Im Baugebiet Wolfs- und Schafacker sind die Bagger derzeit gewaltig am Schaffen. Foto: Peter Bayer
Von Peter Bayer
Eberbach. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst ist in Eberbach! Was auf den ersten Blick vielleicht besorgniserregend klingen mag, ist es zumeist nicht. Solch ein Einsatz ist in der Regel ein ganz normaler Vorgang. Bevor ein Baugebiet erschlossen wird, muss geprüft werden, ob sich im Untergrund nicht noch unerwünschte Reste aus dem Zweiten Weltkrieg verbergen. "Der Bauherr ist verantwortlich für die Kampfmittelfreiheit des Baugrundstücks", erklärt Timo Mechler, Leiter der Tiefbauabteilung. Und Bauherr im Baugebiet Wolfsacker/Schafsacker ist die Stadt Eberbach.
Um diese herauszufinden, werden zunächst im Mai 2017 alte Luftbilder durch Spezialisten ausgewertet. Die Bilder stammen aus den Jahren 1944 und 1945, aufgenommen damals von den Alliierten, die sich so vom Erfolg bzw. Ausmaß ihrer Bombardierungen überzeugten. "Auf den Bildern waren zwei Einschläge zu sehen", sagt Mechler. So genannte Sprengbombentrichter. Das Gebiet in einem Radius von 50 Meter um diese Trichter wird als "Verdachtsfall" angesehen, in dem sich noch Kampfmittel befinden könnten.
Mit dem Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg wurden im Juli 2017 deshalb vor Ort das Ergebnis der Untersuchungen und das weitere Vorgehen besprochen. Mittels einer Oberflächensondierung sollte ausgeschlossen werden, dass sich noch "Blindgänger" im Untergrund befinden. Denn diese könnten spätestens bei Baubeginn für unliebsame Überraschungen sorgen. Da der Kampfmittelbeseitigungsdienst sehr ausgelastet ist, hat die Stadt eine Privatfirma mit den weiteren Untersuchungen beauftragt. Denn jegliche Erkundungsarbeiten nach Kampfmitteln darf nur speziell geschultes Personell vornehmen.
Als Ergebnis kam heraus, dass zwei Teilstücke im Baugebiet nicht freigegeben werden konnten. Die Messsonden spürten Metallteile im Boden auf. "Das können Zaunpfosten genauso sein wie Blech oder alte Nägel", sagt Timo Mechler. Mit Bomben rechnet er hingegen nicht. Bei den Arbeiten am Panoramaweg war damals auch ein Sprengbombentrichter gesichtet werden, gefunden wurde nichts, erinnert er sich.
Aber Sicherheit geht vor. Deshalb ist auch in dem Bereich, in dem wegen der vorhandenen Ver- und Entsorgungsleitungen keine weitere Sondierung möglich ist, die Begleitung der Bauarbeiten durch einen Mitarbeiter des Fachunternehmens erforderlich. Dieser Bereich betrifft nicht nur die öffentliche Verkehrsfläche, sondern teilweise auch die Privatgrundstücke. "Die werden gleich mit untersucht, das geschieht besser im Vorfeld, da ist es einfacher", sagt Timo Mechler.
So tragen die Bagger derzeit Schicht für Schicht den Boden ab, so dass der Spezialist sich mit seinen eigenen Augen überzeugen kann, dass sich nichts im Boden befindet. Das ist so lange notwendig, bis eine Ebene ohne Störeinflüsse erreicht bzw. die Störeinflüsse beseitigt sind. Zur Sicherheit des Fahrzeugführers wurde empfohlen, an dem eingesetzten Fahrzeug eine Panzerglasscheibe anzubringen. Für alle Fälle.