Roland Ernst im Gespräch: "Ich stehe zu allem, was ich gemacht habe"

Warum der ehemalige Projektentwickler einst pleite ging, fast im Gefängnis landete, heute über die Verwaltung "traurig" ist und ansonsten das Leben genießt.

02.08.2014 UPDATE: 02.08.2014 06:00 Uhr 4 Minuten, 30 Sekunden
Roland Ernst ist mit seinem Leben zufrieden, auch wenn es tiefe Täler gab. Einst gehörte er zu Deutschlands bekanntesten Projektentwicklern, bis sein Imperium zusammenbrach. Heute arbeitet er in der Gesellschaft seines Sohnes. Foto: Bechtel
Von Manfred Bechtel

Der Technologiepark Heidelberg wurde vor dreißig Jahren gegründet. Als der Bericht über die Jubiläumsfeier in der RNZ erschien, wandte sich Roland Ernst an die Redaktion: "Vielleicht interessiert es Sie, dass meine Firma und ich das Risiko gemeinsam mit der Sparkasse übernommen haben, die Gebäude und auch die folgenden Bauten zu finanzieren und zu bauen. Oberbürgermeister Zundel konnte damals niemanden finden, der dazu bereit war."

Die RNZ nahm diese Stellungnahme zum Anlass, ein Gespräch mit Roland Ernst führen. Einst galt der heute 77-Jährige, der im noblen Hölderlinweg mit Blick auf Schloss, Altstadt und Neckar lebt, als einer der bedeutendsten Projektentwickler Deutschlands. Nach der Wende investierte er massiv in den neuen Bundesländern.

Dann brach das Immobilien-Imperium zusammen, und das Insolvenzverfahren wurde eröffnet. Hinzu kamen Korruptionsvorwürfe, Ernst musste in Untersuchungshaft. Er wurde zunächst zu einer Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt. Nach Beanstandung durch den Bundesgerichtshof wurde sie in eine Bewährungsstrafe abgemildert.

Herr Ernst, wie geht es Ihnen heute?

Mir geht es gottseidank gesundheitlich ganz gut. Ich freue mich, dass ich nach wie vor tätig sein kann und im eigentlichen Sinn kein Rentner bin. Ich habe noch zwei Sekretärinnen, mit denen ich arbeite, und mache ab und zu neue Objekte, die ich dann quasi auf dem Papier schon verkaufe. Ich führe nichts mehr selbst durch mit Ausnahme der Erweiterung des Mariott-Hotels mit 139 Zimmern, das wird von der Gesellschaft meines Sohnes gebaut. Mariott wollte ursprünglich zwei Hotels haben, aber wir haben dann diese Bürgerinitiative bekommen und das eine Hotel weggenommen, sodass jetzt dort neben dem Hotel noch dieser berühmte Park für die Öffentlichkeit entsteht, der wird in sehr hoher Qualität hergestellt.

Vor 30 Jahren wurde der Technologiepark Heidelberg gegründet. Welchen Anteil hatten Sie und Ihre Firma daran?

Der damalige Oberbürgermeister, Reinhold Zundel, ist an mich herangetreten, ob ich bereit wäre, den Technologiepark als Investor und Bauherr zu bauen. Ich habe mich bereit erklärt; es wurde dann eine Gesellschaft gegründet, gemeinsam mit der Sparkasse. Das Eigenkapital betrug 2,7 Millionen Mark, 700.000 von mir und zwei Millionen von der Sparkasse. Wir haben diesen ersten Bauabschnitt gebaut, aber auch alle folgenden Bauabschnitte. Ich war doch etwas traurig, dass bei dem Festakt mein Name mit keiner Silbe erwähnt wurde.

Dann sehen Sie sich also als der "Vater" des Technologieparks?

Na ja, der gesamte Technologiepark, wie er heute dasteht, ist von meiner Firma gebaut worden. Die Gebäude haben wir durch Baufirmen errichten lassen und anschließend auch die Verwaltung und die Vermietung übernommen. Was wichtig ist: Das finanzielle Risiko war voll bei uns und der Sparkasse. Die Gesellschaft der Stadt Heidelberg war nicht bereit, irgendwelche Bürgschaften zu übernehmen oder gar Garantien für die Mieter, die sie uns gebracht haben. Die Idee war ja, dass Professoren die Möglichkeit haben sollten, auch wirtschaftlich an ihren Ideen zu partizipieren. Das Problem war nur, das waren hervorragende Wissenschaftler, aber wirtschaftlich hatten die keine Ahnung.

Investitionen in den neuen Bundesländern führten zum Konkurs Ihres Unternehmens. Wie beurteilen Sie heute das unternehmerische Risiko, das Sie damals eingegangen sind?

Nach der Wiedervereinigung sind wir natürlich in den Osten gegangen und haben dort Grundstücke gekauft. Wir haben alle gedacht, dass es ein neues Wirtschaftswunder gibt. Ich kann mich an eine Unterredung von Herrn Kohl mit Unternehmern erinnern, Kohl hat gesagt: Meine Herrn, wir wollen, dass sich hier in Berlin in einem halben Jahr tausend Kräne drehen.

