Die Zäune kommen weg
Vielen Anwohnern der Römerstraße passt das gar nicht, sie haben Angst um ihre Kinder - Zeitpunkt des Abbaus ist noch unklar

Die Zäune um die ehemaligen US-Wohnquartiere wurden nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 errichtet. Foto: Philipp Rothe
Von Steffen Blatt
Heidelberg. Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 wurden weltweit die Sicherheitsstandards für US-Militäreinrichtungen erhöht, auch in Heidelberg. Sichtbar wurde das vor allem durch die Zäune in Mark Twain Village, mit denen die US-Wohnquartiere in der Südstadt mehr vom Rest der Stadt abgeschottet wurden. Die Amerikaner sind lange weg, die Gebäude zum Teil wieder bewohnt - und irgendwann sollen auch die Zäune zur Römerstraße fallen. Einigen Bewohnern gefällt das aber gar nicht.
Zwei Familien haben sich direkt bei der RNZ gemeldet, nachdem die Anwohner per Aushang darüber informiert wurden, dass die Zäune abgebaut werden sollen. Sogar eine Unterschriftenliste zum Erhalt der Barrieren wurde der Stadtverwaltung und der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GGH zugeschickt. Denn die Familien haben Angst, dass ihre Kinder auf die viel befahrene Römerstraße laufen könnten, wenn keine Zäune mehr da sind.
Vor allem der Satz im Aushang, dass der Abbau "in Absprache mit der Bürgerschaft" stattfinde, regt die Bewohner auf. "Uns stellt sich die Frage, welche Bürgerschaft gemeint ist. Wir und viele unserer Nachbarn können nicht dazugehören", sagt etwa Karla Dröscher, die mit ihrer Familie in der Römerstraße 121 wohnt. Direkt vor ihrem Wohnhaus und den Nachbargebäuden befindet sich in Richtung Römerstraße eine große Grünfläche, auf der gerne Kinder spielen. "Wir wünschen uns sehr, dass uns dieses Stück Lebensqualität nicht genommen wird", sagt Dröscher.
Nun ist es aber so, dass die Zäune in den zahlreichen Bürgerforen zur zukünftigen Entwicklung der ehemaligen US-Flächen in der Südstadt immer wieder diskutiert wurden - und dort tatsächlich die Mehrheit immer dafür war, die Anlagen abzubauen. Insofern kann natürlich von "Absprache mit der Bürgerschaft" gesprochen werden - nur eben nicht mit dem Teil, der jetzt in den Häusern an der Römerstraße wohnt. Zudem soll die Straße in Zukunft eine "verbindende Stadtteilstraße" sein und dafür umgestaltet werden - mit breiten Fußgänger- und Radwegen sowie Baumreihen. Schon allein dafür müssten die Zäune weichen, weil der Querschnitt der Römerstraße gleich bleibt. Auch das wurden in den Bürgerforen mehrfach besprochen.
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Zwei Tatsachen können den Anwohnern aber Hoffnung machen: Zum einen wird es laut Stadtverwaltung noch eine ganze Weile dauern, bis die Zäune abgebaut werden, denn das passiert erst, wenn der Straßen- und Freiraum neu gestaltet wird. Wann das sein wird, könne man derzeit noch nicht sagen, heißt es auf RNZ-Anfrage. Zum anderen mache der Bebauungsplan Vorgaben für Einfriedungen und Begrenzungen. Hecken oder Ähnliches sind also möglich, nur eben keine Zäune.
Auf der anderen Seite der Römerstraße an den Campbell Barracks hingegen bleiben die Zäune stehen. Sie sind älter und stehen unter Denkmalschutz - zumindest die Mauer und die Pfosten. Für die Stahlgitter dazwischen gilt das nicht, sie werden entfernt.



