Mitglieder des Bürger- und Heimatvereins ziehen über die Bundesstraße zum Neckarlauer. Foto: Martina Birkelbach
Von Martina Birkelbach
Eberbach. "Ihr Leit, ich glaabs net, do stehn ma schun widder, denn die Fastnacht ist fertich, un des ist ganz bitter. Noch geschtern wurd gfeiert, geschunkelt, gelacht un heit is Aschermittwoch, der Dreckstag erwacht": Bereits nach den ersten vier Zeilen musste Jens Müller pausieren und lautstark schneuzen und schniefen. Der Vorsitzende des Bürger- und Heimatvereins zog am Mittwoch mit weiteren Mitgliedern sowie mit dem Stammtisch "Grüner Baum" zur traditionellen Geldbeutelwäsche an den Neckarlauer. Die ganz in Schwarz gehüllte trauernde Gruppe hatte diesmal an die 50 Zuschauer und Mitwäscher. Auch Kinder der Randzeitbetreuung der Dr.-Weiß-Schule verfolgten die Aktion gebannt. Ebenso natürlich Udo Geilsdörfer, der Vorsitzende der KG Kuckuck.
Unter lautem Geschniefe werden die Geldbeutel nach einer Ansprache des BHV-Vorsitzenden Jens Müller (l.) am Neckarlauer geschrubbt. Foto: Martina Birkelbach
"Was habe mir gfeiert, in Saus un aa in Braus, un mir habe aa getrunke, so manches Fläschel aus", blickte Müller auf die Zeit ab dem 11.11 zurück, während die Trauergemeinde schniefte und riesige weiße Laken zum Trocknen der Tränen zückte. "E Highlight war ganz sicherlich, die scheene tour de Bütt, des muss ma mol gesehe habe, des knallt wie Dynamit. Ob Party in der Stadthalle, ob Umzug uff de Gasse, mit hawwe alles mitgemacht, im Trockene wie im Nasse", erinnert der BHV-Vorsitzende an den verregneten und dennoch grandiosen Fastnachtsumzug des Vortags.
Nach weiteren heftigen Weinkrämpfen, zu denen sogar einige Enten Reißaus nahmen, fügte er in die Zukunft blickend an: "Heut is der 6. März schun von diesem schönen Jahr. In acht Johr stehn mer hier dann am 10. Februar. Wenn ihr denkt, früher geht’s nimmer, dann irrt ihr euch fleißig: schun am 7.2 is alles rum - zweetausendfünfedreissich".
Geldbeutelwäsche Eberbach 2019
Kamera: Martina Birkelbach / Produktion: Vanessa Dietz
Traurig allerdings sei nicht nur die endende Fastnacht, sondern auch die "Leere in unsere Geldbeitel, die is aa furchtbar schaurig", kam er dann zur eigentlichen Aktion des Geldbeutelwaschens. Denn die "Neckarbrüh" soll bekanntermaßen das sich Wiederfüllen der Geldbeutel beschleunigen; "ma muss halt glaabe dro". Mit Eimern wurde der Waschzuber mit der Brüh gefüllt, und alsbald wurden die Geldbeutel kräftig mit Klobürsten geschrubbt. "Drum auf ihr Leit, macht net lange rum, schrubbt ruhisch wie besesse", spornte Müller alle Teilnehmer an. Zum "Hering esse" zogen dann alle wieder (nicht mehr ganz so arg schniefend) zurück in den "Grünen Baum".