Es waren gestern Nachmittag definitiv mehr Gänse als Schüler auf der Neckarwiese. Ob es an der Hitze lag oder am Appell von Stadt und Polizei, ist nicht bekannt. Foto: Philipp Rothe
Von Sarah Hinney
Heidelberg. Ob es an der sengenden Sonne lag oder am dringenden Appell von Polizei und Oberbürgermeister Eckart Würzner, bleibt offen – wichtig ist das Ergebnis: Die Neckarwiese war zumindest am Mittwochnachmittag weitgehend leer. Stadt und Polizei hatten im Vorfeld in einem Schreiben an die Schulen strenge Kontrollen zur Einhaltung der Corona-Verordnung an der Wiese angekündigt.
Nur ganz vereinzelt hatten sich ein paar Schülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen niedergelassen, um den letzten Schultag zu feiern. Sechs Mädchen von der Helen-Keller-Schule in Weinheim zum Beispiel. Mehr würden nicht dazustoßen, sagen sie und haben Verständnis, dass eine große Sause dieses Jahr nicht möglich ist. "Wir wollen ja auch nicht krank werden."
Ein paar Meter weiter kommen gerade zwei Mädchen an der Neckarwiese an, sie sind aus Schriesheim angereist, mit drei weiteren Freundinnen verabredet und haben eine Flasche Rosé im Gepäck. Auch sie treffen sich bewusst im kleinen Kreis. Eine kleine Schülergruppe aus Heidelberg hat sich im Schatten eines Baums niedergelassen. Dem entsprechend hatten auch das Präventionsteam aus Kräften von Polizei, Jugendamt, dem Amt für Abfallwirtschaft, dem Kommunalem Ordnungsdienst (KOD) und der Polizei am frühen Nachmittag nicht viel zu tun.
Das war in den vergangenen Jahren oft anders. Uli Nollek, Abteilungsleiter der Kinder- und Jugendförderung Heidelberg, erzählt, dass sich die Situation am letzten Schultag vor den Sommerferien seit dem Jahr 2000 immer mehr zugespitzt hat. "Das hat sich rumgesprochen. Hierher kamen Schüler aus Bruchsal, aus dem Odenwald, von überall. Wir hatten nach kürzester Zeit die ersten Alkoholvergiftungen", berichtet Nollek.
Das Präventionsteam war am Mittwoch also keineswegs nur unterwegs, um auf Corona-Abstände zu achten. "Wir machen das jedes Jahr", bestätigt Jugendamtsleiterin Myriam Lasso. Im vergangenen Jahr sei allerdings auch kaum etwas losgewesen. Auch da war es brütend heiß. Um kurz nach drei, nach einem ausgiebigen Gang über die Wiese, zog das Team wieder ab. KOD und Polizei hielten weiter die Stellung.
Die Einsatzkräfte haben seit Wochen an der Neckarwiese alle Hände voll zu tun. Erst am vergangenen Wochenende trafen sich dort zahlreiche Abiturienten abends zum Feiern. Das wurde offensichtlich schnell unterbunden. "Die haben am Freitag schon um 22 Uhr die Stresserbeleuchtung angemacht", berichtet eine Schülerin. Kurz danach hätten alle direkt einen Platzverweise bekommen, auch sie selbst. Eine vernünftige Begründung habe es nicht gegeben, nur dass sich Anwohner beschwert hätten. "Es kann doch nicht sein, dass alle gehen müssen, weil ein paar laut sind", ärgert sich die junge Frau, die selber ganz in der Nähe wohnt. Die anderen in der Gruppe nicken. Dass irgendwann auch für die Anwohner Ruhe einkehren muss, sehen alle ein. "Unter der Woche ist 22 Uhr völlig in Ordnung, aber am Wochenende sollte man schon bis Mitternacht hier sein dürfen", findet ein Schüler aus der Gruppe. Er fragt: "Philosophenweg ist verboten, Schloss ist verboten, wo sollen wir denn hin?"