Bei einem Grillabend feierten die jungen Soldaten der „Royal Engineers“ die freie Zeit nach ihrem diesjährigen Arbeitseinsatz in Eberbach. Foto: privat
Von Ute Linkenheil
Eberbach. Zwei Jahre vor dem "Goldenen 50er-Jubiläum" sind die Royal Engineers wieder da: in Zeiten knapper Haushaltskassen freut sich die Stadt Eberbach über das gemeinnützige Engagement der jungen Briten, die aus Minden anreisen und jährlich für vierzehn Tage in die Stadt am Neckar kommen.
In diesem Jahr sind wegen der Pandemie allerdings nur 22 Mann für kurze eineinhalb Wochen gekommen. In dieser Zeit arbeiteten sie unter der Leitung von Corporal Billy Suksuri an der Erneuerung des oberen Teils des Zauns um den Waldkindergarten. Und Corporal Daniel Hounsell leitet die Renovierung einer großen Waldhütte auf dem Imberg, die für Forst- und Jagdzwecke genutzt werden soll.
Bürgermeister Peter Reichert dankt Major Andrew Bostock. Foto: Ute LinkenheilIm Rahmen eines von der Stadt ausgerichteten Grillfests am Freitagabend dankten Bürgermeister Peter Reichert, der Leiter der Stadtförsterei Joachim Maier sowie eine Abordnung der Eberbacher Reservisten den jungen Soldaten für ihren Einsatz und ihre Verbundenheit mit Eberbach. Auch Major Andrew "Bobby" Bostock kam dafür extra für einen Kurzbesuch nach Eberbach.
Die Royal Engineers sagen, sie lieben den Aufenthalt in Eberbach, da "alle hier so freundlich sind". Der Londoner Captain George Gibson erklärt, es sei eine "wichtige Freundschaft" für die Briten.
Für die jungen Soldaten ist das Zeltlager mit Lagerfeuer natürlich eine willkommene Abwechslung zum Kasernenleben. Aber der Höhepunkt war ganz klar ein Besuch in Heidelberg am Samstagabend, auf den sich alle freuten.
Wie gern die Royal Engineers in Eberbach sind zeigt, dass die Truppe im kommenden Jahr mit einer ganzen Squadron, also einer Kompanie von 80 bis 100 Mann, kommen möchte – falls Corona keinen Strich durch die Rechnung macht. Für die Menge an Helfern können nun während des Jahres entsprechende Projekte gefunden werden.
Die Royal Engineers planen, dann wieder auf dem Jugendzeltplatz im Ittertal unterzukommen. Eine Internetleitung ist bis dahin geplant. "Nachtruhe ab 22 Uhr", wegen der Lärmbelästigung auf dem Campingplatz Pflicht, war für die jungen Soldaten nicht so ganz das Wahre. Bis in die Früh am Lagerfeuer zusammenzusitzen gehöre einfach zum Aufenthalt in Eberbach dazu. 2022 besteht das Deutsch-Britische Freundschaftstreffen bereits seit 50 Jahren.
An ihrem Stationierungsort in Minden teilen sich die Royal Engineers der 23. Amphibious Engineer Squadron aus England den Kasernenbereich mit den deutschen Pionieren eines Panzerpionierbataillons. Beide Einheiten sind Spezialisten für die Schwimmschnellbrücke Amphibie M 3. Bei einer Übung über die Weichsel, so erzählen die Engineers stolz, wurde damit mit 300 Metern die längste Brücke errichtet. Fahrzeuge mit bis zu 80 Tonnen, damit alle NATO-Fahrzeuge, können derartige Brücken überqueren.
Diesmal stand das Versorgungszelt der Royal Engineers auf Eberbachs Campingplatz. Foto: LinkenheilAlle Engineers haben einen handwerklichen Beruf erlernt wie Elektriker, Schreiner, Zimmermann, Schlosser oder Maurer. Durch die Arbeit mit den M3-Fahrzeugen kommen die erlernten Fähigkeiten jedoch nur noch selten zu Einsatz. Ein Grund für die Royal Engineers, jährlich nach Eberbach zu kommen, um dort in gemeinnütziger Arbeit im "Basic Training" einmal wieder handwerklich tätig zu werden.
Der politisch angestrebte Austritt des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union soll sich nicht auf die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr oder der Stadt Eberbach auswirken, da es sich hier um ein NATO-Projekt handelt. NATO-Aktivitäten sind nicht durch EU-Regulierungen beeinflusst. Zu ihren persönlichen Einstellungen äußern sich die Soldaten allerdings nicht.
In Eberbach warten auf die britischen Helfer unterschiedlichste Arbeiten wie Ausschalen, Betonieren, Holzarbeiten oder Pfosten Setzen. So wurden im Laufe der Jahre Schutzgeländer erneuert, Zäune errichtet, Brücken erstellt, die Slipanlage der DLRG gebaut und sogar ein Esshäuschen und ein Schaukelgerüst errichtet. Lorenz Rohde organisiert in langer Familientradition den Besuch der Briten und ermittelt zusammen mit der Stadtförsterei die Projekte, die die Engineers dann abarbeiten.