Seit Jahren kämpfen die Anwohner des Wieblinger Weges für eine Verkehrsberuhigung. Doch laut den ersten Entwurfsplanungen könnte der Radschnellweg nach Mannheim ausgerechnet hier hindurchführen. Foto: Philipp Rothe
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Es ist ein Pilotprojekt des Landes und trägt den sperrigen Namen L9000. Die Rede ist vom geplanten Radschnellweg zwischen Heidelberg und Mannheim. Tanith Braun vom Regierungspräsidium Karlsruhe stellte jetzt im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss den derzeitigen Projektstand vor. Parteiübergreifend erntete sie von den Stadträten viel Lob für die Idee, mit schnellen Verbindungen möglichst viele Pendler auch aus den Umlandgemeinden aufs Rad zu bringen und damit den Heidelberger Autoverkehr zu entlasten. Allerdings sehen die Ausschussmitglieder bei der Route durch Wieblingen und den Ochsenkopf noch größere Probleme.
Widerstand regt sich auch in Wieblingen selbst. Walter Petschan vom Stadtteilverein schreibt in einem Leserbrief an die RNZ von der "Furcht vor dem Radschnellweg", es gebe im Ort bereits genug Verkehr. Auch FDP-Stadtrat Michael Eckert sagte, er sei von vielen Wieblingern angesprochen worden, die sich vor "durchrasenden Radlern" fürchteten. Monika Meißner (SPD) sorgt sich, dass es im Wohngebiet Ochsenkopf große Probleme geben könne. Die Anwohner des Wieblinger Wegs kämpften seit Jahren gegen den Auto-Schleichverkehr zur SRH. Doch nun führe die Vorzugsvariante des Regierungspräsidiums für den Radschnellweg ausgerechnet durch diese enge Straße. Meißner: "Sie ist an manchen Stellen so schmal, dass man mit dem Rad nicht an den entgegenkommenden und parkenden Autos vorbeikommt."
Tanith Braun versuchte den Stadträten ihre Sorgen zu nehmen: "Wir befinden uns noch in einem sehr frühen Stadium." Wie in Ilvesheim und Edingen seien auch in Wieblingen Trassenbegehungen geplant. Gemeinsam mit den Anwohnern werde man nach Lösungen suchen. Nur der ungefähre Streckenverlauf sei festgezurrt. "Wir können auch noch auf andere Straßen ausweichen." Die vorläufige Trasse, die sie den Stadträten präsentierte, stamme aus der Machbarkeitsstudie. "Bisher ist das nur ein Strich, mehr nicht."
Der Radschnellweg wird nicht in direkter Linie von Mannheim nach Heidelberg geführt, sondern in zwei Teilabschnitte geteilt. Von Mannheim nach Ladenburg führt die Trasse nördlich des Neckars, von Neckarhausen nach Heidelberg südlich. Die beiden Abschnitte werden entlang der im Bau befindlichen L 597 zwischen Friedrichsfeld und Ladenburg und der neuen Neckarbrücke miteinander verbunden. "Radler fahren ungern solch einen Umweg", merkte CDU-Stadtrat Alexander Föhr an. Doch Braun konterte: "Wir wollen Menschen dazu motivieren aufs Rad umzusteigen." Die Planer seien davon ausgegangen, dass vor allem die Bewohner der Gemeinden und Stadtteile zwischen Mannheim und Heidelberg den Radschnellweg nutzen werden. Die Route von Ladenburg nach Heidelberg nördlich des Neckars und von Seckenheim nach Mannheim-Zentrum südlich des Flusses seien bereits jetzt schon gut ausgebaut. Und abseits der Wohnbebauung könne man keine neuen Nutzer gewinnen.
Viele Fragen sind noch offen. Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke) wollte wissen, wie der Radschnellweg an die geplante Radverbindung zwischen der Bahnstadt und dem Neuenheimer Feld angeschlossen wird. Dazu merkte Braun an, dass solche Angelegenheiten Aufgabe der Kommunen seien. "Wir planen nur vom Bismarck- zum Paradeplatz."
Eine positivere Antwort hatte Braun für Christoph Rothfuß (Grüne), der wissen wollte, wie die Radler sich mit der Straßenbahnlinie 5 eine schmale Autobahnunterführung teilen sollten. "Wir schauen gerade, ob eine separate Unterführung möglich ist."
Info: Die nächste Stufe der Bürgerbeteiligung beginnt am Mittwoch, 24. Juli, mit einer Infoveranstaltung in der Kulturhalle in Mannheim-Feudenheim, Spessartstraße 24-28. Dann beginnt auch die Online-Beteiligung: www.radschnellweg-hd-ma.de.