Am ersten von den zwei neuen Kinderhäusern im Jugenddorf Klinge kann bald Richtfest gefeiert werden. Noch vor dem Winter soll das Dach kommen, insgesamt soll der ganze Komplex aus insgesamt drei Gebäuden im Winter 2019/2020 fertiggestellt sein. Fotos: Andreas Hanel
Seckach/Klinge. "Das kann ein richtiges Leuchtturm-Projekt werden", meinte Architektin Dea Ecker von der Firma Ecker Architekten bezüglich des neuen Kinderwohnheims, das gerade im Jugenddorf Klinge entsteht. Warum dem so ist, erklärten uns die Architektin, Dr. Christoph Klotz, seit 12. Oktober hauptamtlicher Vorstand des Trägervereins Kinder- und Jugenddorf Klinge e.V., sowie Georg Parstorfer, Pädagogischer Leiter, und Peter Schmackeit, langjähriger Lehrer in der Klinge, bei einer Besichtigung der Baustelle auf dem Gelände des ehemaligen Schwimmbads im Schwimmbadweg, wo das neue Wohnheim schon Gestalt angenommen hat. Voraussichtlich im Winter 2019 sollen die zwei Kinderdorfhäuser und das Nebengebäude, die 5,6 Millionen Euro kosten, fertiggestellt sein.
"Es gibt hier so viele Aspekte, die sich gegenseitig befruchten, wie ich es ganz selten erlebe", zeigte sich Dea Ecker begeistert. Da gibt es zum einen den ökologischen Aspekt: "Im Keller der Schule wird gleichzeitig eine Fernwärmeheizung mit Holzpellets installiert, die die Schule und das neue Wohnheim versorgt." Der nachwachsende Rohstoff Holz spiele auch bei der Architektur eine tragende Rolle, denn fast ausschließlich aus diesem Material werden die neuen Gebäude errichtet. Mit Holzhäusern habe man schon öfter gute Erfahrungen gemacht, versicherte die Architektin. Doch noch wichtiger: Es stecken vor allem pä- dagogische Überlegungen dahinter: "Holz strahlt viel mehr Wärme aus als ein Mauerwerk", so Ecker. Damit will man ein Hauptziel des Konzepts im Jugenddorf unterstützen, nämlich "dass die entwurzelten Kinder ein Stück weit Familie, Geborgenheit und Vertrauen erfahren", wie Dr. Christoph Klotz erklärt.
134 junge Menschen haben derzeit in den 17 Häusern in der Klinge eine neue Heimat gefunden. Jedes Haus stellt eine Einheit dar, in denen jeweils bis zu acht Kinder und Jugendliche in familienähnlichen Strukturen betreut werden, und zwar jeweils durch drei Mitarbeiter sowie vor allem die Heimleitung, die 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr mit den Jugendlichen zusammenlebt und den Kindern eine klare und vertraute Bezugsperson ist.
Diese Bestandshäuser, informierte die Architektin weiter, die zum Teil aus den 1950er Jahren stammen, entsprächen nicht mehr den heutigen Anforderungen - dazu zählen Dinge wie Brandschutz sowie die Größe, Anzahl, Funktion und die Anordnung der Zimmer.
Die Verantwortlichen freuen sich schon auf die neuen Häuser. Besonders die Holzkonstruktion soll ein Gefühl der Wärme vermitteln.
Befänden sich in den alten Häusern nämlich gemeinschaftlich genutzte Räume noch auf verschiedenen Stockwerken, werden sich in den als Ersatz angedachten neuen Gebäuden die Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss befinden, während die Individualräume für die Kinder im Obergeschoss untergebracht seien. Deren Größe sei überdurchschnittlich und oberhalb der gesetzlichen Vorgaben, berichtete Dr. Klotz und Dea Ecker ergänzte: "Sie bieten insgesamt 24 Jugendlichen Platz und sind aufgeteilt auf insgesamt zwei Gebäude: ein großes U-förmiges mit 16 und ein weiteres mit acht Individualzimmern." Diese sind im ersteren in den Seitenflügeln untergebracht, im Mittelteil sind die Dienstwohnungen der zwei Heimleitungen
Als Besonderheiten wiesen die Gebäude jeweils ein steiles Walmdach auf, sodass der Platz darunter für Lager-, Technik- und Hobbyräume genutzt werden kann. Zudem gebe es überdachte Terrassen und kaminähnliche Treppenhäuser, die eine Durchlüftung der Gebäude ohne Lüftungsanlage gewährleisteten. In der Mitte entstehe ein Hof, der sich zum Dorf hin öffnet. Außerdem werde ein weiteres Gebäude gebaut, der sogenannte "Schuppen", in dem unter anderem Stellplätze für Autos und Fahrräder vorgesehen sind.
Der Zeitplan sieht vor, das U-förmige Gebäude, bei dem gerade die tragenden Wände stehen, bis voraussichtlich März 2019 und den ganzen Komplex bis zum Winter 2019/2020 fertigzustellen. Man werde sukzessive die Gebäude errichten, da man vor allem auch regional ansässige Handwerksbetriebe einbinden wolle. In den nächsten Jahren - so die Überlegungen - sollen bis zu sieben weitere neue Kinderdorfhäuser folgen: dann in der Kinderdorfstraße, wo die Kinder zur Zeit noch untergebracht sind.
Die Kosten der Gebäude im ersten Bauabschnitt belaufen sich auf 5,6 Millionen Euro, wobei ein kleiner Teil aus Rücklagen finanziert wird, der große Teil jedoch durch Darlehen und externe Unterstützer gestemmt wird. Auch weil man den pädagogischen "Luxus" mit den großen Zimmern und den Dienstwohnungen für die Heimleitungen anbiete, sei man auf externe Spenden angewiesen.
Dass der Aufwand es aber wert ist, davon ist Dea Ecker überzeugt: "Das Projekt ist beispielgebend. Am Ende wird man ihm ansehen, wie viel Liebe und Gedanken darin stecken."
Info: Spenden an: Sparkasse Neckartal-Odenwald, IBAN: DE63.6745.0048.0004 2031 39, Verwendungszweck: Neubauprojekt.