Sophia Fadler wünscht sich vor allem auch eine menschliche Politik.
Neckar-Odenwald-Kreis. (pm) Am 14. März wählt Baden-Württemberg einen neuen Landtag. Etwa 500.000 junge Menschen dürfen zum ersten Mal ihre Stimme abgeben. Sophia Fadler, Freiwilligendienstleistende im Jugendpastoralen Team Odenwald-Tauber, ist eine von ihnen. Im Interview haben wir nachgefragt, was sie als junge Wählerin bewegt, wie sie dazu steht, das Wahlalter auf 16 Jahre zu senken und was kirchliche Jugendarbeit mit Politik zu tun hat.
Was ist Dir ein Herzensanliegen für die Landtagswahl im März?
Mir ist es wirklich wichtig, dass die Leute überhaupt wählen gehen. Einerseits, weil unsere Demokratie von Beteiligung lebt, andererseits damit rechte und populistische Parteien weniger Prozente erhalten. Außerdem ist es mir wirklich wichtig, dass die Wähler auch an die Zukunft denken, bevor sie ihr Kreuzchen setzen. Es gibt immer mehr Klimakatastrophen und Klimaflüchtlinge. Um etwas dagegen zu tun, müssen wir eine Regierung haben, die sich intensiv damit auseinandersetzt, sich Lösungen überlegt und diese umsetzt.
Welches politische Ereignis war für Dich am einprägsamsten?
Ich habe zwei politische Ereignisse im Kopf. Das erste war die Abstimmung über die Ehe für alle. Ich glaube, das war ein wichtiger und längst fälliger Schritt für Deutschland und ein wichtiges Zeichen für ganz Europa. Das andere Ereignis war die Pressekonferenz am 13. März letztes Jahr, als es darum ging, ob man wegen Corona die Schulen schließt. Bei uns stand montags noch eine Matheklausur an. Leider haben die Schulen dann aber erst dienstags geschlossen. Und leider habe ich so auch viele coole Traditionen rund um das Abitur verpasst.
Was wünschst Du Dir konkret von den Menschen, die Du am 14. März wählst?
Ich wünsche mir, dass sie ein offenes Ohr haben und alle im Blick haben. Ich habe oft das Gefühl, dass wir Jugendlichen nicht wahr- bzw. ernstgenommen werden. Als die ersten "Fridays for Future"- Demos aufkamen, wurde vor allem diskutiert, ob man die Demonstrationen nicht nachmittags abhalten könne, anstatt der Themen, auf die die Jugendlichen aufmerksam gemacht haben. Außerdem finde ich eine menschliche Politik wichtig. Wir haben in Deutschland eine wirklich privilegierte Position, die es uns ermöglicht, vielen Menschen, die in einer schlimmeren Situation sind zu helfen. Außerdem wünsche ich mir, dass Politiker weniger Reden und mehr tun. Ja, unsere Demokratie lebt von Beteiligung und Diskussionen, aber manche Politiker haben es echt perfektioniert, viel zu reden, wenig zu sagen und noch weniger zu tun.
Wie nehmen junge Menschen wie Du Politik wahr?
Ich persönlich finde Politik mittlerweile wirklich spannend. Das hat aber eine Weile gedauert. Früher habe ich Gemeinschaftskunde gehasst. Es war mir zu komplex und auch zu abstrakt. Ich habe nicht verstanden, inwiefern mich die Sachen betreffen, die in Berlin diskutiert werden. Außerdem hatte ich keine Lust, mir Nachrichten anzuschauen, weil ich die Hälfte sowieso nicht verstanden habe. Mittlerweile finde ich Politik wirklich spannend und diskutiere (zum Leidwesen meiner Familie und Freunde) auch sehr gerne darüber. Die Politik betrifft jeden und bestimmt über unser jetziges und zukünftiges Leben. Insgesamt würde ich sagen, dass Politik für junge Menschen schon sehr spannend ist und wir auch – entgegen vieler Meinungen – politisch sind.
Was sagst Du zur Forderung, das Wahlalter auf 16 Jahre zu senken?
Da bin ich mir noch nicht ganz sicher. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es viele politisch interessierte Menschen, die auch mit 16 schon eine starke politische Meinung hatten. Wir haben in Deutschland viel mehr ältere als junge Einwohner. Insofern würde die Senkung des Wahlalters den jungen Menschen die Möglichkeit bieten, mehr Einfluss in die aktive Politik zu haben. Andererseits kenne ich auch einige Jugendliche in diesem Alter, die doch noch sehr beeinflussbar sind und sich kaum für Politik interessieren. Da müsste man in der Schule viel mehr auf das Parteiprogramm von den einzelnen Parteien schauen oder die Jugendlichen zumindest darüber informieren, wie man sich informiert.
Was hat kirchliche Jugendarbeit mit Politik zu tun?
Mehr als man denkt! Kirchliche Jugendverbände sind politisch engagiert und machen auf die Forderungen von jungen Menschen aufmerksam. Kirchliche Jugendarbeit positioniert sich auch klar gegen rechte und populistische Aussagen oder Taten. Daneben versucht die Jugendarbeit auch gewisse kirchenpolitische Themen ins Rollen zu bringen, z.B. Frauenpriestertum oder die Abschaffung des Zölibats. Mein FSJ in der Jugendarbeit hat mich darin bestärkt, meine eigene Meinung zu vertreten und mit anderen darüber ins Gespräch zu kommen. Was ich bei verschiedenen Diskussionen während meines FSJ gemerkt habe, ist auch, dass sich viele eine Meinung nur aus eigenen Eindrücken und Traditionen statt aus Fakten bilden. Kirchliche Jugendarbeit zeigt mit einer offenen Bildungsarbeit, wie ein freundliches Miteinander und eine wissensbasierte Meinungsbildung funktionieren.
Gehst Du am 14. März wählen?
Ja! Per Briefwahl.