Von Steffen Blatt
Jetzt ist es offiziell: Bei einer Pressekonferenz gab Oberbürgermeister Eckart Würzner die Einigung zum Kauf der ehemaligen US-Flächen in der Südstadt bekannt. Die Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die nach dem Abzug automatisch Eigentümerin der Militär-Areale wird, wurden zu einem guten Ende gebracht.
Einen genauen Kaufpreis für die 43,4 Hektar große Fläche mit den Campbell Barracks und Mark Twain Village nannte Würzner nicht. Vergangene Woche hatte bei einer Podiumsdiskussion von "unter 50 Millionen" Euro gesprochen. Eine Zahl gab er dann aber doch preis: Inklusive der Kaufsumme werden in die Südstadt-Flächen 90 Millionen Euro investiert. Darin ist etwa die Erschließung enthalten, also die Sanierung von Straßen, die Reparatur oder der Austausch von Abwasserkanälen, das Anlegen des geplanten Parks und die Arbeiten in der ehemaligen High School, die von der Julius-Springer-Schule bezogen werden soll. Diese Kosten werden aber nicht alle bei der Stadt hängen bleiben, denn die wird die einzelnen Areale weiterveräußern - und dann wird für den Käufer normalerweise auch ein Erschließungsbeitrag fällig. Drei Gebäude auf dem Gelände wird die Bima direkt verkaufen: Das ehemalige Nato-Hauptquartier und zwei weitere Bürogebäude sollen direkt an das Land gehen, dort soll die Kriminalpolizei einziehen, deren Dienststellen derzeit noch über die gesamte Stadt verteilt sind.
Würzner ist sehr zufrieden mit dem Verhandlungsergebnis: "Wir haben eine Vereinbarung erreicht, mit der wir die Vorgaben aus dem Masterplan umsetzen können, vor allem die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum." Jetzt werden die Kaufverträge ausgearbeitet, die noch im November in den Gemeinderatsgremien beraten werden sollen. Danach geht es zum Notar.
Die Verhandlungen müssen tatsächlich in einer guten Atmosphäre verlaufen sein, denn auch die Bima lobte die Übereinkunft. "Wir haben den Prozess hier in Heidelberg ganz neu aufgestellt - und das Verfahren hat funktioniert. Das hat Modellcharakter für uns", sagte Jörg Musial, der Spartenleiter Verkauf bei der Bima. Beide Partner hatten im Oktober 2013 eine bundesweit einmalige Vereinbarung getroffen. Darin erkannten Stadt und Bima die ihre eigentlich widerstrebenden Interessen an: Die Stadt will vor allem bezahlbaren Wohnraum schaffen, die Bima ist verpflichtet, für das Gelände einen möglichst guten Preis zu erzielen. Außerdem verpflichteten sich die Partner, bei der Wertermittlung der Gebäude und Flächen gemeinsam vorzugehen.
Erste Priorität für die weitere Entwicklung der Südstadt-Flächen haben die Wohngebiete in Mark Twain Village. Der größte Teil geht an das "Bündnis für Wohnen", einen Zusammenschluss von vier Heidelberger Wohnungsbaugesellschaften und den beiden Genossenschaftsbanken. Sie sollen dort das wohnungspolitische Konzept umsetzen, das 70 Prozent günstigen Wohnraum in Eigentum und Miete vorsieht.
"Viele Ampeln sind für uns von Gelb auf Grün gewechselt", sagte Peter Stammer, der geschäftsführende Vorstand der Baugenossenschaft Familienheim, einem der Partner im "Bündnis für Wohnen", das in Mark Twain Village zwischen 270 und 300 Millionen Euro investieren wird. Vor allem im Bereich östlich der Römerstraße und südlich der Chapel soll es nun schnell gehen. Dort bleiben die bestehenden Gebäude erhalten, im kommenden Frühjahr sollen die Gebäudesanierungen starten. "Nächstes Jahr um diese Zeit brennen in der Kirschgartenstraße die ersten Lichter", so Stammer.
Auch bei den Campbell Barracks, wo rund um den Paradeplatz zum größten Teil gewerbliche Nutzungen vorgesehen sind, geht die Entwicklung weiter. Hier will sich die Stadt durch eine Mehrfachbeauftragung an Architektenbüros Konzepte für die konkrete Ausgestaltung holen. "Wir sind auch bereits mit Partnern im Gespräch, die Interesse an den Gebäuden haben", sagte Konversionsbürgermeister Hans-Jürgen Heiß.