Wird das Neuenheimer Feld jemals eine Straßenbahn bekommen? Momentan sieht es nicht danach aus. Foto: Kay Sommer
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Naturschutz und Landwirtschaft auf der einen Seite, Wissenschaft und Innovation auf der anderen - bei der Diskussion um die Weiterentwicklung des Neuenheimer und Handschuhsheimer Feldes seien die "Kernwerte" der Partei betroffen. Deshalb haben die Grünen für den bevorstehenden Masterplanprozess nun ein erstes Positionspapier ausgearbeitet, das sie am Dienstagabend bei einer öffentlichen Mitgliederversammlung im Literaturcafé der Stadtbücherei vorstellten.
Zwei Tage lang gingen die Gemeinderatsfraktion, die Abgeordneten, der Kreisvorstand und Bürgermeister Wolfgang Erichson in Klausur. Heraus kam ein Papier, das wenig Neues bringt, aber die bereits bestehenden Konfliktlinien zusammenfasst und ein übergeordnetes Ziel vorgibt: Beim Masterplan sollten alle Beteiligten konstruktiv zusammenarbeiten: "Nicht ,Forscher oder Gärtner’, sondern ,Forscher und Gärtner’ ist dabei unser Motto." Als stärkste politische Kraft in Heidelberg sei man in der Verantwortung, die verschiedenen Positionen der wissenschaftlichen Einrichtungen auf der einen Seite und der Nutzer des Handschuhsheimer Feldes zusammenzubringen. "Die Uni ist ein wichtiger Player und größter Arbeitgeber Heidelbergs", betonte Stadtrat Manuel Steinbrenner. "Sie muss zukunftsfähig bleiben." Man müsse ihr Möglichkeiten geben, um zu wachsen. Aber es sei aus Sicht der Grünen nicht wünschenswert, wenn sich die wissenschaftlichen Einrichtungen auf das Gebiet nördlich des Klausenpfads erweitern, auch wenn sie dort bereits Baurecht hätten. Man müsse stattdessen überprüfen, welche Institute in andere Stadtteile, zum Beispiel auf die ehemaligen US-Flächen, umziehen könnten. Eine Nachverdichtung im Campus sei sinnvoller als eine Ausdehnung. Doch auch das würde zu noch mehr Verkehr führen, weshalb "innovative Mobilitätslösungen" gefunden werden müssten.
Knackpunkt 1 - die begrenzte Fläche: Seit vergangenem Herbst ist Dorothea Kaufmann, Studienkoordinatorin für Molekulare Biotechnologie, Mitglied der Grünen. Sie arbeitet im Neuenheimer Feld und betont, wie wichtig es sei, alle wichtigen medizinischen und naturwissenschaftlichen Einrichtungen auf engstem Raum beieinander zu haben. Für Kaufmann ist das ein Alleinstellungsmerkmal: "Bei uns ist man mit seinen Proben in zehn Minuten im Labor, in Harvard muss man manchmal eine halbe Stunde Fahrt auf sich nehmen."
Die Kliniken und Naturwissenschaften könnten sich erweitern, wenn man in die Höhe baut, meint Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Doch man könne auch über eine Verlagerung von anderen Einrichtungen nachdenken. "Warum ist eine Pädagogische Hochschule dort hinten? Oder die Jugendherberge? Das muss nicht sein." Alt-Stadtrat Christian Weiss forderte, dass sich die Universität mehr in die Konversion einbringen sollte. Sein Vorschlag: Nicht nur das Neuenheimer Feld, sondern ganz Heidelberg als Campus betrachten. "Wenn die Universität auch über andere Standorte nachdenkt, könnte der große Wurf gelingen."
Knackpunkt 2 - der Verkehr: Nachdem die Straßenbahn vor dem Verwaltungsgerichtshof gescheitert ist, müsse man nun auch über alternative Verkehrsarten nachdenken. "Ich fände eine Schwebebahn schön", sagte Dorothea Kaufmann. Erste Ideen für solch ein Konzept haben die Architekten Nils Herbstrieth und Uwe Weishuhn entwickelt, die am Dienstagabend ebenfalls in der Stadtbücherei waren. Unterstützung bekommen sie vom ehemaligen Stadtrat Derek Cofie-Nunoo: "Wir brauchen die Fläche, die bislang vom Verkehr genutzt wird. Wir sollten in die Luft gehen."
Fabian Schlaich, Assistenzarzt an der Kopfklinik, wohnt in der Bahnstadt und hofft, dass die direkte Fuß- und Radwegeverbindung über die Bahngleise und den Neckar ins Neuenheimer Feld bald kommt. Auch die Grünen-Kreisvorsitzende Luitgard Nipp-Stolzenburg fordert die Brücke über den Fluss. Denkbar sei auch, dass auf der Bergheimer Seite Parkplätze geschaffen werden und die Uni-Beschäftigten zu Fuß zu ihrer Arbeit gehen. Eine andere Brücke - die heiß diskutierte Fünfte Neckarquerung für den Autoverkehr bei Wieblingen über den Altneckar - kommt für die Grünen hingegen nicht infrage. Wolfgang Erichson: "Das ist eine rote Linie, die ich als Umweltbürgermeister nicht überschreite."