Der Hochbehälter am Schloss Hirschhorn ist weitestgehend saniert. Diese Woche soll das Dach auf die bereits montierte Isolierung aufgebracht werden. Foto: Marcus Deschner
Von Marcus Deschner
Hirschhorn. Tiefer in die Tasche greifen fürs Trinkwasser müssen ab kommendem Januar die Hirschhorner Bürger. Einstimmig empfahl der Haupt-, Finanz- und Sozialausschuss vergangene Woche der Stadtverordnetenversammlung die Erhöhung des Trinkwasserpreises. Kostet der Kubikmeter derzeit brutto 2,48 Euro, so müssen künftig dafür 3,08 Euro hingeblättert werden, was einer Erhöhung um 60 Cent entspricht. Grund dafür ist eine Unterdeckung von 58.000 Euro aus dem Jahr 2018, wie Norman Krauß vom Büro Eckermann & Krauß aus Bensheim erläuterte. Er sowie Kevin Jung von der städtischen Finanzabteilung stellten dem Ausschuss die Gebührenkalkulation für die Jahre 2021 und 2022 vor.
Die basiert auf einem Wasserverbrauch von 145.000 Kubikmetern jährlich. Dieser Mittelwert wurde aus den Verbräuchen der Jahre 2017, 2018 und 2019 ermittelt. Auch für die Kalkulation der gebührenrelevanten Kosten wurden die Zahlen nach dem Haushaltsplan 2020 angesetzt bzw. nach dem Kommunalabgabengesetz angepasst. Die (geplanten) Großinvestitionen im Bereich der Wasserversorgung wurden in der Berechnung mit den aktuellsten Informationen berücksichtigt. Dabei wurden die Abschreibungen sowie die kalkulatorische Verzinsung eingerechnet.
Zu den größten Maßnahmen zählt aktuell auch die Sanierung des Hochbehälters am Schloss. Allein diese Investition schlägt mit über 600.000 Euro zu Buche. Wie Bürgermeister Oliver Berthold auf Nachfrage mitteilte, seien die Arbeiten an dem Hochbehälter zu 75 Prozent fertiggestellt. Lediglich die zweite Kammer müsse noch beschichtet werden. In dieser Woche wolle man das Dach auf die bereits montierte Isolierung aufbringen. Da man aber die Trasse für die Wasserleitung anders als vorgesehen führen müsse, werde das Ganze etwas teurer.
Insgesamt habe man für die Wasserversorgungs-Investitionen ursprünglich 1,3 Millionen Euro eingeplant. In absoluten Zahlen bedeutet dies nach den Darlegungen der Fachleute, dass für die Bewohner eines Einfamilienhauses mit einem Wasserverbrauch von 120 Kubikmeter künftig jährlich insgesamt 430 Euro fällig sind. Zum Vergleich: In Oberzent sind es 475 Euro, in Neckarsteinach 358 Euro. Ab Januar soll auch eine Zählergebühr von fünf Euro je Monat erhoben werden. Das ist laut Krauß "branchenüblich". 1136 solcher Standard-Wasserzähler sind seinen Angaben zufolge in der Stadt montiert.
"Wenn wir für eine adäquate Wasserversorgung sorgen müssen, ist die Steigerung unumgänglich", kommentierte Stadtverordnetenvorsteher Harald Heiß (CDU) die 25-prozentige Preiserhöhung. Zumal man die Investitionen schon vor Jahren beschlossen habe. Regelmäßig in diesem Bereich zu investieren, um solche Sprünge künftig zu vermeiden, empfahl Wolfgang Schilling (CDU). Und Bürgermeister Oliver Berthold räumte ein, dass es bei der Wasserversorgung "halt lange einen Investitionsstau gegeben hat". Spätestens im Jahr 2022 sei eine Neukalkulation der Wassergebühren erforderlich, deren Ergebnisse in eine ab 1. Januar 2023 gültige Satzung einflössen, erklärte Norman Krauß.
Ebenfalls einmütig verabschiedeten die Parlamentarier eine weitere Änderung der Wasserversorgungssatzung. Damit wird’s für den Bürger etwas billiger. Denn im Zuge der Bekämpfung der Corona-Folgen hat der Bund bekanntermaßen ein Konjunkturpaket beschlossen. Zu dem gehört auch die zunächst bis Ende des Jahres befristete Senkung der Mehrwertsteuer. Folglich müssen fürs Wasser statt sieben nur noch fünf Prozent Mehrwertsteuer entrichtet werden. Da es sich dabei um eine Ganzjahresrechnung handelt, tritt sie rückwirkend zum 1. Januar 2020 in Kraft.