Der Rüsselsheimer Stadtvorsteher Jens Grode und die beiden Oberbürgermeister Patrick Burghardt und Eckart Würzner (v.l.) gedachten im Beisein von Angehörigen und Überlebenden der Opfer des Absturzes vor 25 Jahren. Foto: Rothe
Von Denis Schnur
Still war es am Donnerstag auf dem Hohen Nistler. Die kalte Dezemberluft ließ Nebel an den Bäumen gefrieren und sorgte für eine verträumte Szenerie. Auf den ersten Blick deutete nur der Gedenkstein auf dem Gipfel auf den Flugzeugabsturz hin, der sich hier vor genau 25 Jahren ereignete und dessen am Donnerstag in einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung der Städte Heidelberg und Rüsselsheim gedacht wurde. Erst der zweite Blick offenbarte die dünnen Bäumchen, die an der Unglücksstelle langsam nachwachsen, und den großen abgeknickten Stamm, der von der DC 3 durchtrennt wurde.
"Ein friedlicher Ort, an dem plötzlich der Schrecken einzog", befand Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner, als er in seiner kurzen Ansprache nachzeichnete, wie eine "Verkettung von unglücklichen Umständen und Fehlentscheidungen" am 22. Dezember 1991 zu dem Flugzeugunglück führten, bei dem 28 der 32 Passagiere zu Tode kamen. "Man sagt, die Zeit heile alle Wunden", sagte Würzner mit einem Blick auf die etwa 20 anwesenden Angehörigen und Überlebenden, "aber manche Wunden sind so tief und schmerzlich, dass auch die Zeit daran nichts ändert".
Er sei selbst 1991 als junger Umweltschützer zur Absturzstelle gerufen worden und habe so das Ausmaß der "kaum vorstellbaren Katastrophe" wahrgenommen. Entsprechend zeugte er den gut 250 Helfern aus Heidelberg und der Umgebung Respekt, die in den Tagen vor, an und nach Weihnachten Überlebende suchten, Trümmer beseitigten und Leichen bargen: "Sie taten mehr als ihre Pflicht."
Auch in Rüsselsheim, wo die meisten der Opfer herkamen, habe sich die Tragödie "in die Köpfe eingebrannt", fügte Patrick Burghardt, Würzners Amtskollege aus der südhessischen Stadt, hinzu. In dem Flugzeug seien bekannte Menschen aus der Kulturszene der Stadt gewesen, wie Filmemacher Martin Kirchberger, "aber auch Nachbarn und Freunde", so Burghardt: "Der Absturz beschäftigt uns noch immer. Man kann sich nicht vorstellen, dass er schon 25 Jahre her ist."
Den kurzen Ansprachen der Bürgermeister folgte eine lange Zeit des Schweigens, die Augen der Anwesenden richteten sich auf den Gedenkstein und die beiden großen Kränze, Blumen wurden niedergelegt und die eine oder andere stille Träne vergossen. "Diese Anteilnahme ist wohltuend", zeigte sich Eberhard Malwitz, Vater des verunglückten Ralf Malwitz, dankbar. Auch die Überlebende Edeltraut Heeb (s. Text unten) betonte, wie gut ihr die Veranstaltung tue: "Es ist wie eine Loslösung." Sie sei nun bereits zum vierten Mal wieder hier oben, mittlerweile ohne jegliche Schuldzuweisung und Zorn.
Mehr Hintergründe und Berichte zum Absturz gibt es im Internet unter www.rnz.de/Hohernistler