Immerhin Motorradfahrer aus Aschaffenburg sorgen zum Himmelfahrtstag am Neuen Markt für etwas Leben in Eberbachs Innenstadt. Foto: Marcus Deschner
Von Marcus Deschner
Eberbach. Vatertag war dieses Jahr mal ganz anders als sonst. Auch am gestrigen Feiertag gab es wegen der Corona-Krise massive Einschränkungen für die Bevölkerung. Jede Menge traditioneller Feste mussten ausfallen.
Doch die Menschen ließen sich nicht unterkriegen und unternahmen vieles auf eigene Faust. Auch die mittlerweile zugelassenen "Lockerungen" waren da hilfreich. Wir schauten uns in Eberbach und Umgebung um.
Traditionelle Vatertagsfeste wie etwa bei der Concordia-Hütte sind dieses Jahr coronabedingt ausgefallen. Foto: Marcus DeschnerAbsolut tote Hose herrschte am Morgen um 11 Uhr an der Concordia-Hütte. Da zeigte das Thermometer bereits sommerliche 23 Grad. Aber dort, wo der Männergesangverein sein jährliches Waldfest veranstaltet und häufig die "Kleinen Egerländer" musikalisch jubilieren, ist heute niemand anzutreffen.
Ebenso am Fischerheim des ASC Neckartal in Rockenau: Normalerweise drängen sich bei solchem Bilderbuchwetter die Menschen auf dem Fischerfest in der Neckarau. Vielleicht nächstes Jahr wieder.
Dafür ist es am frühen Morgen in der Eberbacher Innenstadt geradezu lebendig: Vor dem Eiscafé Venezia auf dem Neuen Markt sind die Tische gut besetzt - in gebührendem Abstand voneinander. Ein ganzer Pulk Motorradfahrer hat in der Nähe seine Maschinen in Reih und Glied dort abgestellt und sich das Eiscafé für eine Ausflugspause ausgesucht.
Die meisten sind Mittfünfziger und kommen aus dem Raum Aschaffenburg. "Wir unternehmen jedes Jahr am Vatertag was", sagt einer der Biker. Durch "Corona" lasse man sich den Tag "nicht versauen", sagt der Versicherungskaufmann. Und einen Abstecher nach Eberbach habe man schon immer mal wieder gemacht, "weils am Neckar einfach toll ist".
Um die Mittagszeit ist auch die "Kurhaus"-Terrasse gut besucht. Wie amtlich vorgeschrieben, bedient die Kellnerin mit Mundschutz. Sie sieht dabei etwas ulkig aus.
Recht gut besetzt sind auch die Tische vor dem Gasthaus "Adler" in der Hauptstraße, während im Inneren gähnende Leere herrscht. Jeder Gast muss auch hier seinen Namen, Adresse und Telefonnummer in eine Liste eintragen und die anschließend unterschreiben. "Wir müssen das machen, auch wenn ich Dich kenne", entschuldigt sich die Bedienung.
Im Gretengrund treffen wir dann vier Wanderer aus Waldbrunn. "Wir sind auf dem Weg nach Hirschhorn", sagt einer der Vier. Dort wolle man einen Kaffee oder Cappuccino trinken. "Wenn wir einen Platz kriegen", sagt der Familienvater und grinst: "Andernfalls warten wir halt, bis was frei wird".
Auf der Bankgruppe vor der eigentlichen Hütte haben sich zwei Familien mit Migrationshintergrund niedergelassen, nebenan brutzeln Steaks auf einem mitgebrachten Alu-Grill. "Ist doch auch so schön", lächelt der "Grillmeister" und deutet auf die halbgaren Steaks.