Bei fünf Erkundungstouren 2020 hatten Alltagsradler die Infrastruktur Eberbachs für Fahrradfahrer untersucht. Foto: cum
Von Felix Hüll
Eberbach. Die Alltagsradler, eine Gruppe aus etwa über 30 Teilnehmern, hat bei fünf Erkundungsfahrten diesen Sommer Eberbacher Radwegverbindungen unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ihrer Analyse stellte die Gruppe jetzt der Stadtverwaltung wie angekündigt zur Verfügung. Als Sprecher der Gruppe hat John Landis im Gemeinderat dargelegt, worauf es nach dieser Aktion ihrer Meinung nun ankommt.
Etwa 20 Radler der Gruppe nahmen vor allem Alltagsfahrten unter die Lupe: wie gut kann man in Eberbach die eigene Arbeitsstätte, das Einkaufen oder die Schule erreichen? Das Eberbacher Radwegenetz erwies sich danach als zerstückelt. Gerade an Kreuzungen oder Übergängen stellten die Radler kritische Situationen fest, bei denen durch Maßnahmen die Sicherheit und die Attraktivität der Radwegverbindung erhöht werden sollten. Manche Stellen erachten die Gruppenmitglieder als geradezu gefährlich. Eine Folge des Ist-Zustands ist wohl, dass viele Radler ordnungswidrig unterwegs sind, dabei aber eine für sie sichere Route wählen.
Man könne deutlich sehen, dass es im Vergleich zum Autoverkehr zugunsten eines Radwegenetzes ganz offensichtlich weniger investiert wurde. Um die Situation zu verbessern, empfehlen die Alltagsradler, zu Beginn die für Radfahrer nicht einladende Innenstadt radfreundlicher zu gestalten.
Allgemein scheint der Anteil von Radfahrer bei Alltagsfahrten in Eberbach gering zu sein, gerade leider bei Schülern. Heute seien viel weniger Schulkinder mit dem Rad unterwegs als noch vor 20/30 Jahren.
Nicht im Klein-Klein verlieren
Die Alltagsradler schlagen vor, sich beim Planen von Maßnahmen nicht im "Klein-Klein" der einzelnen Mängelstellen zu verlieren. Sie hielten es für klüger, wenn sich die Stadt zum Ziele setzte, etwa dass mehr Schüler Rad fahren oder dass man die Innenstadt radfahrgerecht umbaut. Und je nach Zielsetzung solle man dann systematisch daran arbeiten, dieses Ziel zu erreichen.
Für einen Radschulwegplan gibt es Detailvorgaben vom Land sowie Fördermittel, die bis September 2020 hätten beantragt werden können. Verpflichtend ist dies bislang nicht. Unabhängig von den Erfordernissen für radfahrende Schulkinder sollte die Situation mit Fahrrädern in der Innenstadt betrachtet werden. Dabei gelte es festzulegen, wo welche Maßnahme in welcher Reihenfolge anzugehen ist. Landis erinnerte daran, dass es sich auszahle, den Radanteil bei Alltagsfahrten zu erhöhen. Landis nutzte die Bürgeranfragen zu Beginn der Gemeinderatssitzung, öffentlich allen Beteiligten zu danken, darunter auch Bürgermeister Peter Reichert, der früh seine Offenheit für das Thema bekundet und sich an den Analyseergebnissen interessiert gezeigt habe.
Reichert antwortete Landis direkt in der Sitzung und kündigte an, dass die Stadtverwaltung die Vorschläge der Alltagsradler-Gruppe ansehen und sich "der Sache widmen" werde. "Wir sind dankbar für Ihre Arbeit."
AGL-Fraktionssprecher Peter Stumpf forderte Reichert auf, die Stadträte über die eingereichten Vorschläge und die Beurteilung der Stadtverwaltung dazu auf dem Laufenden zu halten. Jede Fraktion solle entsprechend informiert werden, sagte Verwaltungschef Reichert zu.
Info: Eine Zusammenfassung der Alltagsradler-Analyseergebnisse finden Sie am Anfang des Artikels zum Download.