Das Bruttoinlandsprodukt als Anzeiger der Wirtschaftskraft: In der Bundesliga der Produktivität liegt der Neckar-Odenwald-Kreis zwar im vorderen Halbfeld, aber dennoch deutlich unter dem Landes- und Bundesdurchschnitt. Archivfoto: Philipp Rothe
Neckar-Odenwald-Kreis. (zds) BIP, seit Corona kommt diese Abkürzung öfters vor. BIP steht für Bruttoinlandsprodukt und war früher der Maßstab für Wirtschaftskraft. Heute steht es auch dafür, wie viel Verschuldung sich die Republik bei Stützungsmaßnahmen leisten kann. Der Wert des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und die daraus ermittelte Arbeitsproduktivität zeigen genau, wie sich die Wirtschaftskraft landauf, landab entwickelt, wo es gut läuft und wo nicht. Bundesweit legte das BIP seit 2005 um 47,34 Prozent zu, im Neckar-Odenwald-Kreis um 42,5 Prozent. Zuletzt erreichte die gemessene hiesige Wirtschaftsleistung 4,55 Milliarden Euro. Der Output jedes Erwerbstätigen lag damit im Neckar-Odenwald-Kreis bei umgerechneten 67.957 Euro (Vorjahr: 65.601 Euro). Warum gemessene? Weil die Regierung auf geschätzte Zahlen zurückgreift, wenn sie aktuellere Zahlen nennen will: Für 2019 hat sie ein bundesweites BIP von knapp 3,5 Billionen Euro errechnet.
Das Bruttoinlandsprodukt beschreibt, welcher Wert an Waren und Dienstleistungen in einem Land geschaffen wurde. Messungen und Schätzungen können abweichen. Für 2017 wurden zum Beispiel 3,26 Billionen Euro vorausberechnet. Tatsächlich lag die Wirtschaftsleistung im Jahr 2017 bei 3,28 Billionen Euro – also rund 21 Milliarden höher. Das Land Baden-Württemberg hatte daran mit 495,15 Milliarden Euro einen Anteil von rund 15,1 Prozent. Der Neckar-Odenwald-Kreis steuerte zu beiden Ergebnissen rund 4,55 Milliarden bei. Diese Daten sind amtlich und auch geeignet, die lokalen Verhältnisse dazustellen.
Was jeder von uns mit dem Bruttoinlandsprodukt zu tun hat, ergibt sich aus der Arbeitsproduktivität, die ein weiterer wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Sie lässt sich errechnen, wenn das BIP auf Erwerbstätige und geleistete Arbeitsstunden umgerechnet wird. Wachstum und Wohlstand einer Volkswirtschaft werden maßgeblich von der Produktivitätsentwicklung beider Faktoren beeinflusst. In der langfristigen Betrachtung von 2005 bis 2017 (aktuellere Daten liegen noch nicht vor) erreichen die Werte im Neckar-Odenwald-Kreis ein Plus von 42,5 Prozent (Bruttoinlandsprodukt) und ein Plus von 35,3 Prozent (Arbeitsproduktivität): Erwirtschaftete ein Erwerbstätiger oder eine Erwerbstätige bei uns im Jahr 2005 noch 50.230 Euro, waren es im Jahr 2017 rund 67.957 Euro.
Viel oder wenig? In einer Bundesliga der Produktivität liegt der Neckar-Odenwald-Kreis damit auf Platz 172 unter 403 ausgewerteten Städten und Kreisen. Deutscher Meister wurde Wolfsburg, was wohl für die Produktivität von VW spricht, die das Ergebnis maßgeblich beeinflusst: Jedenfalls sorgt ein Erwerbstätiger in Wolfsburg für ein persönliches BIP von 163.592 Euro – das ist das 2,4-fache des BIP bei uns. Am Ende der Tabelle steht der Erzgebirgskreis in Sachsen, wo jeder Erwerbstätige umgerechnet 51.833 Euro erwirtschaftet.
Mit einer Arbeitsproduktivität von 67.957 Euro ist die Wirtschaftsleistung der Erwerbstätigen im Neckar-Odenwald-Kreis übrigens geringer als im landesweiten Schnitt, den die Statistiker für Baden-Württemberg mit 79.167 Euro beziffern. Nur zum Vergleich: Bundesweit lag der Output jedes Erwerbstätigen bei durchschnittlich 74.032 Euro. Und nur zur Erinnerung daran, dass wir auf einem recht dünnen Ast sitzen: Unter den ersten zehn Standorten mit dem höchsten BIP sind die Standorte, an denen Autos produziert werden, in der Überzahl.
