So könnte der derzeitige Rewe-Markt nach der Erweiterung um einen Anbau aussehen. Foto: RNZ
Hardheim. (rüb) Das neue Konzept des Erfapark-Eigners Schoofs Immobilien (Frankfurt) für die Revitalisierung des Einkaufszentrums sorgt in Hardheim und Umgebung für Aufsehen. Vor allem der geplante Neubau eines großflächigen Lebensmittelmarkts direkt am Erfapark und die damit einhergehende angedachte Verlagerung des Rewe-Marktes in den Ortskern gibt Anlass für Diskussionen.
Während die Stärkung des Zentrums von vielen begrüßt wird, gibt es auch mahnende Stimmen, die leerstehende Märkte an den Ortsrändern fürchten. Denn nicht nur Rewe möchte umziehen, auch Aldi hat bekanntlich einen neuen Standort im Visier und zwar ebenfalls direkt an der vielbefahrenen Ortsdurchfahrt.
"Ich kann diese Pläne nicht nachvollziehen", sagt Benno Hollerbach, Eigentümer des Rewe-Marktes in der Ferdinand-Müller-Straße, als er von der RNZ auf das neue Konzept angesprochen wird. Die Wiederbelebung des Erfaparks begrüße er ausdrücklich – das könne nur im Sinne Hardheims sein. Kritisch sieht er dagegen die Bestrebungen, gleich zwei große Lebensmittelmärkte zurück ins Zentrum zu verlagern – und damit auch die Verkehrsströme.
Der Standort des Rewe-Marktes, der 1998 eröffnet wurde, war damals auch mit dem Blick auf die Neubaugebiete im Norden und Nordwesten Hardheims ausgewählt worden. Die Erwartungen haben sich in all den Jahren wohl erfüllt: Die Baugebiete sind stetig gewachsen, aktuell wird gerade das neue Teilstück des Gebiets "Trieb" mit Leben erfüllt. Die Nähe zur Kaserne, die erfreulicherweise in den nächsten Jahren einen deutlichen Aufwuchs erfährt, sorgt dafür, dass auch für viele Soldaten die Ferdinand-Müller-Straße erste Anlaufstelle beim Einkaufen ist. Neben dem Hauptmagneten Rewe bilden heute der Raiffeisenmarkt und eine Filiale des Textildiscounters KiK zusammen ein kleines Einkaufszentrum.
Das soll auch so bleiben, wie Dr. Jens Kreutzfeldt, Pressereferent der ZG Raiffeisen (Karlsruhe), auf RNZ-Nachfrage bestätigt: "Aktuell sind wir mit dem Standort Hardheim zufrieden und planen keine Verlagerung des Marktes." Ähnlich sieht es bei KiK aus: "Wir sind mit unserem Standort in Hardheim sehr zufrieden. Entsprechend ist derzeit kein Umzug geplant."
Neuer Hardheimer Ortskern - die FotogalerieDoch was würde passieren, wenn Rewe seinen Standort ins Zentrum verlagern würde? Würde dann möglicherweise nicht "nur" ein Markt leerstehen, sondern gleich drei, weil die Kunden wegbleiben? Ein Szenario, das mancher Beobachter durchaus für realistisch hält.
Um eine solche Entwicklung zu verhindern, hat Benno Hollerbach reagiert. Wie er im Gespräch mit der RNZ erklärt, habe er vor gut vier Wochen einen Bauantrag auf Erweiterung des bestehenden Rewe-Marktes beim Gemeindeverwaltungsverband eingereicht. Die Verkaufsfläche soll sich von derzeit 1200 auf 1800 Quadratmeter erhöhen. Hofft er darauf, dass Rewe – der Mietvertrag läuft 2024 aus – doch noch bleibt? Er wolle zumindest nichts unversucht lassen und den Markt auf den neuesten Stand bringen. Entweder für Rewe oder für einen Nachmieter. "Wir sind bereits in Verhandlungen mit potenziellen Mietern", sagt Hollerbach.
Wie es mit dem derzeitigen Aldi-Markt im Gewerbegebiet "Tiefer Weg" weitergeht, ist unklar. Der Eigentümer der Immobilie hatte erst nach einer Nachfrage der RNZ von den Verlagerungsplänen des Discounters erfahren. Der Neubau eines Netto-Marktes in Höpfingen könnte bei den Überlegungen des Konzerns ebenfalls eine Rolle gespeilt haben.
Neben Rewe und Aldi gibt es in Hardheim bekanntlich noch einen dritten Supermarkt: Norma. Obwohl der Markt am Ortsausgang Richtung Schweinberg erst vor fünf Jahren gebaut wurde, soll er bereits erweitert werden, wie Expansionsleiter Tobias Palm bestätigte. "Wir sind stets an der Weiterentwicklung unserer Filialen interessiert. Dabei stellen die Wünsche unserer Kunden unseren täglichen Antrieb zur Verbesserung des Filialnetzes dar." Perspektivisch solle die Verkaufsfläche der Norma-Filiale in Hardheim deshalb erweitert werden. "Wann, wie und in welchem Umfang ist jedoch noch unklar", so Palm.
Das Thema "Märkte" wird den Gemeinderat wohl noch häufig beschäftigen. Die endgültige Entscheidung, wo neue Märkte gebaut werden dürfen und wo welche erweitert werden können, wird aber nicht in Hardheim getroffen. Solche Fragen der Raumplanung beantwortet das Regierungspräsidium Karlsruhe, so dass man im Erftal besonders hellhörig sein sollte. Da war doch mal was? Genau! 2007 kassierte die Behörde eine Baugenehmigung für den Bau eines neuen Lidl-Marktes ein, da die Planung gegen die Ziele der Regional- und Landesplanung verstoßen habe. Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit, der erst 2015 endete, als die Bauruine dem Norma-Neubau wich.
So weit soll es diesmal nicht kommen. Klar ist, dass sich die zur Verfügung stehende Verkaufsfläche in Hardheim um rund 3000 Quadratmeter erhöhen würde, wenn die Pläne der Schoofs-Gruppe umgesetzt werden. Zu viel für eine Gemeinde wie Hardheim. Die entscheidende Frage wird sein, wie das Regierungspräsidium den Sachverhalt einschätzt. Genießt der Bestandsschutz der Märkte am Ortsrand Priorität? Oder ist die Belebung des Ortskerns wichtiger?
Rewe geht unterdessen davon aus, dass sich die vor knapp zwei Wochen im Gemeinderat vorgestellten Pläne verwirklichen lassen: "Was eine mögliche Verlagerung unseres Marktes in Hardheim betrifft, so stehen wir am Anfang von bisher sehr positiv verlaufenden Gesprächen. ... Eine Verlagerung auf das Areal Erfapark würde eine Rückkehr in die Ortsmitte und damit eine Orientierung zum Kunden hin bedeuten, was wir natürlich begrüßen", so Pressesprecherin Sabine Stachorski.