Waldbrunn-Mülben. (hof) Nach intensiven Recherchen in diversen Archiven, bis hin zum Generallandesarchiv in Karlsruhe, stand Mitte des vergangenen Jahres endlich fest, dass es sich beim Gasthaus "Zum Engel" in Mülben um die älteste, noch betriebene Gaststätte in Waldbrunn handelt.
Die Geschichte beginnt vor 150 Jahren, im Jahr 1866. Damals eröffnete Michael Schäfer das Gasthaus im "Wagenschwender Weg", zu jener Zeit die Hauptverbindungsstraße von Würzburg nach Heidelberg durch den Odenwald. Dementsprechend viele Reisende und Postkutschen und somit potenzielle Gäste passierten die neue Gastwirtschaft. Das Geschäft mit der Odenwälder Gastlichkeit florierte, und Nachfolger Adam Schäfer ließ bereits zur Jahrhundertwende Außentoiletten getrennt nach Geschlechtern genehmigen und erbauen. Im Jahr 1907 folgte ein neuer Küchentrakt. Außerdem wurden Ställe vergrößert, um dem gesteigerten Bedarf an Odenwälder Rind- und Schweinefleisch zu sichern. Nachdem der Bau durch Valentin Schäfer im Jahr 1937 aufgestockt worden war, standen auch sogenannte Fremdenzimmer für "Sommerfrischler" zur Verfügung. 1983 ließen Erika und Karl Schäfer das alte Gebäude und damit die ursprünglichen Gasträume des "goldenen Engels" abreißen und durch moderne Räumlichkeiten ersetzen. Die Gastronomenfamilie ging auch bei den Gästeunterkünften neue Wege. Dem Trend der Zeit folgend, entstanden neben den sechs Pensionszimmern 1992 vier moderne Ferienwohnungen, die seither mit drei bzw. vier Sternen ausgezeichnet wurden.
Um auch Gesellschaften und größeren Gruppen genügend Platz zu bieten, entstand 2007 ein heller Wintergarten. 2012 übergaben Erika und Karl Schäfer den "Engel" an Heike und Daniel Schäfer, die das Familienunternehmen als Küchenmeisterin und Koch seither führen.
Da Stillstand Rückschritt bedeutet, sind Schäfers auf vielen Feldern aktiv. So gibt es rund um Mülben mehrere "Geocaches" - eine moderne Form der Schatzsuche -, die von den Gastronomen gepflegt werden. Aber auch mit einer Tankstelle für E-Bikes am Haus und der Beteiligung an der E-Tankstelle im Dorf haben die beiden Zeichen gesetzt. Zudem sind sie maßgeblich beteiligt an den Waldbrunner Stutenmilch- und Mostwochen. Heike und Daniel Schäfer sind hier stets innovative Ideengeber und Programmgestalter.
Die feine regionale Küche mit dem berühmten "Velte-Schnitzel" genießt einen guten Ruf, doch auch leichte mediterrane Gerichte sowie deftige bayrische "Schmankerl" bietet die Speisekarte an, und diverse köstliche Tropfen aus dem eigenen Keller zeigen die Verbundenheit der Familie Schäfer zur Region. Und das wird auch anerkannt: So gewann man in diesem Herbst die Auszeichnung "Bester Most des Winterhauchs".
Mit den vielen Festgästen, die anlässlich des Jubiläumsabends mit Haxen, Kartoffelbrei und Sauerkraut bewirtet wurden, war auch Bürgermeister Markus Haas gekommen, um die Glückwünsche der Gemeinde zu überbringen.
Als Nachbar des Gasthauses wisse er um den guten familiären Zusammenhalt der Familie Schäfer. Dies sei sicher einer der Garanten für die 150-jährige Gastronomiegeschichte. Dass mit Heike und Daniel Schäfer auch ein junges, tatkräftiges Wirtspaar die Nachfolge angetreten habe, sei für die Gemeinde und den Ortsteil von enormer Bedeutung. Zeige sich doch in vielen Odenwalddörfern durch die Schließung der Gasthöfe eine deutliche Verarmung im gesellschaftlichen Leben. Als Ort der Gastlichkeit stehe der "Engel" seit 150 Jahren für menschliche Begegnungen, die auch durch Feriengäste sehr bereichert würden.
Abschließend wünschte der Bürgermeister der Familie Schäfer immer ein volles Haus, damit auch Waldbrunn noch lange vom Engagement der Gastronomen profitieren könne.