Jawohl, machen wir, haben wir gesagt. Wir haben uns getäuscht. Jetzt, in den letzten fünf, sechs Jahren, da hat sich der Markt so entwickelt, dass solche Objekte, wie wir sie damals gebaut haben, auch den entsprechenden Ertrag haben. Mitte der Neunziger Jahre haben wir quasi am Bedarf vorbeigebaut, nicht nur in Berlin, sondern auch in Dresden oder Leipzig.

Im August 2004, entgingen Sie einer Gefängnisstrafe, weil der BGH das gegen Sie verhängte Hafturteil beanstandete. Das Bochumer Landgericht verurteilte sie dann zu einer Bewährungsstrafe und Geldbuße. Wie war das damals für Sie?

Die Verhaftung war natürlich ein Schlag für mich. Das hängt damit zusammen, dass ich in Frankfurt den Galluspark gemeinsam mit Holzmann gebaut habe. Und dieses Riesengebäude war fertig. Wir hatten damals eine monatliche Zinsbelastung von 1,5 Millionen. Das Schlimme war, dass mein Partner in Konkurs ging und ich diese Zinsbelastung nun allein hatte. Dann kamen zwei Mitarbeiter der Bahn und haben gesagt: Wir mieten Ihnen dieses Objekt ab, aber wir wollen X dafür haben. Mit dem Vorstand von Holzmann wurde abgestimmt, dass ich das mache, das kam dann irgendwie raus, und ich wurde wegen Bestechung verhaftet, das war der einzige Grund.

Ich habe das sofort zugegeben, aber die Richterin hat mich für 3,6 Jahre ins Gefängnis schicken wollen. Ich habe gesagt, ich habe diese Herrn bestochen, aber ich habe keine Steuerhinterziehung begangen. Ich bin dann vor den Bundesgerichtshof gegangen. Das Ergebnis: ein Jahr und sechs Monate auf Bewährung. Das Gefängnis - ich war ja nur vier Tage drin - war der schlimmste Teil meines Lebens. Wir wurden von den Justizangestellten menschunwürdig behandelt, da war man ein Nichts.

Welche persönlichen Erfahrungen machten Sie danach?

Durch dieses Gerichtsverfahren sind natürlich meine Banken misstrauisch geworden und haben die Konten gesperrt. Dadurch kam es zu meiner Insolvenz, die hat mich natürlich total aus der Bahn gerissen. Ich habe sehr viel Geld in den neuen Bundesländern verloren. Aber seit 2000 bin ich Geschäftsführer der RE-Projektentwicklungs-GmbH, das ist eine Gesellschaft meines Sohnes Dr. Falk Ernst.



Lassen Sie uns über Ihre Tätigkeit als Stifter sprechen.

Nachdem es mir wirtschaftlich sehr gut ging, habe ich 1980 die erste Stiftung ins Leben gerufen, das war für das Deutsche Krebsforschungszentrum hier in Heidelberg, für das Institut für Nuklearmedizin, ausgestattet mit einer Million DM Kapital. Aus den Erträgen werden jedes Jahr Forschungsobjekte für das DKFZ finanziert. Eine zweite Stiftung war die Roland-Ernst-Stiftung für Gesundheitswesen in Dresden, die ist mit 20 Millionen Kapital ausgestattet, davon haben der Freistaat und ich jeweils die Hälfte übernommen.

Diese Stiftung schüttet jedes Jahr zwischen 500.000 und 600.000 Euro aus für Forschung im Bereich der Universitätskliniken in Dresden und Leipzig aus. Was gar nicht so bekannt ist, ich habe das Buchheim-Museum am Starnberger See in Bernried gebaut und zum Teil finanziert. Es zeigt die berühmte Expressionisten-Sammlung von Lothar-Günther Buchheim, Autor des Buches "Das Boot". Da bin ich besonders stolz, denn der Herr Buchheim war ein sehr schwieriger Mensch.

Welche Pläne haben Sie?

Ja Gott, ich möchte in diesem Stil weiterarbeiten, Dinge angehen, die mir Spaß machen, mein Beruf ist mir nach wie vor das Wichtigste. Ich bin nach wie vor daran interessiert, Projekte zu entwickeln, lukrative Objekte zu bauen und zu vermarkten.

Welche Entscheidung würden Sie nicht mehr so treffen?

Was ich garantiert nicht mehr machen würde, das ist, dass ich irgendwelche Leute besteche, denn das hat meinem Leben eine ganz andere, neue Entwicklung gegeben. Aber ich stehe zu allem was ich gemacht habe. Ansonsten bin ich mit meinem Leben zufrieden, fühle mich wohl, habe einen netten Freundeskreis. Mein Hobby ist die Kultur. Ich habe auch einen Kunstpreis gestiftet, den jährlichen an einen jungen Künstler verliehenen Arnold-Petersen-Preis am Nationaltheater in Mannheim. Ich bin ein großer Wagnerianer und gehe auch in diesem Jahr wieder acht Tage nach Bayreuth.

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