Von Martina Birkelbach
Eberbach. Bereits Ende Februar hat der Eberbacher Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) einen neuen Kleinwagen bekommen; gespendet von der Volksbank Neckartal-Stiftung. Der neue VW Up sollte für das geplante "Helfer-vor-Ort-System" (HvO) genutzt werden. Dieses sollte starten, sobald die Genehmigungen vorliegen. Nun neigt sich das Jahr dem Ende zu, endlich geht es los. Wir haben mit Bereitschaftsleiter Nikola Ivacevic über die Einsätze des neuen "Systems" gesprochen.
Herr Ivacevic, wie viele Einsätze gab es bislang als Helfer-vor-Ort (HvO) und welcher Art waren diese?
Seit Ende Juni wurden wir bisher 24 mal alarmiert. Die Einsätze reichen von Herzinfarkt über Kollaps, Verkehrsunfall, Schlaganfall, Krampfanfall, Intox (Vergiftung) oder Sturz bis hin zu neurologischen Geschehen.
Warum hat es so lange gedauert, bis die Helfer-vor-Ort starten konnten?
Mit der HvO-Gruppe sind wir schon Mitte Juni gestartet, aber nur in kleiner Besetzung mit drei Personen, da wir erst neue Funkmelder kaufen mussten, die programmiert werden konnten. Unsere anderen Funkmelder mussten erst zu einem Update zur Firma und dann zum Programmieren, was sich über viele Wochen hinzog.
Sind alle Helfer des DRK-Bereitschaftsdienstes jetzt automatisch im Helfer-vor-Ort-Team?
Nein, nicht alle unsere Helfer sind automatisch im HvO. Um beim HvO mitwirken zu können müssen die Helfer zuerst alle notwendigen Ausbildungen abgeschlossen haben und sich freiwillig zur Mitwirkung im HvO bereit erklären.
Wie viele Freiwillige sind es jeweils?
Im Moment sind es zwölf Helfer. Davon sind zurzeit jedoch nur drei Helfer mit Meldern ausgestattet.
Welche Ausbildungen haben die freiwilligen DRKler bzw. die Helfer-vor-Ort?
Unsere Helfer haben alle die Ausbildung zum Sanitäter. Zusätzlich haben einer davon die Ausbildung zum Rettungshelfer und fünf zum Rettungssanitäter, zwei Helfer sind in der Ausbildung zum Notfallsanitäter.
"Im günstigsten Fall sind die Helfer-vor-Ort noch vor dem Notarzt an der Unfallstelle", hieß es im Februar bei der Übergabe des neuen Autos. War das bislang schon der Fall?
Ja - das war schon oft der Fall. Das ist eigentlich auch der Sinn der HvO, dass unsere Helfer als Erste vor Ort sind, wenn etwa mehrere Einsätze zur gleichen Zeit kommen und der Eberbacher Rettungswagen an einem anderen Einsatzort ist. Bis ein anderer Rettungsdienst aus Hirschhorn oder Mosbach eintrifft, versorgen wir die Patienten bis zu dessen Eintreffen. Bei einem Einsatz in den Eberbacher Ortsteilen, in denen keiner unserer Helfer wohnt, kann es natürlich sein, dass wir zeitgleich mit dem Rettungsdienst - oder auch einmal nach dem Rettungsdienst - eintreffen, da wir im Normalfall keine Sonderrechte bei den Fahrten haben. Ausgenommen, die Leitstelle ordnet die Sonderrechte extra an. Dazu braucht es ein Fahrzeug mit Sondersignalanlage, die für unseren Up leider noch fehlt und für die wir erst noch eine Finanzierungsmöglichkeit finden müssen. Das bedeutet, wir müssen an jeder roten Ampel halten und müssen auch die Geschwindigkeitsbegrenzungen beachten.
Bei der Übergabe des Autos hieß es außerdem, dass Helfer-vor-Ort bei bestimmten Notfällen von der Leitstelle mitalarmiert werden. Das ist beim "normalen" DRK-Bereitschaftsdienst nicht der Fall. Bei welcher Art Notfälle erfolgt jetzt eine Mitalarmierung?
Unsere normale Bereitschaftsarbeit ist die Abdeckung des Sanitätsdienstes bei Veranstaltungen, wie beispielsweise Faschingsumzug, Kuckucksmarkt, Sanitätsdienst bei Sport, Musikveranstaltungen und anderen Events, Einsätze wie das Busunglück in Eberbach oder der Unfall auf der Burg Stolzeneck - die Mitarbeit in der dritten Einsatzeinheit des Rhein Neckar Kreises. Als HvO hingegen, werden wir bei Notfalleinsätzen alarmiert, die den Rettungsdienst betreffen, wie: Herzinfarkt, Kollaps, Verkehrsunfälle, Schlaganfall, Krampfanfall, Vergiftungen, Stürze oder neurologische Geschehen.
Im Februar hieß es auch, dass keine "Rund um die Uhr" Einsätze garantiert werden können, da alle Freiwilligen einer Arbeit nachgehen. Wie ist das inzwischen geregelt?
"Rund um die Uhr"-Einsätze können wir nicht gewährleisten (dafür gibt es den hauptamtlichen Rettungsdienst), da alle unsere Helfer ehrenamtlich arbeiten. Es ist leider nicht wie bei manchen Feuerwehrangehörigen, dass der Betrieb unseren Helfer für einen HvO-Einsatz freigibt. Da wir aber mehrere Helfer haben, die Schichtdienst arbeiten, haben wir die Möglichkeit, zu den unterschiedlichsten Tages- und Nachtzeiten in den Einsatz zu gehen.
Den weißen VW zierte der orange-blaue Aufdruck des Bank-Logos. Ist der noch zu sehen, und welche Logos haben Sie zusätzlich angebracht?
Das orange-blaue Spenderlogo ist sicherlich noch zu sehen. Es muss ja auch für eine gewisse Zeit auf dem Fahrzeug verbleiben. Zusätzlich haben wir auf der Motorhaube und auf der Heckscheibe unser DRK-Logo angebracht, um das Fahrzeug als DRK-Dienstfahrzeug kenntlich zu machen. Eine Signalanlage und ein Funkgerät werden mit der Zeit noch hinzukommen. Aber dafür benötigen wir erst noch Finanzierungsmöglichkeiten.
Wann wurde der Kleinwagen ausgestattet und mit was?
Der Kleinwagen wurde im Juli vom DRK- Ortsverein mit einem Einsatzrucksack und Sauerstoff ausgestattet. Da wir im Moment nur einen mobilen Defibrillator haben, der auch für anstehende Dienste benötigt wird, kann dieser nicht fest im Fahrzeug sein.
Wo steht das Auto?
Das Fahrzeug steht in der DRK-Garage oder abwechselnd bei unseren Helfern zu Hause, sodass wir schnell an den Einsatzort gelangen können.
Die Helfer-vor-Ort wurden jetzt auch mit einer neuen Kleidung ausgestattet, wie unterscheidet die sich von der Ausrüstung der DRKler?
Die neue persönliche Schutzausrüstung (PSA) unserer Helfer, die wir nach der neuen Dienstbekleidungsvorschrift des DRK beschaffen mussten, ist nicht nur für die Helfer-vor-Ort. Diese Bekleidung haben alle unsere Helfer. Sie besteht aus einer signalorangenen Einsatzjacke mit Reflexstreifen, einer grauen Einsatzhose mit Reflexstreifen und Sicherheitsschuhen.