Oskar W. Rug beim Flaschenpost-Kunst-Event am Neckarlauer. Foto: Murr-Brück
Von Elisabeth Murr-Brück
Eberbach. Wenn man ein Symbol für Hoffnung finden müsste: gäbe es ein besseres als die Flaschenpost? Für Schiffbrüchige war das die einzige verzweifelte Möglichkeit auf Rettung zu hoffen, bei Schiffsexpeditionen soll früher so versucht worden sein, den Daheimgebliebenen eine Nachricht zukommen zu lassen. Mit einem Flaschenpost-Event am Neckar hat Oskar W. Rug den Schlusspunkt zu seiner Ausstellung im städtischen Museum gesetzt. Ende und Neuanfang zugleich.
Den Abschluss einer Präsentation ebenso zu zelebrieren wie die Eröffnung ist guter Brauch, der immer öfter aufgegriffen wird. In diesem Fall war die Finissage integraler Bestandteil des dreiteiligen Projekts "Natur Pur". Die Objekte bei Eröffnung im November waren geprägt von den positiven Assoziationen, gesammelt auf zahlreichen Reisen, dennoch gefiltert durch kritisches Bewusstsein. Um Nachhaltigkeit ging es im zweiten Ausstellungsblock: Denkanstöße für die Tatsache, dass auch Gesellschaft und Wirtschaft langfristig Schaden nehmen, wenn die natürlichen Grundlagen zerstört werden. "Wer nur den momentanen Nutzen im Auge hat, sägt den Ast ab, auf dem er sitzt, auf dem wir alle sitzen", sagt Rug. Bilder von zerstörten Städten, ein Gefecht nachgestellt mit Zinnfiguren auf einem Gelände aus Pappmaschee, dünne Keime sprießen aus verrunzelte Kartoffeln, eine wachsblasse Hand ist im vertrockneten Laub gerade sichtbar, das Gehirn konstruiert daraus unweigerlich einen Toten. Allein und völlig isoliert dreht sich ein winziger Globus in der Vitrine. Ist es Zufall, dass mit der Ausstellung auch gleichzeitig die bundesweiten Nachhaltigkeitswochen enden? Aber nicht Resignation ist Rugs Thema, er will zum Nachdenken anregen, man soll über seine Objekte reden, miteinander ins Gespräch kommen.
Am besten über Grenzen hinweg. "Crossing Borders", nennt er demzufolge die Flaschenpost-Aktion am Neckar. Damit verlässt das Werk den geschlossenen Raum und wird ein Teil der Welt. Wann, wie, wo eine Begegnung stattfinden, hängt vom Zufall ab, aber wenn es sie gibt, wird sie etwas bewirken. Seit seinen ersten Ausstellungen ist die "V-Serie" zentraler Teil geblieben: V für Vernetzung, Verstrickung; alles ist mit Allem verbunden. In den drei großen und zwölf kleinen Flaschen ist jeweils ein Ginkgo-Samen mit Anleitung zur Kultur, eine Erklärung der Aktion, Informationen über den Künstler und seine Kunst und ein Original-Kunstwerk, eine Collage der V-Serie. Sie verbindet symbolische Elemente und Prozesse, Gedankenaustausch und grenzüberschreitende Zusammenarbeit sollen dazu beitragen, Lösungsansätze für die drängenden Fragen unserer Zeit zu finden, Kunst zum Katalysator für gesellschaftliche Veränderungen werden.
Jeder wird damit potenziell Teil des künstlerischen Prozesses, alle sollen die Welt aktiv mitgestalten. "Wenn jeder im Kleinen einen Beitrag leistet, ist schon viel gewonnen", sagt Oskar Rug; die Zukunft betrifft schließlich uns alle. "Es geht um nichts Geringeres als den Weltfrieden und darum, unseren Kindern eine lebenswerte Welt zu hinterlassen." Zu wichtig, um es den Politikern zu überlassen.