Von Tabea Laier
Eberstadt. "Ihre Meinung ist uns wichtig!" Mit diesem Satz wurde die Eberstadter Bevölkerung Ende letzten Jahres dazu aufgefordert, an einer Meinungsumfrage des Ortschaftsrats teilzunehmen. Mittels Fragen zur Zufriedenheit und Sicherheit, zu Angeboten und Projekten des Ortschaftsrats wurde das Wohlbefinden der Eberstadter auf den Prüfstand gestellt. Dafür wurde jeder Einwohner persönlich angeschrieben und erhielt einen namentlich adressierten Fragebogen. Alle Bürger ab 16 Jahren durften die Umfrage bis Ende Dezember 2018 anonym ausfüllen. Der Fragebogen enthielt Fragestellungen zum Ankreuzen und Benoten einzelner Projekte und Angebote, aber auch offene Fragen mit der Möglichkeit, wichtige und fehlende Einrichtungen aufzuschreiben.
Insgesamt nahmen an der Umfrage 102 Bürger teil, was einem Viertel der Einwohner Eberstadts entspricht. "Grundsätzlich ist die Teilnehmerzahl nicht schlecht, aber natürlich wäre es schön gewesen, wenn noch mehr Bürger teilgenommen hätten", meint der Ortsvorsteher Nico Hofmann.
Die Auswertung zum Thema Sicherheit ergab unerwartete Ergebnisse: 50 Prozent der Teilnehmer fühlen sich in Eberstadt sicher, 45 Prozent nur zum Teil und fünf Prozent gar nicht. "Diese Werte mussten wir aber korrigieren, nachdem uns der Grund für die fehlende Sicherheit klar wurde: Wiederholt wurde als Begründung ein uns bekannter Einwohner genannt, der seit Längerem sein Unwesen treibt, dabei Fensterscheiben einschmeißt und Autos zerkratzt. Der Fall liegt auch der Polizei vor. Wenn man all diese Fälle aus der Auswertung herausnimmt, dann ändern sich die Zahlen zur Sicherheit drastisch", erklärte Hofmann. Und tatsächlich fühlen sich in der korrigierten Auswertung nun 74 Prozent sicher, nur noch 23 Prozent zum Teil und drei Prozent nicht.
In den Anmerkungen zur Sicherheit wurde auf der Pro-Seite vor allem die gute Gemeinschaft genannt. Dagegen werde die Sicherheit neben den Delikten oben genannter Person vor allem durch Autos, die auf Gehwegen stehen oder zu schnell fahren, eingeschränkt. Im Vergleich mit den Abstimmungswerten zur Einführung der 30er-Zone im Ortsbereich fällt jedoch auf, dass nur 66 Prozent diese als wichtig einstuften.
Bei der Bewertung der Angebote in Eberstadt sticht besonders die Benotung der Einkaufsmöglichkeiten heraus, die auf der Notenskala von eins (sehr gut) bis sechs (ungenügend) nur mit einer 4,8 abschnitt. Passend dazu wurden in der Rubrik "Fehlende Angebote" besonders ein Metzger und ein Bäcker gewünscht.
Auch die Angebote für Jugendliche und Senioren schnitten jeweils mit einer 3,0 nur mittelmäßig ab. "Dass der Seniorenbereich so schlecht angesehen wird, hat uns überrascht", hob Hofmann hervor. Hier wurden vor allem Fitnessmöglichkeiten für Ältere vermisst. Den Seniorennachmittag stuften 79 Prozent der Einwohner als wichtig ein.
Erfreulich waren die Ergebnisse zu Angeboten für Vereine (2,0), Sporteinrichtungen (2,2) und für Kinder (2,2). So erachteten 78 Prozent das Kinderferienprogramm und 86 Prozent den Kindergarten als wichtig, und beide wurden mit der Note 1,6 äußerst positiv bewertet. Insgesamt sei Eberstadt als sehr familienfreundlich beurteilt worden, freute sich Nico Hofmann.
Auch der Neubau der Kläranlage schnitt mit einer Note von 1,7 sehr gut ab. Nur fünf Prozent hielten das Projekt für unnötig.
Überraschend dagegen war die Bewertung des Judendenkmals, das von nur 44 Prozent als wichtig eingeschätzt wurde, während es 28 Prozent unwichtig fanden. 28 Prozent machten dazu keine Angabe. "Dieses Ergebnis hat mich sehr enttäuscht. Nicht nur, dass die Zahl der Befürworter so gering war, sondern auch, dass so viele dagegen waren. Ich persönlich finde diese Aktion wahnsinnig interessant und auch für den Ort wichtig, gerade weil die Judenthematik auch hier in Eberstadt Geschichte hat. Scheinbar sieht die Bevölkerung das ein wenig anders, das ist enttäuschend", so Nico Hofmann. Auch die Sanierung des Farrenstalls fanden nur 46 Prozent wichtig, 38 Prozent dagegen unnötig.
Ein Thema, das die Einwohner dagegen als erstes in Angriff nehmen würden, ist unter anderem die Straßensanierung. 80 Prozent ermessen diese als wichtig. Außerdem zählen für die Bewohner das Baugebiet, die Gastronomie bzw. Einkaufsmöglichkeiten und die Sicherheit zu den wichtigsten Themen.
Insgesamt erhielt die Arbeit des Ortschaftsrats die Note 2,0. Über diese gute Wertung freute sich Hofmann: "Für 87 Prozent ist die Arbeit des Ortschaftsrats wichtig. Das ist ein gutes Resultat. Trotzdem wollen wir natürlich versuchen, auch das noch zu verbessern."
Die allgemeine Zufriedenheit mit Eberstadt als Wohnort beläuft sich auf 74 Prozent. 25 Prozent sind nur zum Teil zufrieden. Unzufrieden ist dagegen nur ein Prozent der Teilnehmer.
Zu geplanten Maßnahmen, die sich aus der Umfrage ergeben, konnte Nico Hofmann noch keine genauen Aussagen treffen, da auf den Fragebögen insgesamt über 300 freie Bemerkungen gemacht wurden, die sich der Ortschaftsrat nun Schritt für Schritt ansehen möchte. Fest stehe jedenfalls, dass am Angebot für Senioren und am Spielplatz gearbeitet sowie ein Bäckerwagen organisiert werden soll.
"Insgesamt habe ich mich sehr über jede Teilnahme gefreut. Die Umfrage hat dem Ortschaftsrat, auch für die Zukunft, viel gebracht", betonte Nico Hoffmann. Die Aktion soll voraussichtlich in drei bis vier Jahren wiederholt werden. Bis dahin bestehe der Anspruch darin, Probleme auszuräumen und Verbesserungen zu erreichen.