Die Zeit der sonnigen Terrassen – unser Foto zeigt das „Waldeck“ – neigt sich dem Ende zu. Foto: Achim Schubert
Neckar-Odenwald-Kreis. (jasch) Auf der Terrasse draußen sitzen und dort das Essen der Gaststätte genießen. Das taten im Sommer viele Menschen, doch mit dem Herbstanfang am 22. September fielen die Temperaturen. Gleichzeitig ist die wirtschaftliche Belastung für Gaststätten aufgrund der Coronakrise anhaltend hoch.
Daniel Ohl, Geschäftsführer Kommunikation des Dehoga-Verbands Baden-Württemberg, sagte deshalb: "Dehoga begrüßt alle Maßnahmen, die eine Verlängerung der Außenbewirtung zulassen. Wenn eine Gemeinde sagt, dass die Außenkonzession – die normalerweise im Oktober endet – den ganzen Winter gilt, dann ist das gut so. Die Verlängerung der Außensaison ist das oberste Ziel."
55 Prozent der Gaststätten in Baden-Württemberg sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Seitdem die Corona-Landesverordnung in Kraft trat, machte der baden-württembergische Gastronomie- und Hotelleriebetrieb rund 3,5 Milliarden Euro Verlust. Das ermittelte Dehoga in der verbandseigenen Hochrechnung. "Dieses Geld ist definitiv futsch und kann nicht wieder eingeholt werden." Ohl erläuterte weitere Hintergründe für seine Forderung, die Außenbewirtung zu verlängern: "Durch die Abstandsregelung von 1,5 Metern verliert ein Gastwirt 40 Prozent der Kapazität. Jeder Platz, der wegfällt, tut weh."
In die Diskussion um Verlängerungsmaßnahmen der Außensaison geriet der Heizpilz besonders in den Fokus, aber für Ohl ist das Heizgerät nicht alternativlos. Mindestens genauso wie über Heizpilze, würden Gastwirte darüber nachdenken. ihre Terrasse zu überdachen. Denn ein Heizpilz nütze nichts, wenn der Wind die Wärme forttrage, so Ohl. "Im ländlichen Gebiet ist die Außenanlage oftmals auf privatem Grund. Da kann jeder Heizpilze aufstellen, wie er lustig ist." Das Aufstellen von Heizpilzen im öffentlichen Raum, regelt hingegen die jeweilige Kommune. Auf Nachfrage der RNZ teilte die Stadtverwaltung Buchen mit: "Bisher liegen bei uns keine Anfragen vor." Die RNZ hörte sich bei Gastronomen um, wie sie dem Herbst begegnen:
Christian Ullmer vom "Bistro Waldeck" in Buchen: "Ich habe seit Corona 90 Prozent meines Umsatzes auf der Terrasse gemacht. Einige Gäste haben mir bereits gesagt, dass sie nicht in geschlossenen Räumen sitzen wollen und im Zweifel dann lieber zuhause bleiben. Auch im Innenbereich des ,Waldecks‘ wird genügend Abstand gehalten, aber viele haben einfach Angst. Für mich werden Heizpilze ökonomisch ein Muss sein, auch wenn ich sie aus ökologischen Gründen ablehne."
Boris Oliver und Lukas Gauer vom Gasthaus "Löwen" in Buchen: "Wir haben erst überlegt, Infrarotstrahler aufzustellen, um so die Außenbewirtung zu verlängern, haben uns dann aber dagegen entschieden, weil es auf der Terrasse einfach zu windig ist. Bisher haben wir auch mit der Innenbewirtung nur gute Erfahrungen gemacht: Mitarbeiter und Gäste tragen Masken, die Abstände werden eingehalten und wir haben zudem Trennwände angebracht. Wie spüren auch, dass die Gäste Vertrauen in diese Corona-Maßnahmen haben."
Gregor Gutekunst von der "Seeterrasse" in Eberstadt: "Heizpilze an sich bringen uns nichts. Wir müssten ein Zelt aufstellen, aber das rechnet sich nicht, deswegen werden wir keine Außenbewirtung machen."
Matthias Köhler vom "Halli-Galli" Buchen: "Wir müssen abwarten bis zum 30. September, da sollen neue Regelungen der Landesverordnung kommen. Wenn es erlaubt ist, werden wir versuchen den Außenbereich zu nutzen, zum Beispiel mit Heizpilzen."
Karmen Gärtner vom Gasthaus "Ochsen" in Hardheim: "Wir haben elektrische Hängelampen, die wir im Außenbereich aufstellen, keine Heizpilze. Das machen wir nicht wegen dem Klimaschutz und außerdem nimmt es unseren Gästen Platz weg. Die Lampen sind bestellt und kommen nächste Woche."
Michael Kuhn vom Gasthof "Hirsch" in Walldürn: "Grundsätzlich bin ich dafür, aber bei mir ist der Außenbereich so klein. Da sind nur drei Tische und im Winter räumen wir deshalb ab."
Udo Prkna vom Restaurant "Märchenwald" aus Osterburken: "Wir stellen keine Heizpilze auf. Unser Restaurant liegt am Berg, da ist es immer sehr windig und nicht mehr schön zum Draußensitzen. Ein Heizpilz würde wenig nützen. Außerdem haben wir innen viel Platz und können die Tische auseinander stellen. Aber in den größeren Städten ist das sicher nicht schlecht."