BBV-Vertriebsleiter Sascha Bender, BBV-Geschäftsführer Manfred Maschek, Landrat Dr. Achim Brötel und Bürgermeister Thomas Ludwig (v.l.) wollen gemeinsam ans Ziel: einen flächendeckend mit Glasfaser versorgten Neckar-Odenwald-Kreis. Foto: Ursula Brinkmann
Von Ursula Brinkmann
Neckar-Odenwald-Kreis. Nicht "bis zu", sondern "garantiert" 300 Mbit/s im Down- wie im Upload, nicht 24 Monate Laufzeit, sondern eine monatliche Kündigungsfrist – mit diesen Angebotsverbesserungen geht der Breitbandanbieter BBV in die Offensive, um die angekündigte flächendeckende Glasfaser-Verkabelung des Neckar-Odenwald-Kreises Realität werden zu lassen. Die hängt ab davon, ob genügend Verträge mit der BBV zustande kommen; in der vergangenen Woche wurde die Marke von 6000 überschritten. Aber BBV-Geschäftsführer Manfred Maschek und sein Vertriebsleiter Sascha Bender haben keine Zweifel, die Soll-Marke von 14.000 nicht nur zu erreichen, sondern bis Ende März darüber zu liegen – dann, wenn die Vorvermarktungsphase mit besonders attraktiven Konditionen endet.
Maschek sprach von einem "echten Kampfangebot, das den Markt aufwirbeln wird". Mit dem NOK nimmt sich der Glasfaserversorger, der mit der Marke "toni" auftritt, erstmals einen ganzen Landkreis vor. Für Landrat Dr. Achim Brötel eine "einmalige Chance, die wir gemeinsam ergreifen und zum Erfolg führen wollen". Der Kreis werde dadurch zum Vorreiter in ganz Deutschland bei Gigabitnetzen und schnellen Internetstrukturen. Brötel trommelte beim jüngsten Pressegespräch nicht zum ersten Mal dafür, den ländlichen Raum mit der Glasfasertechnik für die Zukunft zu rüsten. Sämtliche Bürgermeister im Landkreis weiß er dabei an seiner Seite.
Einer von ihnen, Thomas Ludwig aus Seckach, vertritt den NOK im Gemeindetag. Anspielend auf die Besonderheit des Tages ("Schmutziger Donnerstag") meinte er: "Fastnacht wird mit einem akustischen Paukenschlag eröffnet; das hier ist ein echter Paukenschlag." Von einer "heißen Phase" – den letzten sechs Wochen der Vorvermarktung – sprach auch Achim Brötel, der zum Pressetermin mit der bunten Fleckenweste und -fliege der Buchener Huddelbätze erschien. "Heute ist zwar nur ein eingeschränkt närrischer, aber ein uneingeschränkt toller Tag für uns", meinte er und appellierte an alle Haushalte, Institutionen und Gewerbetreibenden im Kreis, die einmalige Chance zu ergreifen. "Wenn wir diese – angesichts weiter verbesserter Rahmenbedingungen – nicht ergreifen, sind wir wirklich selber schuld."
Viel wurde schon von Landkreisseite an Überzeugungsarbeit geleistet. Zumal der Glasfaserausbau durch die BBV eigenwirtschaftlich und ohne finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand erfolgt. 125 Mio. Euro will der hinter der BBV stehende Infrastrukturinvestor Infracapital in den Glasfaserausbau stecken. Von einer Versorgung des Landkreises mit schnellem Internet hatte Brötel einst andere Anbieter überzeugen wollen – und das sogar mit fast 30 Millionen Euro Zuschüssen. Doch die Telekom (wie andere auch) habe nicht einmal ein Angebot abgegeben. Brötel kam im Pressegespräch auch deshalb darauf zurück, weil der "bequeme Fast-Monopolist" nun aufgewacht sei, selbst im Neckar-Odenwald-Kreis um Kunden kämpfe und eine große Werbekampagne starte.
Der Landrat hat genau hingeschaut, verglichen und für seine Behörde eine Online-Netzabdeckung der Telekom recherchiert, die er als "digitale Steinzeit" bezeichnete. "Wenn wir uns nicht selbst mit Glasfaser versorgt hätten…" Auch die Tarife hat er unter die Lupe genommen und kam zu der Feststellung, dass das aktuelle "Kampfangebot" der Telekom nicht einmal an den Basistarif von toni heranreiche. "Und das gilt flächendeckend."
Erfahrungsgemäß seien die letzten drei Wochen die entscheidenden der Vorvermarktungsphase, weiß Sascha Bender, nicht eingeschüchtert dadurch, dass es bis Ende März noch 7000 Verträge zu machen gilt. "Wir sammeln da mitunter Verträge ein, die seit Oktober unterschrieben in den Haushalten liegen." Der Zurückhaltung der Kunden begegnet man mit deutlich attraktiveren Konditionen für die toni-Produkte, insbesondere die Ein-Monat-Laufzeiten sollen die Hemmungen abbauen. "Auch die, die schon abgeschlossen haben, werden auf die neuen Vertragsbedingungen umgestellt", versicherte Maschek. In einem Punkt aber wird’s teurer: Wer nach dem 31. März unterschreibt, bekommt den Glasfaseranschluss nicht mehr nicht nur umsonst, sondern zahlt 2000 Euro.
"Cluster" heißt die räumliche Bündelung jener Kreisgemeinden, in denen nacheinander mit dem Glasfaserausbau begonnen wird. Im ersten Cluster sind Aglasterhausen, Schwarzach, Neunkirchen, Obrigheim, Neckargerach und Zwingenberg. "Dort hat BBV inzwischen die Ausführungsplanung in Auftrag gegeben", erläuterte Achim Brötel, der mit einem Beginn der Bauarbeiten im April oder Mai rechnet. Das letzte Cluster soll Ende 2024 glasfaserverkabelt sein und der Neckar-Odenwald-Kreis der Leuchtturm in Sachen Breitbandausbau – wovon die Akteure nun die Zauderer überzeugen möchten.