Modernste Polizeitechnik im Einsatz: eine Phantomzeichnung zum Tathergang.
Buchen. (joc/rüb) Große Erleichterung bei den Verantwortlichen der Neckar-Odenwald-Kliniken: Ärztlicher Direktor Dr. Harald Genzwürker ist in Sachen "Wacherad"-Diebstahl entlastet. Wie die RNZ am Schmutzigen Donnerstag erfuhr, hat Dr. Genzwürker eine strahlend weiße Weste, wie man angesichts der Farben seiner Arbeitskleidung ja vielleicht schon hätte vermuten können. Der Krankenhausbetrieb kann also erfreulicherweise ungestört fortgeführt werden.
Stattdessen konzentrieren sich die Ermittlungen nun auf die Frauen und Männer der vielköpfigen Buchener Handballkrachkapelle. Es wird gemunkelt, dass Neid hier ein Motiv sein könnte. Seit Jahren schon schauen die Handballer skeptisch auf die Erfolge des "original Buchener Wacherads" neben dem man maximal das fünfte Rad am Fastnachtswagen ist. Hier könnte die Überlegung gewesen sein, dass die Sänger um Hubert Alois Kieser nach dem Verlust des "Wacherads" vielleicht ihre Karriere beenden würden und die Handballkrachkapelle dann die neue Nummer eins am Buchener Fastnachtshimmel wäre.
Für eine Vorverurteilung ist die Indizienlage freilich noch recht dünn. Seitens der Handballkrachkapelle weist man jegliche Verantwortung empört von sich und führt an, dass man als jahrzehntelang erprobte Sportkameraden von der grundsätzlichen Einstellung her ein solches Foul niemals begehen könnte (siehe nebenstehenden Leserbrief).
Die Ermittler haben in den beiden letzten Tagen die Fahndung intensiviert und weitere Fingerabdrücke und DNA-Spuren sichergestellt. Und dabei setzte man auch modernste Polizeitechnik ein, was den Stellenwert dieses prekären Falls weiter unterstreicht. Allein in der Buchener Innenstadt wurden zahlreiche Phantomzeichnungen aufgehängt, die weitere Aufschlüsse liefern sollen.
Kurz zurück zum Verdacht gegen Dr. Genzwürker: Wie der leitende Ermittler erklärte, hätten die Auswertung seiner Handy-Daten und seine Aktivitäten in den sozialen Netzwerken den Chefarzt entlastet: Demnach habe Dr. Genzwürker in der Tatnacht fast durchgehend WhatsApp-Nachrichten geschrieben oder Beiträge bei Facebook gepostet, so dass kein Zeitfenster für den Diebstahl übrig geblieben sei. "Und gleichzeitig tippen und das Wacherad wegtragen, das trauen wir selbst Dr. Genzwürker nicht zu", betonte der Ermittler im Vier-Augen-Gespräch mit dieser Zeitung. Zumal Multitasking bekanntlich Frauensache ist.
Unterdessen mahnen die Ermittler – nach zahlreichen Posts in den sozialen Medien – die Bevölkerung zu Besonnenheit. So sorgte unter anderem die Wortmeldung eines Hainstadter Bürgers für große Aufregung, der die Ermittlungen scharf kritisierte.
Närrische Diebstähle, etwa des Bleckers, seien früher an der Tagesordnung gewesen. Das sehen die Ermittler anders: Schließlich sei der Diebstahl des "Wacherads" eine schwerwiegende Straftat, die man nicht bagatellisieren dürfe, heißt es.
Info: Weitere sachdienliche Hinweise per E-Mail an soko.wacherad@t-online.de