Von Peter Bayer
Eberbach. Die Tanzszene von Jennifer Beals in "Flashdance" ohne den Song "What a feeling!" von Irene Cara? Unvorstellbar. Die Darbietungen bei der Turn- und Sportschau ohne musikalische Untermalung? Ebenfalls nicht vorstellbar. Ohne entsprechenden "Sound" und auch die Lichteffekte kommt eine solche Veranstaltung in der heutigen Zeit nicht mehr aus.
Doch wer bei einer öffentlichen Veranstaltung Musik abspielt, muss dafür bezahlen. Die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) bittet den jeweiligen Veranstalter zur Kasse - und das nicht zu knapp. Das ist man beim Turnverein gewohnt. Als TVE-Vorsitzender Wolfgang Grimme aber die Rechnung für die diesjährige Aufführung am 26. November sah, wäre er "fast auf den Hintern gefallen". Statt 257 Euro wie im Vorjahr will die GEMA vom Turnverein nun 712 Euro für die zweistündige Veranstaltung. "Wir müssen hundert Karten verkaufen, nur um die GEMA zu bezahlen", ist Grimme geschockt.
Denn es sind nicht die einzigen Kosten für die Turn- und Sportschau, bei der sich jedes Jahr fast alle Abteilungen des Vielspartenvereins mit weit über 2000 Mitgliedern beteiligen. Dass die Athleten bei ihren zum Teil akrobatischen Darbietungen bei der Aufführung sowie der Generalprobe ins rechte Licht gesetzt werden und auch der Ton stimmt, schlägt sich mit einem "niedrigen vierstelligen Betrag" nieder. "Die Zuschauer haben eine immer höhere Erwartungshaltung", weiß Grimme. Und die will man auch nicht enttäuschen. Denn ein Schritt zurück sei dem Publikum nur schwer zu vermitteln.
Schließlich kommt noch die Hallenmiete für zwei Tage dazu - Generalprobe und Veranstaltungstag. Und die ist, im Vergleich zu anderen Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis, in Eberbach ja auch nicht gerade auf dem unteren Level.
Dem gegenüber steht lediglich der Erlös aus 450 Eintrittskarten (Erwachsene 8 Euro, Jugendliche 3 Euro) sowie vom Kaffee- und Kuchenverkauf vor der Veranstaltung und in der großen Pause. Und hier geht noch die Mehrwertsteuer weg. Zu sehen, dass nach all den Mühen finanziell immer weniger hängen bleibt, ist letztlich für alle Beteiligten frustrierend. Denn die Turn- und Sportschau Ende November ist die einzige Großveranstaltung des Gesamtvereins, wo sich alle Abteilungen einer breiten Öffentlichkeit präsentieren können. Der Erlös kommt den einzelnen Sparten zu Gute. So sollen diesmal Geräte für die Jugend angeschafft werden.
Die Turn- und Sportschau steht jedes Mal unter einem bestimmten Motto, zu dem sich die einzelnen Abteilungen Gedanken machen, wie sie es umsetzen. "Dabei kommen immer tolle Ideen heraus", ist Wolfgang Grimme immer wieder von der Vielfalt der Darbietungen begeistert. Diesmal heißt es "Klassik trifft Rock - 170 Jahre TVE". In mehreren Sitzungen trafen sich seit Juni die Mitglieder des Turnrats (Vorstand und Abteilungsleiter). Nachdem das Motto fest stand, ging es in den Abteilungen aber auch in den weiteren Treffen um die Umsetzung. Wer nimmt teil? Wieviel Platz benötigt jede Abteilung? Wie lange dauern die einzelnen Auftritte? Schließlich ging es an die Feinabstimmung. Die Reihenfolge der Auftritte wurde festgelegt, Licht und Ton abgestimmt, Bewirtung und Gerätetransport aus anderen Hallen organisiert.
Eine Woche vor der Aufführung sind die Vorbereitungen abgeschlossen, bereiten sich allenfalls noch die Sportlerinnen und Sportler noch wochen- und sogar monatelangem Üben ein letztes Mal auf ihren meist nur wenige Minuten dauernden Auftritt vor. Wenn es möglich ist. Denn weil der Termin für die Turn- und Sportschau mitten in der Saison liegt, bringt dies Einschnitte im normalen Trainingsablauf mit sich. Für manche Abteilungen war dies in der Vergangenheit auch ein Grund, nicht teilzunehmen. Doch diesmal sind - von einer Ausnahme abgesehen - alle Abteilungen dabei."So fing alles an", eröffnet die Fördergruppe Gerätturnen die Schau, und die Gerätturnerinnen lassen sie mit der Begegnung "Ballerina meets Rockstar" ausklingen. Dazwischen präsentieren sich Sportler der verschiedenen Abteilungen: klassisch die Judoka, wasserlos die Schwimmer. Dass man Tischtennis nicht nur auf einem Tisch spielen muss, zeigen die Jugendspieler. Die Badmintonspieler begeben sich auf Zeitsprünge und die Volleybären auf eine Musikreise. Erstmals vertreten ist auch die Gruppe Gesundheitssport, dazu noch viele andere. Von den Kleinkindern bis zu den Senioren dürften es auch dieses Jahr wieder rund 200 Aktive sein, die mit ihren Auftritten die Zuschauer unterhalten wollen.
Anlässlich des Jubiläums 170 Jahre Turnverein gibt es im Eingangsbereich der Hohenstaufen-Sporthalle eine Bilderausstellung.
Info: Karten gibt es in der Buchhandlung Greif und der Geschäftsstelle des TVE (Di. u. Do., 10 bis 12/16 bis 18 Uhr) sowie eventuell noch an der Abendkasse (Einlass ab 15.30 Uhr).