Michael Bundschuh ist Leiter der Intensivstation in Buchen. Dort werden die Patienten versorgt, die besonders schwer an Covid-19 erkrankt sind. Foto: Tanja Radan
Neckar-Odenwald-Kreis. (tra) Eine Infektion mit dem Coronavirus kann vor allem bei Senioren und Menschen, die unter Vorerkrankungen leiden, lebensbedrohlich verlaufen. Für Patienten mit schweren Covid-19-Verläufen wurden bereits vor Wochen an den Standorten Buchen und Mosbach der Neckar-Odenwald-Kliniken jeweils zwei Isolierstationen eingerichtet, auf denen aktuell zwölf Menschen mit einer bestätigten Sars-Cov-2-Infektion und zehn Patienten mit Coronaverdacht untergebracht sind. Auf den Intensivstationen der beiden Klinikstandorte gibt es zudem acht Beatmungsplätze. Momentan wird in Buchen ein Corona-Patient beatmet, in Mosbach drei (Stand: Montag, 9.30 Uhr).
Die Versorgung von Covid-19-Patienten und Verdachtsfällen stellt auch das an den Kliniken tätige Pflegepersonal vor besondere Herausforderungen: "Im Umgang mit den Patienten tragen wir grundsätzlich Schutzkleidung. Hierbei ist es äußerst wichtig, sie korrekt anzuziehen und, was ebenso wichtig ist, die kontaminierte Kleidung wieder richtig auszuziehen, ohne dabei die Umgebung zu kontaminieren. Das ist aufwendig und kostet Zeit", berichtet Michael Bundschuh, der Leiter der Intensivstation, der sich am Standort Buchen um Covid-19-Patienten kümmert, die beatmet werden müssen. "Wir haben uns als Team vorbereitet und uns gegenseitig beim An- und Ausziehen der Schutzausrüstung beobachtet, um so Risiken zu minimieren", erklärt Bundschuh. "Wir gehen bei der Arbeit mit Maß vor und agieren überlegt", unterstreicht er. Pflegedienstleiter Kurt Böhrer ergänzt: "Das Pflegepersonal hat Respekt vor der Infektion."
Die Spezialkleidung, die Pfleger und Ärzte vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützt, ist in einigen Ländern und Kliniken zu einem knappen Gut geworden. Wie ist die Lage an den Neckar-Odenwald-Kliniken? "Wir haben aktuell genügend Schutzkleidung. Vor zwei Wochen wurde es auch bei uns knapp, aber nun liefert zum Beispiel China wieder. Für unsere Ausrüstung müssen wir allerdings inzwischen den zehnfachen Preis bezahlen", sagt Böhrer. Auch hinsichtlich der Medikamente drohe an den Neckar-Odenwald-Kliniken momentan kein Engpass.
Um sich und die Patienten bestmöglich vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen, tragen auch die Pflegekräfte, die auf den allgemeinen Stationen die Patienten versorgen, einen Mund-und-Nasenschutz. "Bei der Pflege kann der Abstand von 1,5 Metern natürlich nicht eingehalten werden, deswegen treffen wir Vorkehrungen", sagt Böhrer.
Um die Patienten, die wegen anderer Erkrankungen in die Klinik kommen, vor dem Coronavirus zu schützen, gilt schon seit einigen Wochen, dass Patienten, die in die Klinik aufgenommen werden möchten, das Krankenhaus nur noch über das Sichtungszelt betreten dürfen, so dass gleich reagiert werden kann, wenn jemand mit Coronaverdacht vorstellig wird. Verdachtsfälle werden dann gleich isoliert und entsprechend untersucht. "Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Kollegen im Sichtungszelt und den Kollegen, die den Patienten mit Covid-19-Verdacht dann weiter untersuchen, hat sich gut entwickelt", berichtet Bundschuh.
In der Corona-Krise ist Teamwork an den Neckar-Odenwald-Kliniken wichtiger denn je: "Wir haben seit Mitte März alle verschiebbaren Operationen abgesagt, um Kapazitäten für Covid-19-Patienten zu schaffen. Die Kollegen, die normalerweise zum Beispiel im OP arbeiten, helfen nun als unterstützende Kräfte bei der Versorgung der Covid-19-Patienten mit und wurden dementsprechend geschult", berichtet Böhrer. "Wir sind den Pflegekräften, die sehr viel Flexibilität und Verlässlichkeit an den Tag legen, sehr dankbar", unterstreicht der Pflegedienstleiter. Von den Hygienefachkräften wurden auch die Ärzte, das Reinigungspersonal und die Servicekräfte intensiv im Umgang mit den hygienischen Vorgaben im Umgang mit dem Coronavirus geschult.
"Momentan haben wir an den Neckar-Odenwald-Kliniken die Situation somit im Griff", sagt Böhrer. "Ob die Infektionswelle, die das Gesundheitssystem überlasten könnte, kommen wird, kann momentan niemand sagen", gibt der Pflegedienstleiter zu bedenken. So bereitet es ihm zum Beispiel Sorgen, wenn das Coronavirus – wie aktuell in Mudau – in einem Pflegeheim auftritt. "Dann könnten wir auf einen Schlag viele ältere Covid-19-Patienten bekommen, die gleichzeitig versorgt werden müssten."
Um auch mit dieser Situation so gut wie möglich umgehen zu können, haben die Neckar-Odenwald-Kliniken vorübergehend das Personal in den Isolierstationen und den Intensivstationen aufgestockt. Weitere Menschen, die eine Ausbildung in der Pflege und anderen medizinischen Berufen absolviert haben, aber auch eine ganze Reihe an Medizinstudenten stehen bereit. Sie könnten, so Pflegedienstleiter Kurt Böhrer, jederzeit anfangen zu arbeiten.