Ende eines ohnehin nur teilweise vorhandenen Radweges zwischen Odenwaldstraße und Neuem Markt: Die Radfahrergruppe will auf Brennpunkte wie diesen aufmerksam machen. Ziel ist es, die Bedingungen für Radfahrer in Eberbach zu verbessern. Foto: Christofer Menges
Von Christofer Menges
Eberbach. Eberbach macht mobil – und zwar auf dem Rad. Sommer und Corona bringen mehr Menschen auf zwei Räder. E-Bikes machen es möglich, dass auch Eberbach mit seinen Hängen und Anstiegen zur Radfahrerstadt werden kann. Doch wenn mehr Radfahrer unterwegs sind, gibt es auch mehr Konflikte mit dem anderen Verkehr. Ein durchgängiges und durchdachtes Radwegenetz gibt es in Eberbach nicht: Radwege führen ins Leere, auf befahrene Straßen, Schilder fehlen oder sind irreführend. Da will eine lose Gruppe von Radbegeisterten nun ansetzen, um den Radverkehr in Eberbach populärer und sicherer zu machen.
Katrin und John Landis wohnen seit zwei Jahren in Eberbach und sind viel mit dem Rad und auf E-Bikes unterwegs. John Landis ist Mitglied im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Katrin Landis hat ein E-Lastenfahrrad mit langem Radstand. Mit dem fährt sie vom Haus am Ohrsberg in die Innenstadt, um dort Besorgungen zu machen – doch das nicht immer ohne, denn schon auf dieser kurzen Strecke gibt es für Radfahrer einige Tücken und Gefahrenstellen.
Radfahrerglück: Die Reparaturstation mit Luftpumpe für alle Ventiltypen am Campingplatz in der Au. Foto: Christofer Menges"Was kann verbessert werden, damit mehr Leute im Alltag radfahren?", fragte sich John Landis und suchte weitere Radfahrbegeisterte. Am Mittwochabend machte sich ein Dutzend Radler auf Tour durch die Stadt, um sich erste Eindrücke zu verschaffen, darunter Dekan Ekkehard Leytz, CDU-Stadträtin Bettina Greif, AGL-Vorsitzender Jens Thomson und Katharina und Stefanie Klein, die sich für Klimaschutz engagieren. Vom Hohenstaufen-Gymnasium über den Neuen Markt ging es in zwei Gruppen zum Sportgelände in der Au und wieder zurück. Und da fiel den Radfahrern schon einiges ins Auge.
> Lückenhafte, unvollständige und nicht klar ausgeschilderte Radwege: Steht ein Radwegschild, ist Fahren auf dem Radweg für Radler eigentlich Pflicht. Doch in der Güterbahnhofstraße steht lange keins, ob es sich überhaupt um einen Radweg handelt, ist unklar. An der Feuerwehr steht eins. Dort steht aber der Bauzaun auf dem Weg. In der Odenwaldstraße führt der Radweg nur ein kurzes Stück abwärts zum Neuen Markt, bergauf gibt es keinen. Am Neuen Markt endet der Weg.
> Verwirrende Schilder: An der Neckarbrücke werden Radler nach Hirschhorn und Heidelberg auf die Bundesstraße geschickt. Dabei führt der Radweg über die Brücke nach Pleutersbach. Die Behelfspappe drunter, die den richtigen Weg weist, flattert zerknäult im Wind und wird leicht übersehen. Auf der Neckarbrücke sind die Gehwege auf dem Asphalt als Radwege markiert. Pflicht-Radwege sind sie mangels Schild aber eigentlich nicht.
> Gefahrenstellen: Radwegenden an Engstellen und Kurven mit viel Verkehr wie am Neuen Markt oder an der Brücke können für Radfahrer brandgefährlich sein. Durch die stark befahrene Beckstraße an parkenden Autos vorbeiradeln ebenso.
> Absurditäten: Vom Campingpark zum Tennisclub ist der Radweg links, der Fußweg rechts ausgeschildert, am Tennisclub dagegen Fußweg links, Radweg rechts. Wo genau der Wechsel ist, bekommt man als Radfahrer nicht mit.
> Vorbildlich: Der Rad- und Fußgängerweg von unter der Brücke zum Campingplatz am Neckarufer ist vom Autoverkehr getrennt, die Reparaturstation mit Luftpumpe, die Markierung und die Beschilderung am Campingplatz bieten Orientierung und Hilfe bei Pannen.
Die Tour am Mittwoch war erst der Anfang. Im September soll es auf anderen Routen weitergehen. John Landis will die gewonnenen Erkenntnisse sammeln. Am Ende soll ein Konzept stehen, das auf Gefahrenschwerpunkte hinweist, die entschärft werden müssen, und Verbesserungsvorschläge macht, wie Radfahrer sicherer und entspannter durch Eberbach kommen. Auch am Stadtradeln von Sonntag, 20. September, bis Samstag, 10. Oktober, will sich die Gruppe beteiligen. Mitmachen kann jeder. > Kommentar