Der Marktplatz im Herzen der Altstadt am Mittwoch: An diesem recht milden Tag sind viele der Tische besetzt. Doch was, wenn es kälter wird und die Kunden geschlossene Räume meiden? Foto: Hentschel
Von Joris Ufer
Heidelberg. Für kaum eine andere Branche hatte die Corona-Pandemie so gravierende Auswirkungen wie für die Gastronomie. Aufgrund der Abstandsregeln mussten die meisten Gaststätten ihre Kapazitäten reduzieren und boten stattdessen mehr Plätze im Freien an. Jetzt kommt die kalte Jahreszeit und stellt Heidelberger Gastronomen vor neue Herausforderungen.
Im Café "Mildner’s" in Bergheim ist am Dienstagnachmittag viel Betrieb. Trotz des kühlen Wetters sitzen einige Gäste draußen. Die Menschen halten Abstand zueinander, die Türen des Innenraums stehen offen, und wer aufsteht, zieht eine Maske auf. "Es hat sich mittlerweile so eingeschliffen", sagt Inhaber Rudolf Miltner. "Die Leute halten sich an die Regeln und so können wir weitermachen." Heizpilze wolle er im Winter nicht aufstellen, aber eventuell moderne Elektrostrahler. Letztere können eine klimafreundlichere Alternative zu den gasbetriebenen Pilzen darstellen. Sich draußen niederzulassen, war über den Sommer eine Option für viele Menschen, die zwar ausgehen wollten, aber wegen des Infektionsrisikos in geschlossenen Räumen besorgt waren. "Zu enge Läden meide ich schon", sagt eine Besucherin, die mit ihrer Freundin vor dem "Mildner’s" sitzt und Kaffee trinkt. "Wenn es zu voll wäre, würde ich mich unwohl fühlen." Ihre Begleiterin nickt, fügt aber hinzu: "Bei schlechtem Wetter würde ich trotzdem reingehen."
Beim Gang durch die Altstadt fällt auf, dass an diesem etwas kühleren Tag die meisten Stühle in den Außenbereichen verwaist sind – nur ein paar Hartgesottene in Regenjacken sitzen mit heißen Getränken im Freien unter Schirmen. Die Auswirkungen der Pandemie sind deutlich spürbar. Einige Restaurants haben gar nicht erst aufgemacht. Allerdings sind auch im Innenbereich nur wenige Betriebe gut besucht. "Hier auch zum Mitnehmen", haben noch immer viele Betriebe angeschlagen.
Im überdachten Außenbereich des „Hemingway’s“ lässt es sich auch bei kühleren Temperaturen gut aushalten. Aber nicht alle Gastronomen haben diese Möglichkeiten. Foto: jufHerbert Pfanner ist Betreiber des "Hemingway’s" in der Fahrtgasse. Mit seinem überdachten Außenbereich hatte er Glück. Im März, nur eine Woche vor dem Shutdown, war die neue Terrasse fertig geworden. Seine Gäste sitzen nun unter elektrischen Heizstrahlern – eine Genehmigung der Stadt braucht er dafür nicht, da seine Außenbestuhlung nicht auf öffentlichem Grund steht. "Das kommt mir jetzt schon sehr entgegen", sagt Pfanner. "Die Leute sind vorsichtiger geworden, aber mit einem Außenbereich sind sie dann eher bereit, doch noch auszugehen." Ob sich die Zahl seiner Gäste, die draußen sitzen wollten, durch die Pandemie erhöht hat, könne er nicht sagen – weil die Terrasse im Sommer sowieso immer voll sei.
Direkt am Marktplatz betreibt Hong Minh Nguyen seit über zehn Jahren das vietnamesische Restaurant "Saigon Sonne". Viele seiner Gäste haben in letzter Zeit lieber draußen gesessen. Mit Blick auf den Winter macht Nguyen sich Sorgen: "Wenn alle drinnen sitzen, ist die Gefahr größer. Jetzt haben wir etwa 70 Prozent Auslastung, aber wenn nur ein Gast infiziert ist, müssen wir zumachen. Dann sind es null Prozent." Er will deshalb künftig die Lüftung den ganzen Tag laufen lassen.
Auch Stefan Eberle, der mit Karsten Springer das Restaurant "Essighaus" betreibt, setzt auf Lüftungsanlagen. Er hat ein aufwendiges Luftreinigungssystem im Wert von über 37.000 Euro bestellt, das ursprünglich für medizinische Zwecke konzipiert worden ist. Laut Hersteller soll die Luft damit zu 99,9 Prozent von Erregern und Keimen frei gefiltert werden. Damit will er sich für den Herbst vorbereiten, erklärt Eberle: "Es muss gelüftet werden, aber gleichzeitig wollen wir den Gästen Gemütlichkeit bieten. Es heißt ja, dass wir noch das ganze nächste Jahr mit Corona zu tun haben werden." Und auch danach sei das Gerät sinnvoll: "Es gibt ja auch noch die Grippeviren, die die Maschine ebenfalls herausfiltert." Er hofft deshalb, dass die Sicherheit, die er den Kunden bietet, auch genug Umsatz bringt, um die Kosten der Anschaffung auszugleichen. Das Gerät soll Ende Oktober eingebaut werden.