Die beiden Rüdinger-Märkte in der Hauptstraße und der 'Penny' in der Plöck sind das Rückgrat der Lebensmittelversorgung für die Altstadtbewohner, die weniger mobil sind. Foto: Joe
Von Götz Münstermann
Die mehr als 9000 Bewohner der Altstadt können auf eine gute Nahversorgungsstruktur zurückgreifen. So lautet das Fazit eines Gutachtens zum Thema Einkaufen für den täglichen Bedarf, das die städtische Wirtschaftsförderung vergangene Woche im Bezirksbeirat vorstelle. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Denn die Vertreter der Altstadt-Bürgerschaft sehen doch noch einige Defizite - was Wirtschaftsförderer Matthias Friedrich auch nicht bestreitet.
Die Grundversorgung für Dinge des täglichen Bedarfs sei in der Altstadt gewährleistet, erläuterte Friedrich. Das Angebot in der Altstadt sei vor allem durch kleinere Läden geprägt, und die seien zu erhalten. Dazu gehören die beiden Rüdinger-Märkte in der Mitte und der östlichen Altstadt sowie der Penny-Markt in der Plöck. Der erfülle wegen der kleinen Fläche zwar nicht die heutigen Standardvorgaben von Discountern. Aber aufgrund der hohen Nachfrage sei wohl kaum davon auszugehen, dass dieser Lebensmittelmarkt gefährdet sei.
Weniger rosig sieht es in Sachen Drogeriemärkten aus. Noch immer gibt es keinen Ersatz für den vor vielen Jahren geschlossenen Drogeriemarkt Müller in der Hauptstraße 94. Immerhin, so Friedrich, werde Müller Ende dieses Jahres im ehemaligen Woolworth am Bismarckplatz eine neue Filiale eröffnen. Doch gerade für die östliche Altstadt sehen die Bezirksbeiräte Probleme, denn für deren Bewohner sei der Woolworth nicht gerade leicht erreichbar. Friedrich versprach, dass es auch weiterhin Ziel der Wirtschaftsförderung sei, einen Drogeriemarkt in der östlichen Altstadt anzusiedeln.
Ähnlich sieht es bei der Wochenmarktsituation aus: Das Angebot gerade in der östlichen Altstadt sei "ausbaufähig", konstatiert Wirtschaftsförderer Friedrich. Die Bezirksbeiräte sehen die Lage etwas weniger positiv. "Der Wochenmarkt am Marktplatz ist quasi tot", befand Hermann Lehmann, nur das Angebot auf dem westlichen Friedrich-Ebert-Platz funktioniere einigermaßen. Und Grünen-Vertreter Franz Bartholomé sieht einen "Marktplatz ohne Markt". Er fragt sich, weshalb die Stadtverwaltung kein Konzept auflege, wie ein neuer Wochenmarkt zwischen Rathaus und Heiliggeistkirche aufgebaut werden könne. Peter Seidel (SPD) forderte, man solle an diesem Standort nicht nur Lebensmittel und Blumen anbieten lassen, sondern auch Anbieter von "Kruschd", etwa Socken und Kurzwaren, zulassen. So könne man es vielleicht schaffen, dass wieder mehr Marktbeschicker und vor allem mehr Kunden auf den Marktplatz kommen. Mehr oder weniger indirekt erteilte Reiner Herzog aus dem für die Wochenmärkte zuständigen Bürgeramt diesem Ansinnen eine Absage. Man habe überhaupt das Problem, noch Marktbeschicker für den Marktplatz zu finden. Man werbe zwar für den Standort in der östlichen Altstadt, aber ohne Erfolg. Auch an den Standgebühren wolle er nichts ändern, denn die seien "nicht sonderlich hoch".
Einmütigen Widerstand formulierte der Bezirksbeirat gegenüber dem Ansinnen der städtischen Wirtschaftsförderung, einen Lebensmittel-Supermarkt in der Friedrich-Ebert-Anlage (hinter dem Hölderlin-Gymnasium) anzusiedeln. "Der Schuss geht nach hinten los", sagte Seidel, weil so kleinere Läden in der Altstadt in ihrer Existenz gefährdet würden. Lehmann argumentierte mit dem Stadtklima. Die derzeit als Parkplatz genutzte Fläche sei wichtig für "die Durchlüftung der Altstadt". Auch Regina Erbel-Zappe (Bunte Linke) findet die Ansiedlung eines Supermarktes, etwa eines Rewe-City-Marktes wie im Menglerbau in Bergheim, "widersinnig". Ob dieser Markt jemals kommen könnte, das steht aber noch lange nicht fest.
Wirtschaftsförderer Friedrich betonte denn auch, dass das eigene Amt großen Wert auf die Erhaltung und die Weiterentwicklung der bestehenden Händler lege. Dafür biete man sich Hauseigentümern, Immobilienmaklern und Betreibern als Gesprächspartner an. Auch sollen das Wochenmarktmanagement ausgebaut und die vorhandenen Geschäfte bei Marketingaktionen unterstützt werden.