geschieht – also auch, wenn sich der nächtliche Besucher mit der Schnauze durch den Garten wühlt. Das Gemüse, das Kropp dort anbaut, interessiert den Allesfresser nicht. "Er reißt die Grasnarbe ab, um darunter nach Regenwürmern zu suchen", erklärt er die kulinarische Vorliebe seines Dachses. Und das stört Kropp nun wirklich gar nicht.
Dass sich ein Dachs in den Weinberg zwischen Rohrbach und Boxberg verirrt, hat ihn überrascht: Nur 200 Meter entfernt beginne schon die Wohnbebauung. "Obwohl ich in Heidelberg großgeworden bin und schon immer viel im Wald war, bin ich bisher nie einem Dachs begegnet", erzählt der 62-Jährige. Er rechnet damit, seinen Besucher so schnell nicht wiederzusehen. Dachse halten Winterruhe – nur wo, weiß man in diesem Fall nicht genau. Einen Bau hat Kropp bisher nicht entdeckt.
Er ist sich aber sicher, dass der Dachs die kalte Jahreszeit gut überstehen wird. "Er hat ja schon ordentlich Winterspeck auf den Rippen", kommentiert er dessen Erscheinung. Und vielleicht gibt es im Frühling ja ein Wiedersehen mit einigen Jungen. Das würde nicht nur Klaus Kropp freuen, wie er berichtet, denn seine Tiervideos aus dem Garten seien auch bei seinen Enkelkindern ein Hit.