Bauen und Wohnen in Heilbronn: Aber wo?
Gemeinderat streitet um künftige Wohnbaugebiete: Ökoloigie und Ökonomie sind nicht einfach unter einen Hut zu bringen.

Der Bedarf an Wohnraum in Heilbronn ist groß - bis zu 2000 neue Wohnungen sollen bis zum Jahr 2020 geschaffen werden. Foto: Endres
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Da gibt es auf der einen Seite einen immensen Bedarf an Wohnungen in Heilbronn und dazu das ehrgeizige "Handlungsprogramm Wohnen" von OB Harry Mergel, bis 2000 neuen Wohnungen bis 2020 zu schaffen - und das bei rarem Bauland in Heilbronn. Auch deshalb stehen seit einiger Zeit wieder zwei Baugebiete im Fokus, die schon seit der Nachkriegszeit für die Schaffung von Wohnraum außerhalb der Kernstadt herhielten. Es sind dies die "Schanz" und das Gebiet Längelter/Rasenäcker in Böckingen.
Unumstritten als künftiges Baugebiet ist der "Nonnenbuckel" am Klinikum am Gesundbrunnen, sehr umstritten dagegen, wie es mit den Baugebieten Schanz und Längelter/Rasenäcker weitergehen soll. Eine lebhafte Diskussion in der letzten Gemeinderatssitzung mit viel Pro und Kontra, auch im Hinblick auf den Verbrauch von wertvollem Ackerland. Bessere Böden für den Ackerbau als auf der Schanz gibt es kaum noch in Deutschland, sagen Landwirte in Böckingen und eine Bebauung hier würde die Frischluftzufuhr zur Stadt beeinträchtigen, Argumente, die auch auch in der Sitzung eine Rolle spielten.
Die Fraktion Bündnis 90/Grüne hatte in einem Antrag eine alternative Planung gefordert, eine Teilbebauung der Gebiete Längeleter/Rasenäcker und Schanz, mit dem Ziel, "sowohl ökonomische Gesichtspunkte als auch ökologische gegeneinander abzuwägen. Die SPD hatte Ende letzte Jahres beantragt, eine vorgezogene Planung für das Baugebiet Schanz vorzulegen.
Hier sind nahezu fünf Hektar Fläche im Besitz der Stadt. Die Verwaltung optiert für das Gebiet Längelter/Rasenäcker, weil hier die Vorteile überwiegen. Zu den Gründen zählt u.a. dass es im Längelter keine "hochwertigen Ackerböden" gebe und dass die Zahl der auf der Schanz möglichen Wohnungen gerade mal den Bedarf des Stadtteils Böckingen decken würde.
In der der Abwägung vom Erhalt von Streuobstwiesen und hohen Kosten für Erschließungsmaßnahmen, von schon vorhandener Infrastruktur wie Verkehrswege, Nahverkehr und Schulen, wie es in Böckingen vorhanden, zeigte sich, dass hier gelegentlich auch durch die ideologische Brille geschaut wird.
Ein Blick zurück hätte manchem die Entscheidung leichter und die Diskussion sachlicher gemacht. Beide Gebiete sind seit Jahrzehnten als Reserve für Wohnbebauung in der Diskussion. Dass aber gerade auf dem Gebiet Schanz eine "Hypothek" liegt, hängt damit zusammen, dass der hier vor mehreren Jahrzehnten stattgefundene Wohnbebauung alle Merkmale einer Gettoisierung trägt.
Im Baugebiet Längelter sei der Erhalt eines größeren Teils der Garten und die Schaffung weiterer Grünflächen möglich, auch könne der naheliegende Ziegelpark der Naherholung dienen.
Der Bereich der westlichen Schanz bleibt - nach der Abstimmung mit einer Mehrheit gegen SPD und Grüne - unbebaut, das Gebiet Längelter/Rasenäcker soll bis 2021 baureif geplant werden. Hier gehören der Stadt über sieben Hektar Land. Schon allein aus dem Größenvergleich ergibt sich ein erheblicher Unterschied der sich in der Zahl der zu schaffenden Wohneinheiten niederschlägt: 500 wären es auf der Schanz, 800 im Gebiet Längelter/Rasenäcker.
Info: Die "Schanz" ist ein in den 1960er und 1970er Jahren entstandenes Wohngebiet im Stadtteil Böckingen und war seinerzeit die bis dahin größte gesamtstädtische Erschließungsmaßnahme. Auf der Schanz leben etwa 5.000 bis 6.000 Menschen und damit deutlich mehr als zum Beispiel der Stadtteil Kirchhausen.



