Die Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse sind ganz in ihre Aufgaben vertieft. Schulleiter Udo Geilsdörfer (stehend re.) und Konrektor Jan Koßmann verfolgen das Geschehen im Klassenzimmer interessiert. Foto: Barbara Nolten-Casado
Von Barbara Nolten-Casado
Eberbach. Dienstagmorgen. Rege Geschäftigkeit herrscht im Klassenzimmer der 5a. Ein paar Schülerinnen basteln Frühlingsblumen aus Tonkarton am Gruppentisch in der Mitte des Raums, an dem auch die regelmäßigen "Input-Phasen" in den verschiedenen Fächern ihren Platz haben. Andere sind an ihren ganz persönlich gestalteten Einzelarbeitsplätzen in die Bearbeitung selbst gewählter Aufgaben vertieft. An manchen Plätzen wird zu zweit oder dritt gearbeitet.
Einzelne Schüler, die ihre Aufgabe in einem bestimmten Fach bereits erfolgreich beendet haben, gehen - per Schildchen am Pulli als "Experte" ausgewiesen - umher, um Mitschülern bei eventuellen Fragen zum jeweiligen Fach ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Und natürlich sind auch Lehrerinnen im Klassenraum.
"Wir haben gerade eine Lernbandphase", erläutern Katja Abele, Fachlehrerin für Deutsch und Englisch und Mathelehrerin Sandra Katzenberger. Sie stehen den Schülern bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite und kontrollieren die Arbeitsfortschritte.
So individuell wie der Unterricht bereits jetzt in den fünften bis siebten Klassen der Werkrealschule (WRS) abläuft, soll er demnächst sukzessive für alle Jahrgangsstufen verbindlich werden. Denn mit Beginn des neuen Schuljahres im Herbst 2018 wird die WRS zur "Gemeinschaftsschule Eberbach" (GMS). Ein neues Logo will darauf hinweisen, dass hier nach den Worten von Rektor Udo Geilsdörfer "eine ganz neue Schule" entsteht.
Was macht nun die Gemeinschaftsschule aus, die Kindern mehr Bildungsgerechtigkeit verspricht als bisher?
Da wäre zunächst das gemeinsame Lernen auf drei Niveaustufen zu nennen: dem grundlegenden (G), dem mittleren (M) und dem erweiterten Niveau (E), die den Bildungsstandards von Werkrealschule, Realschule und Gymnasium entsprechen. Dabei lernen die Schüler einer Klasse je nach ihren individuellen Fähigkeiten in den einzelnen Fächern auf ihrem jeweiligen Niveau. Trotzdem findet der Unterricht im Klassenverband statt.
"Die Kinder erhalten jeweils einen Input in einem Fach", erläutert Geilsdörfer. In den nachfolgenden, von mehreren Fachlehrern begleiteten "Lernbandphasen" widmen sich die Schüler selbstständig, in ihrem eigenen Tempo und entsprechend ihrer Fähigkeiten, Aufgaben unterschiedlicher Fächer.
Dies geschehe unter Anleitung und in Kontakt zwischen Lehrer und Schüler. Über ein Lerntagebuch sei der Informationsaustausch zwischen Schule, Schülern und Elternhaus gewährleistet.
"Alle Schüler laufen in einer Klasse mit", erläutert Konrektor Jan Coßmann. Erst am Ende von Klasse 8 müsse entschieden werden, welcher Schulabschluss angestrebt werde: der Hauptschulabschluss nach Klasse 9, der Realschulabschluss oder der Übergang auf ein allgemein bildendes oder berufliches Gymnasium nach Klasse 10. Und natürlich stehen den Abgängern der GMS auch sämtliche Bildungswege an beruflichen Schulen offen. Besonders erfreut zeigt sich die Schulleitung der neuen GMS über die künftig enge Kooperation mit dem Hohenstaufen-Gymnasium.
Bereits ab kommendem Schuljahr werden an der GMS auch Lehrer des HSG die Hauptfächer Mathematik, Deutsch und Englisch unterrichten. In den Folgejahren soll die Kooperation unter anderem auf die Fremdsprachen Französisch und Spanisch ausgeweitet werden.
Wichtig für die Umsetzung des GMS-Konzepts sei auch das Mobiliar in den Klassenräumen, so Coßmann. Für jeden Schüler der aktuellen 5. Klassen konnten bereits Einzelarbeitsplätze geschaffen werden.
"Hier haben die Kinder die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen, aber auch mal allein zu arbeiten." Solche Einzelarbeitsplätze soll es nach und nach in allen Klassen der künftigen Gemeinschaftsschule geben. Überhaupt ist die Schule bereits gut gerüstet für die neuen Herausforderungen: Topmoderne EDV- und Multimediaausstattung mit interaktiven Whiteboards, iPads oder flächendeckendes W-Lan gehören ebenso zur Ausstattung wie eine Mensa, ein Ruheraum oder ein Kraftraum für betreutes Fitnesstraining, informiert Udo Geilsdörfer.
Hausaufgaben gibt es an der GMS als an drei Wochentagen verbindlicher Ganztagsschule übrigens keine. "Das Lernen findet komplett in der Schule statt", sagt der Rektor. "Alle bekommen bei uns die gleiche Chance. Was jeder daraus macht, ist natürlich seine Sache."
Info: Am Dienstag, 6. März, lädt die WRS von 18 bis 20.30 Uhr zu einem Info-Abend ein. Schüler und Lehrer gewähren Einblicke in die Arbeitsweisen einer Gemeinschaftsschule, die Schulleitung steht für Fragen rund um das neue Konzept zur Verfügung.