Klara Müller (Mitte) und Jost Burhop (r.) zeigen Besucher Marcel Enzmann die verschiebbaren Wände der WGs. Foto: Rothe
Von Sophia Stoye
Heidelberg. Nachhaltigkeit, Selbstverwaltung und eine solidarische Gemeinschaft - das sind die Prinzipien des neuen Collegium Academicums (CA), das auf dem Gelände des ehemaligen US-Hospitals in Rohrbach bis 2021 fertiggestellt werden soll. Im April rollten die ersten Bagger an, demnächst beginnen die Abrissarbeiten. Um Interessierte auf den aktuellen Stand der Arbeiten zu bringen, zeigten die Mitglieder des Projektteams, was sich auf dem Areal schon alles getan hat.
Von der Straße aus sticht zuerst das ehemalige Pförtnerhäuschen ins Auge, aus dem später ein nicht kommerzielles Café werden soll. Hier wird zukünftig ausschließlich ökologisches und verpackungsfreies Essen angeboten, die Räumlichkeiten sollen für kleinere Veranstaltungen wie einen gemeinsamen Kochabend genutzt werden. Ob das Café bereits einen Namen hat? ",Kategorischer Altbau’ war letztens ein Vorschlag, aber das ist noch alles offen", scherzte Jost Burhop, Teil der Projektgruppe.
Rechts ein Teil der Baustelle für das Wohnheim des neuen Collegium Academicums, links der Altbau, der renoviert werden soll. Hier entstehen eine Gemeinschaftswerkstatt, Sozialräume und Wohnungen, in denen rund 50 Bewohner untergebracht werden können. Foto: Rothe
Ursprünglich sollten bereits Ende nächsten Jahres die ersten Bewohner einziehen, doch die Abrissarbeiten verzögern sich, da mehr Altlasten als erwartet gefunden wurden. Somit könne der Großteil der Pläne vorerst nicht in die Tat umgesetzt werden. Dennoch ist die Projektgruppe soweit mit der Planung für den Neubau fertig: "Wir wollen alles so ökologisch und günstig wie möglich machen, niemand macht damit Geld", so Burhop. Um auch den Bau nachhaltig zu gestalten, soll das Gebäude des zukünftigen CA fast ausschließlich aus Holz gebaut werden, da es als nachwachsender Rohstoff ressourcensparender ist.
Insgesamt bilden je vier Zimmer eine Wohngemeinschaft, die sich zusammen Bad und Küche teilen. Die Besonderheit dabei: Die Wände sind so verschiebbar, dass innerhalb von fünf Minuten die eigentlich 14 Quadratmeter des Zimmers auf sieben halbiert werden können. Wieso man das machen sollte? "Weil wir auf solidarische Prinzipien setzen: Der abgegebene Teil könnte für die Gemeinschaft genutzt werden, zum Beispiel als gemeinsames Wohnzimmer", erklärte Burhop.
Für 300 Euro warm werden die zukünftigen Mieter im Neubau wohnen können. Insgesamt verfüge das CA über 176 Plätze, im Altbau könnten weitere 50 Personen untergebracht werden. In dessen unterer Etage soll vorerst eine Werkstatt eingerichtet werden, die rund eineinhalb Jahre für den Aufbau des CA genutzt werden soll. Sobald der Neubau fertiggestellt wurde, wird die Werkstatt, in der dann auch Mieter selbst etwas reparieren oder bauen können, hierher verlegt.
In den dadurch frei gewordenen Räumen des Altbaus können die Teilnehmer eines sogenannten Orientierungsjahres wohnen. Dabei können alle, die nach der Schule nicht genau wissen, was sie machen sollen, ein Jahr lang zusammen leben, kochen und verschiedene Dinge ausprobieren. So kann jeder die eigenen Stärken und Interessen leichter herausfinden. In der oberen Etage entstehen vermutlich Sozialräume, die schon vor der Fertigstellung des Neubaus genutzt werden können.
"Insgesamt steht hier das meiste aber noch in den Sternen, wir legen den Fokus erst auf den Neubau, weil die Fördergelder hierfür zeitlich befristet sind", so Klara Müller, ebenfalls Mitarbeiterin des Projekts. Denn der größte Teil des Bauvorhabens wird durch Bankkredite finanziert, die einen besonders niedrigen Zins hatten. Außerdem wurden öffentliche Fördermittel in Höhe von 2,2 Millionen Euro im Rahmen des Bundesprogramms "Variowohnen" zur Verfügung gestellt. Hinzu kommen Direktkredite oder Spenden.
Das neue CA ist nicht nur für Studierende, sondern auch für Auszubildende, Promovierende und junge Berufstätige gedacht: "Wir wollen die Sphären vermischen, die sonst getrennt sind", so Müller weiter. Die ersten Bewohner werden voraussichtlich 2021 einziehen können, noch sei es aber schwierig, einen genauen Zeitpunkt anzugeben.
Info: Alle Interessierten können am Mittwoch, 6. November, um 17.30 Uhr zu einem Neuentreff in der Sandgasse 7 kommen. Dort wird vorgestellt, wie im Projekt gearbeitet wird und was für Beteiligungsmöglichkeiten es gibt.