Prof. Dr. Marc-Philippe Weller. F: Hentschel
Von Katharina Kausche
Heidelberg. "Game of Thrones"-Fans auf der ganzen Welt fieberten kürzlich auf das große Serienfinale hin. Blöd nur, dass einige Heidelberger Jurastudenten wenige Stunden nach der Ausstrahlung eine Klausur schreiben mussten. Großes Gelächter gab es aber, als die Studenten ihre Papierbögen umdrehten. Ihr Professor, Marc-Philippe Weller, hatte den Sachverhalt in der Aufgabenstellung nicht nur an "Game of Thrones" orientiert, sondern auch die Frage gestellt: "Was vermuten Sie, wem gehört am Ende der achten Staffel der Eiserne Thron?" Die RNZ hat mit Weller gesprochen.
Herr Professor Weller, gehören Sie auch zu den "Game of Thrones"-Fans, die jeden Sonntag auf die neue Episode hingefiebert haben?
Ich habe die ganze Serie geschaut, aber meistens am Montagabend. Nur für die Klausur habe ich eine Ausnahme gemacht und die letzte Episode gleich morgens geschaut. Ich wollte wissen, ob es ein ganz anderes Ende gibt oder Charaktere ausscheiden, die ich in dem Sachverhalt erwähne.
Wenige Stunden nach der Ausstrahlung der letzten Folge von "Game of Thrones" mussten einige Jura-Studenten zur Klausur antreten. Sie stießen dabei auf oben abgebildete Fragen. Foto: privat
Dann haben Sie die Klausur auch zum eigenen Spaß so entworfen?
Es war amüsant, die Klausur zu konzipieren, aber es ging vor allem um das zeitliche Momentum: Die ganze Welt hat über diese Serie gesprochen. Wenige Stunden vor der Klausur kam die letzte Episode in den USA heraus. Die Studenten konnten sie wegen der Zeitverschiebung eigentlich noch nicht gesehen haben. Die Folgen wurden immer mitten in der Nacht ausgestrahlt und die Klausur war früh morgens.
Da gehen manche extra auf Online-Diät, um ja keine Details aus der letzten Staffel zu erfahren, und lesen dann, was bis zur letzten Folge passiert. Hatten Sie keine Angst ihre Studenten zu spoilern?
(lacht) Spoilern wollte ich nicht. Vielleicht ist es aus Versehen passiert, aber eigentlich habe ich mir für die Klausur ja auch selbst eine fiktive Konstellation ausgedacht, die sich von der Serie löst. Bisher hat sich auch niemand beschwert.
Gibt es öfter mal solche Klausuren?
Genau solche Bezüge eher selten, aber Juristen müssen ja immer wieder alte Gesetze auf neue Phänomene und Entwicklungen anwenden. Warum also nicht das BGB des Jahres 1900 auf eine tagesaktuelle Serie anwenden? Außerdem achten wir darauf, dass die Fälle auch in Bezug auf Gender modern sind. In vielen tradierten Fällen ist die schwächere Partei weiblich, etwa die Sekretärin, die stärkere Partei dagegen männlich, etwa der Geschäftsführer. Diese Einseitigkeit ist natürlich nicht zeitgemäß und "Game of Thrones" bietet einfach andere, modernere Rollenverteilungen.
Auch im Internet kam die Klausur gut an. Mehrere Jura-Seiten haben ein Foto der Klausur gepostet. Ein Post hat mittlerweile fast 600 Likes und Kommentare.
Damit hätte ich nicht gerechnet, aber auch so wurde ich von vielen Seiten, von Studierenden und meinem Lehrstuhlteam, darauf angesprochen. Das ist wohl eine Kettenreaktion gewesen, weil es jemand ins Netz gestellt hat. Es haben sich dann auch Kollegen und Kolleginnen anderer Fakultäten eingemischt und über Twitter und Facebook ihre juristischen Einschätzungen dazu abgegeben. Das war doch sehr amüsant.
Ein Kommentator hat unter dem Foto gepostet: "So hätte ich Sachenrecht locker besser gelernt".
Das ist natürlich toll, aber ich glaube, bei den meisten Studierenden hat das keinen Unterschied gemacht. Letztlich ist das ein fiktiver Fall wie in jeder Klausur auch.
Bei Klausuren steht man ja meist unter enormem Zeitdruck. Haben überhaupt Studenten die Zusatzfrage beantwortet?
Stimmt, der Zeithaushalt ist regelmäßig knapp. Diese Klausur war nur 90 Minuten lang. Viele haben etwas hingeschrieben: "Dany", "Arya", "Jon Snow" und "Tyrion." Zum Schmunzeln ist "Lord Baelish!", denn der ist ja nun wirklich schon vor einigen Episoden ausgeschieden. Das von den Serienmachern erdachte Ende hat allerdings niemand erraten, was wiederum für das Überraschungskonzept der Serie spricht.
Auf welche Serie sollten sich die Studenten als Nächstes vorbereiten?
Das haben mich einige Studierende auch schon gefragt. Manche haben mir ihrerseits auch Serien empfohlen. Stranger Things oder Westworld - mal schauen.