Bernhard Schaber-Laudien wird als Militärpfarrer eingeführt
Im Interview spricht er über seinen Beruf - "Seelsorge äußert sich in jeder Begegnung"

Hardheim/Walldürn. (adb) Seit dem 1. Oktober 2019 wohnt und wirkt Militärpfarrer Bernhard Schaber-Laudien in Hardheim. Als Militärseelsorger betreut der im Schwarzwald aufgewachsene Geistliche, der in Tübingen und Straßburg evangelische Theologie studierte, die Standorte Hardheim und Walldürn. Am heutigen Donnerstag erfährt der Vater von vier Kindern seine Einführung. Zuvor hat er sich mit der Rhein-Neckar-Zeitung über seinen Beruf und seine Person unterhalten.
An welchen Stationen wirkten Sie, bevor Sie nach Hardheim kamen?
Nach meinem Vikariat war ich sechs Jahre lang Gemeindepfarrer in Frommern bei Balingen am Fuße der Schwäbischen Alb und danach weitere zehn Jahre lang – ebenfalls als Gemeindepfarrer – in Ofterdingen bei Tübingen tätig. Aufgrund der Vielfalt des seelsorgerischen Dienstes bin ich sehr gern Gemeindepfarrer gewesen.
Was gab dann den Ausschlag zum Wechsel in die Militärseelsorge?
Es war wohl die Begegnung mit einem Studienfreund, den ich nach vielen Jahren wieder getroffen hatte. Während er mir von seinen Erfahrungen als Militärpfarrer berichtete, habe ich Feuer gefangen. Nachdem ich das Thema mit meiner Familie besprochen hatte, erfuhr ich in einem Gespräch mit dem für mich zuständigen Dekan Zielinski von der Neustrukturierung in Hardheim. Er erklärte, sich über meine dortige Bewerbung zu freuen – es hat sich letztlich einfach ergeben.
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Wie läuft eine solche Bewerbung ab?
Zuerst wird bei solchen Wechseln die eigene, in diesem Fall die badische evangelische, Landeskirche angefragt. Dort fand sich kein Bewerber, was die bundesweite Ausschreibung ergab. Bei mir kam hinzu, dass ich als Württemberger nach Baden wechselte, weswegen die evangelische Landeskirche mich freistellte.
Worin unterscheidet sich der Alltag eines Militärpfarrers von dem eines Gemeindepfarrers?
Das Militär ist ein wichtiger Ausschnitt der Gesellschaft, der einem seelsorgerisch anvertraut wird. In kleinerem Rahmen habe ich auch hier mit Taufen und Hochzeiten zu tun, wobei man hier zuvor mit dem Soldaten abzusprechen hat, ob die Zivil- oder Militärseelsorge gewünscht wird. Dafür entfallen etwa Besuche bei Jubilaren. Im Ganzen lässt sich sagen, dass ein Militärseelsorger deutlich mehr unterwegs ist, und hier viel mehr Seelsorge erfolgt als in der Gemeinde, wobei Seelsorge sich nicht nur in Gesprächen oder der Beratung von Menschen in Notsituationen äußert, sondern in jeder Begegnung. Einen wichtigen Eckpfeiler bildet vor allem die Betreuung von Einsatzkräften: Im Einsatz eines Soldaten können große Probleme entstehen, mit denen ein spezieller seelsorgerischer Umgang ähnlich wie die Notfallseelsorge erforderlich ist. Um das noch zu erlernen, besuche ich verschiedene Seminare.
Könnte es passieren, dass Sie in einem Einsatz dabei sein müssen?
Ja, durchaus. Die Einsatzbegleitung wird sicher eines Tages auf mich zukommen, typische Orte dafür könnten Afghanistan, Mali, der Irak oder der Kosovo sein.
Gibt es in der Militärseelsorge Strukturen, die vergleichbar mit der evangelischen oder katholischen Kirche sind?
Die Militärseelsorge ist eine staatliche Aufgabe, die im 1957 geschlossenen Militärseelsorgevertrag umrissen wird. Sie gilt als Einrichtung, um Soldaten auch im Einsatz die Ausübung ihrer Religion zu ermöglichen, und ist in vier Dekanate (Köln, Kiel, Berlin und München) unterteilt – Hardheim gehört zum Dekanat München. In Deutschland wirken etwa 100 evangelische und 70 katholische Militärseelsorger, darunter auch Frauen.
Was ist Ihr erster Eindruck von Hardheim und von der Carl-Schurz-Kaserne?
Fasziniert haben mich trotz der kurzen Zeit unheimlich viele freundliche und wertschätzende Begegnungen quer durch alle Dienstgrade. Davon wäre ich eigentlich nicht ausgegangen. Landschaftlich ist die Region sehr schön – als passionierter Langstreckenläufer werde ich sie im Frühjahr nach Feierabend tiefer erkunden.



